Gelegentlich sahen Gruppen von Flüchtlingen zu dem Hubschrauber empor. Nur wenige machten ihm Zeichen, er möge landen.
Immer wieder wanderten Jennys Blicke zu dem Transportschiff der Außerirdischen hinüber.
Schon seit fast einer Stunde hatte man es sehen können. Jetzt war es nicht einmal mehr fünfzehn Kilometer entfernt und ragte in der ebenen schwarzen Landschaft hoch auf. Es war aus mehreren Kilometern Höhe abgestürzt und beim Aufprall zerschellt, so daß es mit aufgerissenem Rumpf dalag wie ein mit dem Bug voraus gesunkenes Schlachtschiff. Auf die Flüchtlinge mußte es gigantisch und erschreckend gewirkt haben.
Ein totes Fi’ lag mitten auf der Straße, platt wie ein Pfannkuchen. Es war fast bis auf die zermalmten Knochen verwest. Sein Flugdrache hatte sich nicht geöffnet. Die Fithp entkleidete ihre Toten gewöhnlich, ließ sie oft aber auch einfach liegen, wie sie gefallen waren. Es wäre einfach gewesen, sie zu verbrennen: die Leichen aufeinanderstapeln, ein Feuerstoß aus einer Laserwaffe…
Der Hubschrauber landete nahe dem Heck des Transportschiffs. Jenny und Jack stiegen aus.
Sie gingen an seinem zerstörten Rumpf entlang. Nur das Heck hatte den Absturz unbeschädigt überstanden. Jack versuchte, durch den in Längsrichtung verlaufenden Riß im Rumpf ins Innere zu sehen. »Nichts, ein Treibstofftank.«
Vor der Tankwandung war der Rumpf aufgerissen. Vom verbogenen Bug her zwinkerte ein scheibenloses Fenster, zu einem fast geschlossenen Schlitz zusammengedrückt. Dort, wo es ihnen eine hinreichend große Lücke zwischen zerfetzten Metallteilen ermöglichte, drangen sie in sein Inneres vor, Jack voraus.
Im Laufschritt kamen sie wieder heraus. Jenny nahm die Gasmaske ab und wartete. Jack Clybourne lief in das Maisfeld, von wo schon bald ein Würgen vernehmbar wurde. Jenny versuchte es zu überhören.
»Tut mir leid«, sagte er, als er zurückkam.
»Versteh ich doch. Mir wär’s fast genauso gegangen.«
»Und das bei meinem ersten Auftrag draußen…«
»Du hast doch gar nichts falsch gemacht«, sagte Jenny. »Hier können wir wohl kaum etwas ausrichten. Das Schiff ist in einem Zustand, in dem nur Fachleute etwas mit ihm anfangen können.«
»Fachleute.« Er sah auf das Wrack. »Willst du deine Traumtänzer etwa
»Das ist ihre Arbeit.«
Jack schüttelte den Kopf. Er sagte: »Nun, Überlebende hat es hier bestimmt nicht gegeben.«
»Nein. Wirklich schade.«
»Man sollte annehmen, daß sie
»Offensichtlich hatten sie sich vorsichtshalber auf eine Evakuierung eingestellt«, sagte Jenny.
»Vielleicht haben sie das Ganze sogar so geplant und hatten all ihre Vorhaben ausgeführt. Kansas jedenfalls ist zum Teufel. Der ganze Staat ist ein einziger Friedhof. Es gibt keine Staudämme mehr, keine Straßen, keine Eisenbahnen, und wir haben Angst, uns in unserem eigenen Luftraum zu bewegen. Einen einzigen Gefangenen haben wir. Wie viele von unseren Leuten sind eigentlich in ihrer Gewalt?«
Jenny schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Den Berichten nach eine ganze Menge, aber darauf können wir uns nicht verlassen.« Wir kommen nicht weiter, dachte sie. »Ich muß noch mal rein. Allein. Niemand hat was davon, wenn’s uns beiden schlecht wird.«
»Nein, ich hab mich gemeldet, und ich komme mit. In dem Loch war ich zu nichts nütze.« Clybourne setzte erneut die Gasmaske auf »Ferrrtig.« Unter der Maske klang seine Stimme hohl.
Erneut traten sie durch den Riß in der Wandung der Überlebenszelle.
Alles im Innern war verzogen und geknickt. Zerstörte Maschinen an zerstörten Wänden, aus denen zerrissene Versorgungsleitungen hingen. In den Gängen lagen die Kadaver Außerirdischer. Sie stanken zum Himmel. Es war schon einige Tage her, daß die USA und die Sowjetunion mit ihrem gemeinsamen Bombardement die Außerirdischen in den Weltraum zurückgetrieben hatten. Die Kadaver waren aufgedunsen oder sogar geplatzt. Jenny bemühte sich, nicht hinzusehen; das ging andere etwas an. Sie hoffte, daß bald die Biologen kamen, um die Überreste zu beseitigen.
Nichts war mehr heil.