Es wurde Geräusch hörbar... Herr Goljadkin krümmte sich zusammen und sprang hinter den Ofen. Jemand kam die Treppe herunter und ging auf die Straße hinaus. »Wer kann denn da jetzt weggehen?« dachte unser Held im stillen. Einen Augenblick darauf wurden wieder Schritte vernehmbar... Jetzt konnte Herr Goljadkin sich nicht beherrschen und steckte die Nasenspitze ein ganz klein wenig aus seinem Versteck heraus, – aber sofort zuckte er auch wieder zurück, als ob ihn jemand mit einer Nadel hineingestochen hätte. Diesmal war es ein Bekannter, der vorbeiging, nämlich der Halunke, der Intrigant, der verworfene Mensch; er ging wie gewöhnlich mit seinen nichtswürdigen, kleinen Schrittchen, trippelnd und mit den Beinen ausschlagend, als ob er jemandem damit einen Schlag versetzen wollte. »Schurke!« sagte unser Held vor sich hin. Übrigens konnte Herr Goljadkin nicht umhin zu bemerken, daß der Schurke unter dem Arm ein großes grünes Portefeuille trug, das Seiner Exzellenz gehörte. »Er hat wieder einen besonderen Auftrag,« dachte Herr Goljadkin; er errötete und krümmte sich vor Ärger noch mehr zusammen als vorher. Kaum war Herr Goljadkin der jüngere an Herrn Goljadkin dem älteren, ohne diesen überhaupt zu bemerken, vorbeigehuscht, als sich zum dritten Male Schritte hören ließen, und diesmal erriet Herr Goljadkin, daß es die Schritte eines Schreibers waren. Wirklich blickte der pomadisierte Kopf eines Schreibers zu ihm hinter den Ofen; es war indes nicht Ostafjew, sondern ein anderer Schreiber, namens Pisarenko. Das setzte Herrn Goljadkin in Erstaunen. »Warum hat er denn andere in das Geheimnis eingeweiht?« dachte unser Held. »Diese Heiden! Nichts ist ihnen heilig!« –
»Nun, was gibt es, mein Freund,« sagte er, sich zu Pisarenko wendend. »Von wem kommst du, mein Freund?«
»Ich komme in Ihrer Angelegenheit. Bis jetzt ist noch nichts zu erfahren gewesen. Aber sobald wir etwas erfahren, werden wir es Ihnen mitteilen.«
»Und Ostafjew?«
»Der kann jetzt absolut nicht abkommen, Euer Wohlgeboren. Seine Exzellenz ist schon zweimal durch unser Bureau hindurchgegangen, und auch ich habe jetzt keine Zeit.«
»Ich danke dir, mein Lieber, ich danke dir... Sage mir nur noch...« »Wahrhaftig, ich habe keine Zeit... Alle Augenblicke werden wir gerufen... Bitte, bleiben Sie hier noch ein Weilchen stehen; wenn sich dann in betreff Ihrer Angelegenheit etwas begibt, wollen wir Sie benachrichtigen...«
»Nein, mein Freund, sage mir...«
»Verzeihen Sie, ich habe keine Zeit,« sagte Pisarenko, indem er sich von Herrn Goljadkin, der ihn am Rockschoß gefaßt hatte, loszureißen suchte; »ich habe wirklich keine Zeit. Bleiben Sie hier noch ein Weilchen stehen; dann wollen wir Sie benachrichtigen.«
»Gleich, gleich lasse ich dich weg, mein Freund! Gleich, gleich, lieber Freund! Aber jetzt... Hier ist ein Brief, mein Freund; ich werde mich dir dankbar zeigen, mein Lieber.«
»Zu Diensten.«
»Gib ihn an Herrn Goljadkin ab, mein Lieber; sei damit recht sorgsam!«
»An Herrn Goljadkin?«
»Ja, mein Freund, an Herrn Goljadkin.«
»Schön; sowie ich fertig bin, will ich ihn bestellen. Bleiben Sie hier nur solange stehen! Hier sieht Sie niemand...«
»Nein, ich... denke nur nichts Übles, mein Freund... ich stehe hier nicht, um von niemand gesehen zu werden. Aber ich werde jetzt nicht länger hierbleiben, mein Freund... ich werde hier in die Seitengasse gehen. Da ist ein Kaffeehaus; da werde ich warten; und wenn sich etwas zuträgt, so benachrichtige mich von allem, verstehst du?«
»Schön, lassen Sie mich jetzt nur weg; ich verstehe...«
»Ich werde dir dankbar sein, mein Lieber!« rief Herr Goljadkin dem Schreiber Pisarenko nach, dem es nun endlich gelungen war, sich frei zu machen. »Der Halunke wurde, wie es scheint, zuletzt gröber,« dachte unser Held, während er verstohlen hinter dem Ofen hervorkam. »Da hat die Sache noch einen Haken. Das ist klar... Zuerst war er anders... Übrigens mochte er es wirklich eilig haben; vielleicht ist bei ihnen viel zu tun. Und Seine Exzellenz ist zweimal durch das Bureau gegangen... Was mag dazu für Anlaß gewesen sein?... Ach was, das tut nichts! Das hat vielleicht nichts zu bedeuten; nun, jetzt wollen wir sehen...«