Die mattblauen Scheine, die er herausbekam, trugen den Aufdruck »Ersatzgeld NordwestGetreide Projekt «.
Harry ging mit seinem Krug an den großen Tisch. »Stört es, wenn ich mich dazu setze?«
»Nur zu!« Der Mann mit dem kurzgeschnittenen weißblonden Haar war größer und breiter als Harry und hatte Hände von eindrucksvoller Größe.
Dem Tonfall nach kam er aus dem Süden.
»Whitey Lowenstein«, stellte sich der andere vor. »Und du?«
»Man nennt mich den Roten Harry.«
Lowenstein lachte. »Kann ich mir denken. Zu welcher Gruppe gehörst du?«
»Nun…«, druckste Harry herum.
»Ich verstehe«, sagte Lowenstein und lächelte. »Das gibt sich nach einer Weile. Die ganze Geheimnistuerei ist maßlos albern. Ich bin Schweißer.« Er musterte Harry aufmerksam. »Ich wette um ‘nen Krug, daß ich rauskrieg, was du machst.«
»Ist gebongt.« Harry tat demonstrativ einen tiefen Zug.
Lowenstein klopfte Harry auf die Brusttasche. »Hmm. Kein Dosimeter. Vielleicht hast du’s auch weggesteckt. Saubere Kleidung. Kräftiger Bursche. Bist du gebildet?«
Harry lachte. »Ja, in der Schule des Lebens.«
»Nun, ich hab so ein Gefühl. Alle Neulinge kriegen eingetrichtert, ›Feind hört mit‹, aber du hast
Eine Stunde später wußte er es. Es war nicht schwer zu erfahren – alle im Lokal waren im Bilde.
Irgendwo in Bellingham – niemand schien genau zu wissen oder auch nur genau wissen zu wollen wo – lagerten über tausend Atombomben. Die Atomheinis kümmerten sich um sie.
»Du mußt von hier verschwinden, Roger.«
»Linda, was wird hier gespielt?«
»Glaub mir, es geht dir besser, wenn du es nicht weißt.«
»Das will ich hoffen.«
Noch nie hatte er sie so sprechen hören. »Was, glaubst du eigentlich, habe ich vor? Das finstere Geheimnis der gefangenen Außerirdischen enthüllen? Meinst du wirklich, ich wüßte nicht, was hier gespielt wird?«
Sie sah nachdenklich drein. »Ich habe dich nie für dumm gehalten, Roger.«
»Sieh mal, Linda, ich könnte doch einfach warten. Und wenn Ed zurückkommt…«
»… bist du nicht mehr hier.«
»Linda, ich gebe auf. Was soll ich tun?«
»Verschwinden, und dich nie wieder hier sehen lassen!«
»Das war deutlich!«
»Und warum bist du dann noch da?«
»Linda, ich bin Tausende von Kilometern gekommen, um dich zu sehen!«
»Ich habe dich nicht darum gebeten.«
»Schon, aber sonst war ich immer willkommen. Ich weiß, daß du mich nicht gerade liebst, aber zumindest könntest du nett sein.«
»Das ist alles vorbei, Roger.«
»Das meinte ich nicht mit ›nett‹.« Roger seufzte. Schlagartig wurde ihm klar:
»Ich… wer ist sie?«
»Sie heißt Rosalee. Linda, du wirst es nicht glauben, ich hab sie auf der Straße kennengelernt.«
Sie lachte. »Nein, das glaube ich wirklich nicht.«
»Aber es stimmt, und sie ist großartig.«
»Hat sie dich durchschaut, Roger?«
»Besser als du.«
»Dann solltest du sie wirklich heiraten«, sagte Linda. »Und zwar bald. Das Problem besteht darin, dich hier rauszuschaffen. Ich ruf am Tor an.«
Roger fuhr sich durch den Bart. Wenn Linda den Posten anrief, konnte er mit dem Lastwagen hinfahren und sich als Harry Reddington ausgeben, denn es war inzwischen dunkel. Vielleicht war der Posten sogar schon abgelöst worden. Aber nein. Lieber auf Harry warten. Vielleicht war er schon wieder beim Wagen? Er sah auf die Uhr. Bestimmt nicht. Zu früh.
»Sag ihnen den Namen Reddington.«
»Was?«
»Ich konnte ihnen nicht meinen richtigen Namen angeben. Können wir nicht zur Erinnerung an alte Zeiten noch einen zur Brust nehmen?«
»Vielleicht schäme ich mich dieser alten Zeiten ein bißchen, Roger.«
»Ich vielleicht auch. Jedenfalls zum Teil. Aber ganz früher, Linda, als du Ed noch nicht kanntest? Hätte ich dich doch bloß geheiratet. Hättest du mich genommen?«
»Ja. Damals schon.«
»Das kommt ja wie aus der Pistole geschossen.«
»Ich habe oft darüber nachgedacht.«
»Tut es dir leid, daß ich dir keinen Antrag gemacht habe?«
»Ich hol dir was zu trinken, Roger.«