Ist "ubrigens der Sozialismus jetzt nicht wie zu den Zeiten Campanellas noch zu fr"uh und zur Unzeit erschienen? Ich bewahrte diese Bemerkung f"ur den Nachtisch auf. Alle ausschliesslich politischen Menschen, die gerade nicht erkl"arte Feinde des Sozialismus sind, meinen, dass er zu fr"uh gekommen sei. Sie sagen, dass er ohne die Kraft seiner eigenen Verwirklichung in sich zu tragen, die politische Revolution gel"ahmt und ihr nicht die erforderliche Zeit geg"onnt habe, um die Republik zu begr"unden, um die demokratischen Einrichtungen zu vollenden und endigen. Die M"anner, welche derartge Einwendungen machen, sind mittelm"assige Geschichtskenner und schlechte Psychologen, denn sie w"ahnen, dass die Geschichte in der Art jener K"uch"okonomie verfahre, die keinen neuen K"asekuchen anf"angt, als bis der angeschnittene verzehrt ist. Aber die Geschichte wie die Natur wirft sich nach allen Richtungen hin und erkennt nur die Unm"oglichkeit als Grenze an. Doch das ist noch nicht alles. Die politischen Menschen haben nichts zu beendigen, nichts einzurichten, denn sie sind bei einer Grenze angekommen, nach deren "Uberschreitung sie mit vollen Segeln in den Sozialismus einlaufen. Wenn sie sich aufhalten, so sind sie im Gegenteil dazu verurteilt, sich in einem Ideenkreise zu drehen und zu wenden, der freilich zur Zeit der Berufung der Generalstaaten neu war, aber jetzt jedem vierzehnj"ahrigen Kinde bekannt ist. Betrachten Sie die franz"osische Konstitution von 48 und ze gen Sie mir nur einen neuen Gedanken, eine originelle Entwickelung, einen wirklichen Fortschritt; nehmen Sie die Sitzungen der Konstituante. – Ausserhalb ihrer vier W"ande die dringendsten Fragen, die zerst"orendsten Zweifel, die schrecklichsten L"osungen – innerhalb derselben das ewge eint"onige Wiederk"auen der fadesten und ausgeh"ohltesten konstitutionellen Theorien von dem Gleichgewicht der Gewalten, von den Befugnissen des Pr"asidenten, von der unfruchtbaren Gesetzgebung, die sich auf den abgeschmackten Code Napoleon st"utzt. Sie werden mir vielleicht Proudhon, Pierre Leroux, Considerant anf"uhren… aber die sind ja selbst Fremdlinge, welche sich in diese bo"otische Versammlung verirrt haben, und ihre Worte werden jedesmal mit einem Schrei der Indignation von den Gesetzgebern bedeckt. «Ja, aber doch die Montagne!» Aber was wollte die Montagne des Herrn Ledru Rollin denn? Die Freiheit! Aber was ist die Freiheit? Und wie kann ein Mensch in einer Gesellschaft frei sein, die wie die franz"osische organisiert ist, welche Garantien bieten die Montagnards f"ur die pers"onliche Freiheit gegen den Staat und seine Gewalt, wie wollen sie die Unvertr"aglichkeit aller franz"osischen Institutionen mit der individuellen Freiheit aufheben, ohne jene selbst zu zerst"oren? Sie k"onnen nichts antworten; ein unbestimmtes Gef"uhl, eine sehr edle Sympathie f"ur die Freiheit l"asst sie handeln, sie sehen sehr gut ein, dass diese Republik abscheulich ist – aber sie kennen nicht das geringste Heilmittel. Sie sagen, dass ihre Republik noch nicht verwirklicht ist. Das ist allerdings richtig, hat seinen Grund aber darin, dass sie nicht verwirklicht werden kann. M"ogen sie immerhin die wahre Freiheit w"unschen, und die ersten sein, welche das salus populi suprema lex proklamieren, m"ogen sie immerhin die Gleichheit wollen, so wagen sie es doch nicht, an die Exploitation der duldenden und armen Majorit"at durch eine reiche und unterdr"uckende Minorit"at zu r"uhren. Nein, wir d"urfen uns nicht t"auschen. Die Zeit der liberalen Politiker ist vorbei, sie haben nichts zu tun oder zu sagen. Der Sozialismus hatte nach dem 24. Februar das volle Recht, sein Banner aufzupflanzen. Ich will hier gar nicht einmal von der befremdenden Anmassung reden, welche dem menschlichen Gedanken dasselbe vorschreiben will, was Hamlet seinem Herzen sagte: «Warte, warte, schlage noch nicht, ich m"ochte erst wissen, was Horatio dazu sagt»; als wenn der Gedanke keine Tatsache w"are, wie alle "ubrigen, eine reelle, v"ollig autonomische Tatsache, welche ihre geschichtliche Rechtfertigung und Zeitrechnung hat. Glauben Sie vielleicht, dass das Pariser Volk sich f"ur das Bankett des zw"olften Arrondissements auf den Strassen geschlagen h"atte, oder vielleicht daf"ur, dass es sich eine verabscheuungsw"urdige Republik statt einer verabscheuungsw"urdigen Monarchie erk"ampfte? Das Volk ging geraden Schrittes auf eine soziale Republik los; aber als es sich noch einmal verraten sah, versuchte es am 15. Mai die Versammlung aufzul"osen, und als ihm das nicht gl"uckte, lieferte es seine grosse Junischlacht. Das Volk begriff endlich sein unbestreitbares Recht, seine meineidigen Deputierten zum Teufel zu jagen, und schloss mit dieser Erkenntnis das Zeitalter der repr"asentativen Fiktion, welche Napoleon nach dem Frieden von Campo Formio der Welt ank"undigte. Das Volk wollte nichts von dieser Bastard-Republik wissen, durch deren heuchlerische Z"uge schon die Deportationen, die hohen Gerichtsh"ofe, der Belagerungszustand, Cavaignac, Bonaparte und alle Leiden hervorbrachen, welche uns diese stupide und l"acherliche Wirtschaft zeigt. – Das Volk ist besiegt worden! – Aber wer hat denn triumphiert? Vielleicht die Republik? Nein, sie geht alle Tage mehr r"uckw"arts, man bedauert sie selbst nicht, die Erhaltung einer solchen Republik hat f"ur das Volk kein Interesse mehr. Das Volk, welches seine Repr"asentanten am 24. Juni vergeblich auf den Barrikaden suchte, hat sich erm"udet und ekelnd von dem politischen Schauplatz zur"uckgezogen, und die Montagne rief es vor einigen Tagen vergebens, es stieg diesmal nicht auf die Strassen herab, um Politik zu machen.