Читаем Немецкий язык с Генрихом Бёллем. Хлеб ранних лет полностью

1          Vor sieben Jahren, als ich das letzte Jahr zu Hause verbrachte, hatte ich sie ein paarmal gesehen; in jenem Jahr war ich genau zwölf mal in Mullers Haus gewesen: jeden Monat einmal, um die neusprachlichen Arbeitshefte abzugeben, die mein Vater turnusgemäß zu lesen hatte. Säuberlich waren auf der letzten Seite am unteren Rand die Paraphen der drei Neusprachler zu sehen: Mu — daswar Muller; Zbk — das war Zubanek; und Fen — das war die Paraphe meines Vaters, der mir den Namen Fendrich vererbt hat. Am deutlichsten entsann ich mich der dunklen Flecken an Mullers Haus: der grüne Verputz hatte bis an die Fenster des Erdgeschosses hin schwarze Wolken gezeigt von der Bodennässe, die hoch stieg; phantastische Gebilde, die mir immer wie Karten aus einem geheimnisvollen Atlas erschienen: zum Sommer hin trockneten sie an den Rändern aus und waren von Kränzen, so weiß wie Aussatz, umgeben, aber auch bei sommerlicher Hitze hatten diese Wolken einen dunkelgrauen Kern behalten. Im Winter und Herbst breitete sich die Feuchtigkeit über diese aussätzigen Ränder hinaus, so wie ein Tintenklecks sich übers Löschblatt schiebt: schwarz und sauer. Auch entsann ich mich gut Mullers pantoffeliger Schludrigkeit, seiner langen Pfeife, der ledernen Buchrücken und der Fotografie im Flur, die Muller als jungen Mann mit einer bunten Studentenmütze zeigte, und unter dieser Fotografie war der Schnörkel der Teutonia oder irgendeiner anderen Onia. Manchmal hatte ich Mullers Sohn gesehen, der zwei Jahre jünger war als ich, irgendwann einmal in meiner Klasse gewesen, nun aber längst über mich hinausgestiegen war. Er war starkknochig, kurz geschoren und sah wie ein junges Büffelkalb aus; er vermied es, länger als eine Minute mit mir zusammen zu sein, denn er war ein lieber Kerl; wahrscheinlich war es ihm peinlich, mit mir zusammen zu sein, weil es ihm schwerfiel, aus seiner Stimme all das herauszuhalten, von dem er glaubte, es müsse mich treffen: Mitleid, Hochmut und jene peinliche, künstliche Jovialität. So beschränkte er sich darauf, mir, wenn ich ihn traf, mit heiserer Munterkeit guten Tag zu sagen und mir den Weg zum Zimmer seines Vaters zu zeigen. Zweimal nurhatte ich ein kleines Mädchen von zwölf oder dreizehn Jahren gesehen: beim ersten Mal spielte sie mit leeren Blumentüpfen im Garten; an der moosgrünen Mauer hatte sie die hellroten, trockenen Töpfe pyramidenförmig aufgestellt und zuckte erschreckt zusammen, als eine Frauenstimme „Hedwig" rief, und es schien, als teile sich ihr Schrecken dem Blumentopfstapel mit, denn der oberste Topf in ihrer Pyramide rollte herunter und zerschellte auf dem nassen, dunklen Zement, mit dem der Hof belegt war.

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