»Nun hören Sie mal gut zu, Officer
Diese kleine Rede war in leisem, drohendem Tonfall vorgetragen worden, ohne die geringste Spur von Sarkasmus. D’Agosta überlegte, ob Baugh wohl die Linie überschritten hatte und tatverdächtig war, und kam zu dem Schluss, dass dies der Fall war.
»Mr. Baugh, ich möchte Sie über Ihre derzeitigen Rechte informieren. Sie haben das Recht, zu schweigen und sich zu weigern, Fragen zu beantworten. Außerdem kann alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, einen Anwalt hinzuziehen, und dürfen jetzt einen anrufen, bevor wir irgendwelche weiteren Fragen stellen. Wenn Sie sich entschließen, auch weiterhin unsere Fragen zu beantworten, können Sie jederzeit damit aufhören und einen Anwalt anrufen. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird Ihnen ein Anwalt gestellt. Also, Mr. Baugh, verstehen Sie Ihre Rechte, so wie ich Sie Ihnen erklärt habe?«
Woraufhin Baugh in Gelächter ausbrach, ein Kollern, das schließlich in eine Art tiefes Belfern überging. »Genau wie im Fernsehen.«
D’Agosta wartete.
»Wollen Sie hören, was ich alles verstanden habe?«
»Ja.«
»Na gut, dann sage ich Ihnen mal, was ich verstanden habe: Als man meinen Jungen angefahren hat und ihn sterben ließ und man feststellte, dass es sich bei der Fahrerin um Grace Ozmian handelt, hat sich das Interesse aller Beteiligten verschoben. Einfach
Ruhig fragte D’Agosta: »Haben Sie Grace Ozmian getötet?«
»Ich glaube, ich brauche jetzt den Gratis-Anwalt, den Sie mir versprochen haben.«
D’Agosta musterte den Mann. An diesem Punkt der Befragung besaß er nicht genügend Beweise, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. »Mr. Baugh, Sie können jederzeit die Rechtsberatung«, er schrieb die Telefonnummer auf, »anrufen. Ich werde Ihr Alibi für den Abend des vierzehnten Dezember überprüfen – was bedeutet, wir werden mit Ihrem Arbeitgeber sprechen, Gäste der Bar befragen und uns die Aufnahmen der Überwachungskamera da oben in der Ecke ansehen.« Er zeigte dorthin. Sie hatten beim Besitzer der Bar bereits eine Herausgabe der Aufzeichnungen der Überwachungskameras erwirkt, und er wusste, dass das Material sicher untergebracht war. Er hoffte allerdings, dass Baugh eine Dummheit begehen und versuchen würde, es zu vernichten.
Baugh lachte harsch. »Kein Problem, machen Sie doch, was Sie wollen.«
15
Um zwei Uhr morgens herrschte in der Villa in East Hampton im Bundesstaat New York Stille. Das 1700 Quadratmeter große Haus stand auf einem fünf Hektar großen Grundstück zwischen Further Lane und dem Atlantischen Ozean, umgeben von parkähnlichen Rasenflächen, einem Putting-Grün, einem künstlich angelegten Teich sowie einem »Zierbau«, der einem ägyptischen Miniaturtempel ähneln sollte. Das Haus selbst war ein zweistöckiger modernistischer Bau aus Beton, Glas, Stahl und Chrom, der aussah wie die Praxis eines Edelzahnarztes. Aus den großen Panzerglasfenstern fiel warmes Licht auf die riesigen umgebenden Rasenflächen.
Der Mann stand auf dem leeren Dezemberstrand, im Schatten einer steinernen Mole, und inspizierte das Haus mittels eines Nachtsichtfernglases. Hinter seinem Rücken donnerten und rollten die Wellen des winterlichen Atlantiks. Über dem Mann erhob sich am Meereshorizont das lichte Band der Milchstraße und wölbte sich über seinem Kopf. Das Anwesen machte einen ruhigen Eindruck.