»Hm.« Rod zog ein saures Gesicht. »In Ordnung, ich hab’ verstanden. Danke.«
»Ich bleibe hier, um Sie zu bedienen.«
»Nein, das tun Sie nicht. Ist doch Unsinn, dass alle die ganze Nacht aufbleiben. Schauen Sie, dass Sie ins Bett kommen.« Rod sah dem alten Soldaten nach. Als er fort war, kicherte Sally los. »Ich wüsste nicht, was da so verdammt komisch war«, knurrte Rod.
»Er wollte meinen Ruf schützen«, lachte Sally. »Wenn du diese Nachricht nicht erhalten hättest, und Onkel Ben wäre hier hereingestürmt und wir beide …«
»Hm. Möchtest du noch was zu trinken?«
»Wo Onkel Ben jede Minute kommen kann? Wäre eine Verschwendung. Ich geh schlafen.« Sie lächelte ihn sanft an. »Bleib nicht zu lange auf.«
»Biest!« Er nahm sie bei den Schultern und küsste sie. Und noch einmal. »Ich könnte die Tür so einstellen, dass er nicht herein kann …«
»Gute Nacht, Rod.«
Er sah ihr nach, bis sie in ihrer eigenen Suite gegenüber der seinen verschwunden war.
Dann ging er wieder hinein und trat an die Bar. Es war ein sehr eintöniger Abend gewesen, und nur die Aussicht, bald gehen zu können, hatte ihm die Gesellschaft erträglich gemacht. »Verdammt!« sagte er laut. Er goss ein volles Glas New Aberdeen Highland Cream hinunter. »Gottverdammt noch mal!«
Senator Fowler und ein in Gedanken versunkener Kevin Renner trafen ein, als Rod sich den zweiten Drink einschenkte. »Tut mir leid, dass es so spät wurde, Rod«, sagte Fowler nicht ein bisschen zerknirscht. »Kevin sagte mir, dass sich heute etwas Interessantes ergeben hat …«
»Ach, hat er das? Und er hat diese nächtliche Konferenz vorgeschlagen, was?« Als Benjamin Fowler nickte, drehte sich Rod zu seinem ehemaligen Chefnavigator um.
»Das werden Sie bereuen, Sie …«
»Wir haben keine Zeit für solchen Unsinn«, sagte Fowler.
»Gibt’s noch was von diesem Scotch?«.
»Ja.« Rod schenkte für beide ein, goss den Rest seines Drinks hinunter und nahm sich noch einen. »Setzen Sie sich, Ben. Sie auch, Mr. Renner. Ich werde mich nicht entschuldigen, dass ich die Dienstboten zu Bett geschickt habe …«
»Ach, das macht nichts«, sagte Renner. Er zog sich wieder in seine Gedankenwelt zurück und ließ sich in einen Sessel sinken. Einen Augenblick später grinste er erstaunt.
Er hatte noch nie in einem Massagesessel gesessen, und es gefiel ihm augenscheinlich sehr gut.
»Also«, sagte Senator Fowler. »Erzählen Sie mir mal, was Ihrer Meinung nach heute Nachmittag passiert ist.« »Ich werde es Ihnen zeigen.« Rod aktivierte seinen Taschencomputer und schaltete den Wandschirm ein. Die Bildqualität war nicht besonders — die Aufzeichnung stammte von einer winzigen Kamera, die in eine Schmuckschnalle an Rods Rock eingebaut war. Der Blickwinkel war recht beschränkt, doch der Ton ausgezeichnet.
Fowler sah sich den Film schweigend an. »Lassen Sie mich das noch einmal anschauen«, sagte er. Rod ließ bereitwillig noch einmal die Aufzeichnung der kurzen Besprechung ablaufen. Während Fowler und Renner zuschauten, ging er zur Bar, entschied sich gegen einen weiteren Whisky und schenkte sich aus einer Thermoskanne Kaffee ein.
»Und was finden Sie da eigentlich so verflixt wichtig?« erkundigte sich Fowler.
Kevin Renner zuckte die Achseln. »Das ist der erste Beweis dafür, dass sie uns anlügen.
Was haben sie uns sonst noch verschwiegen?«
»Verdammt, sehr viel haben sie uns ohnehin nie gesagt«, meinte Fowler. »Und war das überhaupt eine Lüge?«
»Ja«, sagte Rod ruhig. »Zumindest eine bewusste Täuschung. Es war kein Missverständnis. Ich habe das überprüft. Wir haben zu viele Aufzeichnungen von Gesprächen, bei denen die Splits etwas behaupteten, dann aus unseren Reaktionen sahen, dass wir sie falsch verstanden hatten, und sich korrigierten. Nein. Dieses Split hat Sally absichtlich etwas glauben lassen, das nicht stimmt.«
»Aber was zum Teufel hat das für uns zu bedeuten, dass wir nun wissen, Vermittler können keine Kinder haben?« wollte Fowler wissen.
»Es sagt uns, dass zwei Braune und ein Weißes vier Kinder bekommen haben müssen«, sagte Renner bedächtig. »In einem winzigen Schiff. Im Weltraum. Unter gefährlichen Bedingungen. Und sehr beschränkten Platzverhältnissen.«
»Hmja.« Ben Fowler stand auf und legte seinen Galarock ab. Darunter trug er ein altes, sehr weiches und an drei Stellen sorgfältig gestopftes Hemd. »Rod, wie stehen die Splits eigentlich zu ihren Kindern?« fragte Fowler. »Vielleicht halten sie nicht viel von ihnen, bis sie reden können, oder so. Kein großer Verlust.«
»Falsch«, sagte Renner.
»Die taktvolle Art«, meinte Rod ruhig, »die höfliche Art, dem Senator mitzuteilen, dass er unrecht hat, wäre etwa, ›Leider trifft dies nicht ganz zu‹.«
Renner grinste. »He, das gefallt mir. Na, jedenfalls hat der Senator unrecht. Die Splits halten ungeheuer viel von ihren Kindern. Die einzige Religion, von der ich je hörte, lehrt, dass ihre Seele sich auf ihre Kinder aufteilt und in ihnen weiterlebt. Sie beten ihre Sprösslinge förmlich an.«
»Ah.« Fowler hielt sein Glas zum Nachschenken hoch. Er runzelte ungeduldig die Stirn.