Читаем Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend полностью

»Wilke, das geht Sie doch alles nichts an«, sage ich und gebe ihm unter dem Tisch einen Fußtritt.

»Und die Zwillinge«, ruft Wilke, ohne mich zu beachten.

»Der katholische würde dann ja gleichzeitig evangelisch beerdigt werden und der evangelische katholisch! Stellen Sie sich das Durcheinander vor! Nein, Sie werden mit dem Doppelsarg nicht durchkommen! Zwei Einzelsärge, das wird es sein müssen! Dann hat jede Religion ihren. Die Geistlichen können einander dann den Rücken drehen und sie so einsegnen.«

Wilke stellt sich offenbar vor, daß eine Religion Gift für die andere sei.»Haben Sie schon mit den Priestern gesprochen?«fragt er.

»Das tut mein Mann«, sagt die Frau.

»Da bin ich doch wirklich neugierig -«

»Wollen Sie den Doppelsarg machen?«fragt die Frau.

»Machen schon, aber ich sage Ihnen -«

»Was kostet er?«fragt die Frau.

Wilke kratzt sich den Schädel.»Wann muß er fertig sein?«

»So bald wie möglich.«

»Dann muß ich die Nacht durcharbeiten. Überstunden. Er muß extra angefertigt werden.«

»Was kostet er?«fragt die Frau.

»Ich werde es Ihnen bei der Ablieferung sagen. Ich mache es billig, der Wissenschaft wegen. Ich kann ihn nur nicht zurücknehmen, wenn er Ihnen verboten wird.«

»Er wird nicht verboten.«

Wilke sieht die Frau erstaunt an.»Woher wissen Sie das?«

»Wenn die Priester sie so nicht einsegnen wollen, beerdigen wir sie ohne Priester«, sagt die Frau hart.»Sie waren immer zusammen, und sie sollen zusammen bleiben.«

Wilke nickt.»Abgemacht, also – der Sarg wird fest geliefert. Zurücknehmen kann ich ihn nicht.«

Die Frau zieht ein schwarzes Lederportemonnaie mit einem Nickelschnapper aus ihrer Handtasche.»Wollen Sie eine Anzahlung?«

»Es ist üblich. Für das Holz.«

Die Frau sieht Wilke an.»Eine Million«, sagt er etwas verlegen.

Die Frau gibt ihm die Scheine. Sie sind klein zusammengefaltet.»Die Adresse«, sagt sie.

»Ich gehe mit«, erklärt Wilke.»Ich nehme Maß. Sie sollen einen guten Sarg bekommen.«

Die Frau nickt und sieht mich an.»Und der Stein? Wann liefern Sie ihn?«

»Wann Sie wollen. Im allgemeinen wartet man damit bis ein paar Monate nach der Beerdigung.«

»Können wir ihn nicht gleich haben?«

»Das schon. Aber es ist besser, zu warten. Das Grab senkt sich nach einiger Zeit. Es ist zweckmäßiger, erst dann den Stein aufzustellen, sonst muß er noch einmal gesetzt werden.«

»Ach so«, sagt die Frau. Ihre Pupillen scheinen einen Augenblick zu zittern.»Wir möchten den Stein trotzdem gleich haben. Kann man ihn nicht – kann man ihn nicht so setzen, daß er nicht einsinkt?«

»Wir müssen dann ein Extra-Fundament machen. Eins für den Stein, vor der Beerdigung. Wollen Sie das?«

Die Frau nickt.»Sie sollen ihre Namen drauf haben«, sagt sie.»Sie sollen nicht einfach so daliegen. Es ist besser, wenn sie ihre Namen gleich darauf haben.«

Sie gibt mir die Nummer der Grabstelle.»Ich möchte das sofort bezahlen«, sagt sie.»Wieviel macht es?«

Sie öffnet das schwarze Lederportemonnaie wieder. Ich sage ihr, verlegen wie Wilke, den Preis.»Heute ist gleich alles in Millionen und Milliarden«, füge ich hinzu.

Es ist sonderbar, wie man manchmal schon an der Art, wie sie Geld zusammenfalten, sehen kann, ob Leute ordentlich und ehrlich sind oder nicht. Die Frau öffnet einen Schein nach dem anderen und legt ihn auf den Tisch neben die Granit- und Kalksteinmuster.»Wir hatten das Geld beiseitegelegt für die Schule«, sagt sie.»Es hätte jetzt längst nicht mehr gereicht – hierfür reicht es gerade noch -«

»Ausgeschlossen!«sagt Riesenfeld.»Haben Sie denn überhaupt eine Ahnung, was schwarzer schwedischer Granit kostet? Der kommt von Schweden, junger Mann, und kann nicht mit Wechseln auf deutsche Mark bezahlt werden! Der kostet Devisen! Schwedische Kronen! Wir haben nur noch ein paar Blöcke, für Freunde! Die letzten! Sie sind wie blau weiße Diamanten. Ich gebe euch einen für den Abend mit Madame Watzek – aber zwei! Sind Sie verrückt geworden? Ebenso könnte ich von Hindenburg verlangen, daß er Kommunist würde.«

»Welch ein Gedanke!«

»Na also! Nehmen Sie die Rarität und versuchen Sie nicht, mehr aus mir herauszuholen als Ihr Chef. Da Sie Laufjunge und Bürodirektor in einem sind, brauchen Sie sich ja nicht ums Avancement zu kümmern.«

»Das sicher nicht. Ich tue es aus reiner Liebe zum Granit. Aus platonischer Liebe sogar. Ich will ihn nicht einmal selbst verkaufen.«

»Nein?«fragt Riesenfeld und schenkt sich ein Glas Schnaps ein.

»Nein«, erwidere.ich.»Ich will nämlich meinen Beruf wechseln.«

»Schon wieder?«Riesenfeld schiebt seinen Sessel so, daß er Lisas Fenster vor sich hat.

»Dieses Mal wirklich.«

»Zurück zur Schulmeisterei?«

»Nein«, sage ich,»soviel Einfalt habe ich nicht mehr. Soviel Einbildung auch nicht. Wissen Sie nichts für mich? Sie kommen doch viel herum.«

»Was?«fragt Riesenfeld uninteressiert.

»Irgend etwas in einer großen Stadt. Laufjunge bei einer Zeitung meinetwegen.«

»Bleiben Sie hier«, sagt Riesenfeld.»Hier passen Sie her. Ich würde Sie vermissen. Warum wollen Sie weg?«

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