Natürlich waren Halbleiterbatterien, die bei kleinem Umfang in bedeutender Menge Elektroenergie erzeugen, für den Bau einer Kompressionsvorrichtung wie dieser, die sogar in einen kleinen Tornister paßte, Voraussetzung. Aber stets sind die Errungenschaften der Wissenschaft eng mit dem Niveau der Technik verknüpft.
Belopolski ließ beschleunigt eine Startbahn für Flugzeuge anlegen. Er wollte die Insel von oben betrachten und gleichzeitig versuchen, ein Festland ausfindig zu machen. Am Ufer der Insel hatte man Spuren entdeckt, die deutlich darauf hinwiesen, daß die Flut hier sehr hoch stieg. Das diente nach Balandins Meinung als Beweis für die Nähe eines Festlandes. Auf hoher See, fern von anderen Ufern, konnte die Flut nicht so hoch steigen.
Mit der Anlage einer Startbahn wurden Paitschadse, Wtorow, Romanow und Knjasew beauftragt. Saizew leitete die Arbeit.
Als Flugfeld konnte die Bucht dienen; die Düsenflugzeuge, die an Bord von „SSSR-KS 3“ mitgeführt wurden, waren alle Wasserflugzeuge. Es tauchte jedoch die Frage auf, wo sie montiert und vor allem wo sie untergestellt werden sollten. Auf dem Wasser würde das erste beste Gewitter ihre Tragflächen zerschmettern. Deshalb wurde beschlossen, einen geschützten Hangar zu bauen und ihn mit einer Vorrichtung zum Wassern der Flugzeuge vorm Start sowie zur Wiederaufnahme nach der Landung zu versehen.
Das war eine schwierige Aufgabe, wenn man die Höhe des Ufers und die unzähligen Schwammsträucher und Korallenbäume berücksichtigte. Aber Zähigkeit und Erfindergeist siegten.
Mit Flammenwerfern und mächtigen Ultraschallgeräten vernichteten sie auf einer Fläche von dreihundert Quadratmetern alles, was das Ufer bedeckte. Mit Stücken der Korallenbäume schütteten sie die zahlreichen Gruben zu. Über diesem Platz errichteten sie ein festes Dach, das an einigen Stammen befestigt wurde, die eigens zu diesem Zweck nicht gefallt worden waren.
Gezielte Sprengungen rissen einen Teil des Ufers ein, so daß ein schräger Hang entstand. Als sie dann noch eine Elektrowinde aufgestellt hatten, war der Flughafen fertig.
Zwar drückten Regengüsse das Dach noch mehrmals ein, und es mußte neu errichtet werden. Aber schließlich konnten selbst die schrecklichsten Gewitter dem Hangar nichts mehr anhaben.
Das Wasserflugzeug im Hangar unterzustellen war nun nicht mehr schwierig. Es wurde ans Ufer bugsiert und mit der Winde den Hang hinaufgezogen. An der Montage und Anbringung der Tragflächen beteiligten sich fast alle Besatzungsmitglieder.
Am sechsten Tag, dem 15. Juli, stand die Maschine startbereit.
Belopolski beauftragte Melnikow und Wtorow mit dem ersten Flug. Sie sollten die Insel aus der Luft fotografieren.
Balandin und Korzewski hatten während dieser Tage vergeblich versucht, Wassertiere zu fangen. Ihre Netze blieben leer.
Aber zweifellos gab es im Ozean der Venus schwimmende Lebewesen; denn sonst wäre das Verhalten der Aktinien und der anderen Organismen an Land schwerlich zu erklären gewesen.
Es blieb nur zu vermuten, daß alle diese Tiere mit der Ebbe auf die hohe See hinausschwammen.
Aber trotz des erfolglosen Fischfangversuches konnten die Sternfahrer mit den Ergebnissen ihrer Arbeit zufrieden sein. Sie hatten innerhalb von sechs Tagen Entdeckungen gemacht, die alle bisherigen Vorstellungen vom Leben auf diesem Planeten, zumindest was die Ozeane betraf, über den Haufen warfen. Die Korallen, die Schwämme und die vorerst noch rätselhaften „Bänder“ waren keine embryonalen Lebenskeime mehr, sondern voll ausgebildete Organismen mit einer komplizierten Struktur.
Und die unbekannten Fische, die ihnen als Nahrung dienten, mußten auf einer noch höheren Stufe der Evolution stehen.
Die Korallen und Schwämme auf der Venus glichen denen auf der Erde, aber über diesen auf den ersten Blick merkwürdig scheinenden Umstand wunderten sich weder Balandin noch Korzewski. Das Wasser im Ozean war gewöhnliches Wasser und unterschied sich nicht von dem Meerwasser der Erde. Auf Planeten, die einander nahe waren, mußte das Leben in annähernd gleicher Weise entstehen und konnte bei den niederen Formen sogar miteinander identisch sein. Der sehr schwache Formalingehalt in den Gewässern der Venus konnte die Entfaltung des Lebens nicht behindern.
Das größte Rätsel, für das sich vorläufig keine wissenschaftliche Erklärung fand, blieben die seltsamen Eigenschaften der grellroten Lianen. Sie gehörten zweifellos zur Pflanzenwelt, erinnerten aber dadurch, daß sie bewußt auf Berührung reagierten, an Tiere. Es gelang den Forschern, zwei dieser vermeintlichen Lianen vom Stamm zu lösen, ohne sie zu zerstückeln, und in einem Behälter mit Spiritus zu verschließen. Die rätselhaften Pflanzentiere sollten auf der Erde gründlich studiert werden.