Читаем Im Westen nichts Neues полностью

Müller sagt nachdenklich:»Was nutzt es. Wir werden doch wieder auf die Schulbank müssen.«

Ich halte es für ausgeschlossen.»Vielleicht machen wir ein Notexamen.«

»Dazu brauchst du Vorbereitung. Und wenn du es schon bestehst, was dann? Student sein ist nicht viel besser. Wenn du kein Geld hast, mußt du auch büffeln.«

»Etwas besser ist es. Aber Quatsch bleibt es trotzdem, was sie dir da eintrichtern.«

Kropp trifft unsere Stimmung:»Wie kann man das ernst nehmen, wenn man hier draußen gewesen ist.«

»Aber du mußt doch einen Beruf haben«, wendet Müller ein, als wäre er Kantorek in Person.

Albert reinigt sich die Nägel mit dem Messer. Wir sind erstaunt über dieses Stutzertum. Aber es ist nur Nachdenklichkeit. Er schiebt das Messer weg und erklärt:»Das ist es ja. Kat und Detering und Haie werden wieder in ihren Beruf gehen, weil sie ihn schon vorher gehabt haben. Himmelstoß auch. Wir haben keinen gehabt. Wie sollen wir uns da nach diesem hier«- er macht eine Bewegung zur Front -»an einen gewöhnen?«

»Man müßte Rentier sein und dann ganz allein in einem Walde wohnen können -«, sage ich, schäme mich aber sofort über diesen Größenwahn.

»Was soll das bloß werden, wenn wir zurückkommen?«meint Müller, und selbst er ist betroffen.

Kropp zuckt die Achseln.»Ich weiß nicht. Erst mal da sein, dann wird sich’s ja zeigen.«

Wir sind eigentlich alle ratlos.»Was könnte man denn machen?«frage ich.

»Ich habe zu nichts Lust«, antwortet Kropp müde.»Eines Tages bist du doch tot, was hast du da schon? Ich glaube nicht, daß wir überhaupt zurückkommen.«

»Wenn ich darüber nachdenke, Albert«, sage ich nach einer Weile und wälze mich auf den Rücken,»so möchte ich, wenn ich das Wort Friede höre, und es wäre wirklich so, irgend etwas Unausdenkbares tun, so steigt es mir zu Kopf. Etwas, weißt du, was wert ist, daß man hier im Schlamassel gelegen hat. Ich kann mir bloß nichts vorstellen. Was ich an Möglichem sehe, diesen ganzen Betrieb mit Beruf und Studium und Gehalt und so weiter – das kotzt mich an, denn das war ja immer schon da und ist widerlich. Ich finde nichts – ich finde nichts, Albert.«

Mit einemmal scheint mir alles aussichtslos und verzweifelt.

Kropp denkt ebenfalls darüber nach.»Es wird überhaupt schwer werden mit uns allen. Ob die sich in der Heimat eigentlich nicht manchmal Sorgen machen deswegen? Zwei Jahre Schießen und Handgranaten – das kann man doch nicht ausziehen wie einen Strumpf nachher.«

Wir stimmen darin überein, daß es jedem ähnlich geht; nicht nur uns hier; überall, jedem, der in der gleichen Lage ist, dem einen mehr, dem andern weniger. Es ist das gemeinsame Schicksal unserer Generation.

Albert spricht es aus.»Der Krieg hat uns für alles verdorben.«

Er hat recht. Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt nicht mehr stürmen. Wir sind Flüchtende. Wir flüchten vor uns. Vor unserem Leben. Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mußten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran; wir glauben an den Krieg.


* * *


Die Schreibstube wird lebendig. Himmelstoß scheint sie alarmiert zu haben. An der Spitze der Kolonne trabt der dicke Feldwebel. Komisch, daß fast alle etatsmäßigen Feldwebel dick sind.

Ihm folgt der rachedürstende Himmelstoß. Seine Stiefel glänzen in der Sonne.

Wir erheben uns. Der Spieß schnauft:»Wo ist Tjaden?«

Natürlich weiß es keiner. Himmelstoß glitzert uns böse an.

»Bestimmt wißt ihr es. Wollt es bloß nicht sagen. Raus mit der Sprache.«

Der Spieß sieht sich suchend um; Tjaden ist nirgendwo zu erblicken. Er versucht es andersherum.»Ihn zehn Minuten soll Tjaden sich auf der Schreibstube melden.«Damit zieht er davon, Himmelstoß in seinem Kielwasser.

»Ich habe das Gefühl, daß mir beim nächsten Schanzen eine Drahtrolle auf die Beine von Himmelstoß fallen wird«, vermutet Kropp.

»Wir werden an ihm noch viel Spaß haben«, lacht Müller. Das ist nun unser Ehrgeiz: einem Briefträger die Meinung stoßen. – Ich gehe in die Baracke und sage Tjaden Bescheid, damit er verschwindet.

Dann wechseln wir unsern Platz und lagern uns wieder, um Karten zu spielen. Denn das können wir: Kartenspielen, fluchen und Krieg führen. Nicht viel für zwanzig Jahre – zuviel für zwanzig Jahre.

Nach einer halben Stunde ist Himmelstoß erneut bei uns.

Niemand beachtet ihn. Er fragt nach Tjaden. Wir zucken die Achseln.

»Ihr solltet ihn doch suchen«, beharrt er.

»Wieso ihr?«erkundigt sich Kropp.

»Na, ihr hier -«

»Ich möchte Sie bitten, uns nicht zu duzen«, sagt Kropp wie ein Oberst.

Himmelstoß fällt aus den Wolken.»Wer duzt euch denn?«

»Sie!«

»Ich?«

»Ja.«

Es arbeitet in ihm. Er schielt Kropp mißtrauisch an, weil er keine Ahnung hat, was der meint. Immerhin traut er sich in diesem Punkte nicht ganz und kommt uns entgegen.»Habt ihr ihn nicht gefunden?«

Kropp legt sich ins Gras und sagt:»Waren Sie schon mal hier draußen?«

»Das geht Sie gar nichts an«, bestimmt Himmelstoß.»Ich verlange Antwort.«

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