In der Ausgangsschleuse standen noch beide Türen offen. Sie konnten nur vom Steuerpult aus mit Hilfe einer speziellen Automatik geschlossen werden, die es später unmöglich machte, daß beide Türen zu gleicher Zeit geöffnet würden. Auf fremden Planeten, die eine anders zusammengesetzte Atmosphäre als die Erde besaßen, war eine solche Vorkehrung von lebenswichtiger Bedeutung.
„Ich werde zum Pult gehen“, sagte Belopolski, „bleiben Sie bitte hier und überwachen Sie das Schließen der Türen. Semjon Pawlowitsch hat natürlich alles schon kontrolliert, aber — trotzdem. Dann kommen Sie zu mir. Lassen Sie mich nicht so lange warten!“ „Geht klar, Konstantin Jewgenjewitsch!“ Belopolski entfernte sich.
Nach ein paar Minuten schlossen sich leise brummend beide Türen. Melnikow verfolgte aufmerksam, wie der Mechanismus funktionierte. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, drückte er auf einen Knopf. Die Innentür öffnete sich, die Außentür blieb verschlossen. Also arbeitete der Mechanismus fehlerfrei. Er drückte auf einen zweiten Knopf. Daraufhin schloß sich die Innentür und öffnete sich binnen weniger Sekunden automatisch die Außentür. Alles funktionierte wie vorgesehen.
Er zog die Treppe ein und schloß die Außentür, und als sich ebenso automatisch die Innentür geöffnet hatte, stieg er in den runden Korridor hinauf.
Das erste Schott, zehn Schritt von ihm entfernt, war blockiert.
Also hatte Belopolski schon alles startklar gemacht, alle Türen und Luken des Raumschiffes geschlossen.
Melnikow trat an die Wand und schritt vorsichtig über das weiche Polster. Der hölzerne Steg war schon entfernt worden.
Er öffnete die kleine Tür des Fahrstuhls und zwängte sich in die enge Kabine. Sie wurde von einer kleinen Lampe erhellt, die aber genug Licht spendete, daß man die Knöpfe auf der Schalttafel unterscheiden konnte. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß die kleine Tür fest geschlossen war, drückte er auf einen der Knöpfe — die Fahrkabine fuhr an und raste durch den stählernen Gang. Nach einigen Sekunden flammte an der Schalttafel eine grüne, dann eine gelbe Lampe auf. Melnikow unternahm nichts. Der Fahrstuhl blieb stehen. Er merkte, daß die Kabine sich vorn hob, beinahe senkrecht stand und zu klettern begann. Abermals leuchtete eine grüne, dann eine gelbe Lampe auf. Er drückte auf einen der Knöpfe. Wenn er dies nicht getan hätte, wäre er vom Lift in den dritten Korridor befördert worden, während er in den zweiten wollte. Die Kabine nahm wieder eine waagerechte Lage ein, fuhr ein Stück und hielt. Er öffnete die Tür und stieg aus.
Melnikow befand sich nun auf der Kommandobrücke, die im Vorschiff lag. Vor ihr, im Bug, gab es nur noch das Observatorium.
Belopolski saß vor einem riesigen Schaltpult in einem Polstersessel. Auf drei Bildschirmen, die in der Mitte angebracht waren, sah man die Wände der Startbahn. Zwei Bildschirme an der Seite waren dunkel.
Melnikow ließ seinen Blick über die lange Reihe der Lämpchen gleiten. Sie leuchteten alle grün. Das bedeutete, daß die Räume des Schiffes startklar waren.
Er nahm neben Belopolski Platz und schnallte sich fest im Sessel an.
Die in das Pult eingebaute große Uhr mit einem Sekundenzeiger, der über das ganze Zifferblatt lief, zeigte auf fünf Minuten vor zwölf.
Bei „SSSR-KS 2“ hatte man der geringeren Geschwindigkeit wegen eine genaue Startzeit einhalten müssen. „SSSR-KS 3“ konnte innerhalb weniger Stunden starten, wann immer es ihm beliebte. Die Geschwindigkeit des Schiffes war so groß, daß die Startzeit keine Rolle spielte. Es gab im Sonnensystem außer dem Merkur keinen Planeten, der schneller als das Raumschiff auf seiner Bahn zog — das war die letzte Errungenschaft des von Kamow geleiteten Konstruktionsbüros. Melnikow wußte, daß der Start etwa um zwölf Uhr erfolgen sollte.
„Sehen Sie nach, ob bei der Besatzung alles klar ist!“ befahl Belopolski.
Er drückte rasch auf einige Knöpfe, und verschiedenfarbige kleine Lampen gaben durch kurzes Aufleuchten Antwort auf seine stummen Fragen an Schiffswände, Antriebsaggregate und Automatiken.
Melnikow schaltete den Bildschirm an der rechten Seite ein.
Ein helles Rechteck wurde sichtbar. Dann erblickte man das Innere einer der Gemeinschaftskajüten. In ihr befanden sich sechs Personen. Sie lagen in weichen „Lederwiegen“, die mit Gummistoßdämpfern an den Wänden befestigt waren. Paitschadse stand neben seiner „Wiege“ und sah zum Bildschirm.
„Seid ihr fertig?“ fragte Melnikow.
„Alles klar, Genosse Stellvertretender Expeditionsleiter“, antwortete Paitschadse knapp und unterstrich durch seinen offiziellen Ton die Feierlichkeit des Augenblicks.
„Legt euch hin! Wir werden jetzt starten!“ Die übrigen vier Besatzungsmitglieder hielten sich in der anderen Gemeinschaftskajüte auf, die, nachdem Melnikow auf einen Knopf gedrückt hatte, ebenfalls auf dem Bildschirm sichtbar wurde. Professor Balandin antwortete genauso dienstlich wie Paitschadse.
„Die Besatzung ist startklar“, meldete Melnikow.