Ach, eyniger trost, beschirm mich denn vor des posen geistes yemmer-lichen anplik, bis mir behulfen und behUt mich vor den feintlichen henden. Mein ellendes sufczen werd von dir getrost, mein totliche kraftlose macht werd von den augen deiner parmherczikeit gUtlich angesehen, deyn milden hende werden mir denn gepoten, mein ellende sel von dir empfangen, und mit deinen rosenfarbem antlicz vor den hohen richter gefurt, und in ewiger selikeit bestetigt.
I. (66) O du gnadenreiches [152v
] wolgefallen des himelischen va-ters, wy du in der stund an dem creucz czu allen den aussern smerczen des pittern todes auch von innen genczlich wardest von aller sdssikeit und troste gelassen.II. (67) Du hattest czu deynem vater ein ellendes ruffen,
III. (68) deines willen mit dem seynen ein ganczes voreynen;
IV. (69) herr, dich durste von rechter pein und ddrre leiplich,
V. (70) dich durste auch von grosser lieb geistlich,
VI. (71) du wurd pitterlich getrenket,
VII. (72) und do es alles volbracht was, do sprachestu: Consumatum est.
VIII. (73) du warest deinem liben vater gehorsam uncz in den tod,
IX. (74) du empfallest deinen gaist in sein veterlichen hende,
X. (75) und do vorschied dein edel sel von deynem gotlichen leibe.
[153r
] Ach, mynniglicher herre, in der lib beger ich, das du mir allen leiden mildiglich beystest, das du deyn orenI. (76) Ach herre, gedenke, wy das scharfe speer durch dein gotlich seyten wart getrocken,
II. (77) wie das rosenbldende pluet daraus drang,
III. (78) wy das lebende wass dor aus ran.
IV. (79) Awe, herre, wy sawr du mich erarnet hast,
V. (80) und wy frayslich du mich hast erlost.
Mynniglicher herre, deyn tieffen wunden behdten mich vor allen mey-nen feinden, dein lebendes wasser raynig mich von alle meynen sdnden, dein rosenbldendes pluet czyer mich mit allen gnaden und tugenden. Czar-ter herre, dein sawrs erarnen pind dich czu mir, deyn [154r
] freyslich erlo-sen vorayn mich ewiglich mit dir.I. (81) Ach auserwelter trost aller sdnder und sdnderynnen, sdsse kdnigin, pis heut ermant do du under dem creucz stundest und dein kint was vorschaiden und also tot vor dir hing; wie hetstu do so manich ellendes aufsehen,
II. (82) wy mdterlich seyn arme worden von dir enpfangen,
III. (83) mit welchen trewen an dein plutfarbes antlicz gedrucket,
IV. (84) sein frischen wunden,
V. (85) seyn totlichs antlicz von dir durchkdsset;
VI. (86) wy manich tod wunden dein hercz do empfing, wy manches mynniglichs gruntloses sdfczen du liessest,
VII. (87) wy manchen pitterlichen ellenden czaher du rertest;
VIII. (88) dein ellenden wort waren do so gar cleglich, [154v
]IX. (89) dein lewtselig gestalt so gar trawriglich,
X. (90) aber dein ellendes hercz was von allen menschen untrostlich.
Eya rayne fraw, des seistu heut ermant, das du seist alle meyns lebens ein stete hdteryn und eyn getrewe weyserin. Ker dein milden augen czu allen czeiten kegn mir parmhercziglich, empfa mich in allen sachen md-terlich, behdt mich vor allen meynen feinden under deynen czarten armen getrewlich. Dein trewlichs kdssen seyner wunden sey mir kegn ym ein lie-plichs sdnen, dein totlichen wunden erwerben mir eyn herczenlichs rewen, dein inniglichs sdfczen preng mir ein stetes begern und dein pitterleichs czeher mussen mein hertes hercz erweichen. Dein cleglichen wort sint mir aller uppigen red ein ablegen, dein trawriglich geperd aller vorlassner ge-perd ein hinwerfen, [155r
] dein trostloses hercz aller czergenglichen lieb ein vorsinehen.I. (91) O wunniglicher glanst des ewigen liechtes, wy pistu nu in disem amplig, als dich mein sel selber under dem creucz auf der schos deyn’ trawrigen muter also toten mit clag und danken dm-fahet
II. (92) O ein lawterer clarer spigel d’ (der) gotlichen maiestat, wy pistu vor lieb durch mich wrunreynet, reynig dy grossen massen meyn’ grossen missetat!
III. (93) O ein schones liechtes pilde der veterlichen gdte, wy pistu also vorstellet, ader entsawbert widerpring das vorv(u?)nreynet pild meyn’ sel!