Читаем Im Westen nichts Neues полностью

Wir gewinnen den Chausseegraben und rennen ihn gebückt entlang. Das Feuer folgt uns. Die Straße hat die Richtung auf das Munitionsdepot. Wenn das hochgeht, findet nie jemand von uns einen Knopf wieder. Wir ändern deshalb unsern Plan und laufen im Winkel querfeldein.

Albert wird langsamer.»Lauf zu, ich komme nach«, sagt er und wirft sich hin.

Ich reiße ihn am Arm auf und schüttele ihn.»Hoch, Albert, wenn du dich erst hinlegst, kannst du nie mehr weiter. Los, ich stütze dich.«

Endlich erreichen wir einen kleinen Unterstand. Kropp schmeißt sich hin, und ich verbinde ihn. Der Schuß sitzt kurz über dem Knie. Dann sehe ich mich selbst an. Die Hose ist blutig, ebenso der Arm. Albert bindet mir seine Päckchen um die Löcher. Er kann sein Bein schon nicht mehr bewegen, und wir wundern uns beide, wie wir es überhaupt bis hierher geschafft haben. Das hat nur die Angst gemacht; wir würden fortgelaufen sein, selbst wenn uns die Füße weggeschossen wären – dann eben auf Stümpfen.

Ich kann noch etwas kriechen und rufe einen vorüberfahrenden Leiterwagen an, der uns mitnimmt. Er ist voller Verwundeter. Ein Sanitätsgefreiter ist dabei, der uns eine Tetanusspritze in die Brust jagt.

Im Feldlazarett richten wir es so ein, daß wir nebeneinander zu liegen kommen. Es gibt eine dünne Suppe, die wir gierig und verächtlich auslöffeln, weil wir zwar bessere Zeiten gewöhnt sind, aber doch Hunger haben.

»Nun geht’s in die Heimat, Albert«, sage ich.

»Hoffentlich«, antwortet er.»Wenn ich bloß wüßte, was ich habe.«

Die Schmerzen werden stärker. Wie Feuer brennen die Verbände. Wir trinken und trinken, einen Becher Wasser nach dem andern.

»Wieviel über dem Knie ist mein Schuß?«fragt Kropp.

»Mindestens zehn Zentimeter, Albert«, antworte ich. In Wirklichkeit sind es vielleicht drei.

»Das habe ich mir vorgenommen«, sagt er nach einer Weile,»wenn sie mir einen Knochen abnehmen, mache ich Schluß. Ich will nicht als Krüppel durch die Welt laufen.«

So liegen wir mit unsern Gedanken und warten.


* * *


Abends werden wir zur Schlachtbank geholt. Ich erschrecke und überlege rasch, was ich tun soll; denn es ist bekannt, daß die Ärzte in den Feldlazaretten leicht amputieren. Bei dem großen Andrang ist das einfacher als komplizierte Flickereien. Kemmerich fällt mir ein. Auf keinen Fall werde ich mich chloroformieren lassen, selbst wenn ich ein paar Leuten den Schädel einschlagen muß.

Es geht gut. Der Arzt stochert in der Wunde herum, daß mir schwarz vor Augen wird.»Stellen Sie sich nicht so an«, schimpft er und säbelt weiter. Die Instrumente blitzen in dem hellen Licht wie bösartige Tiere. Die Schmerzen sind unerträglich. Zwei Krankenwärter halten meine Arme fest, aber ich kriege einen los und will ihn gerade dem Arzt in die Brille knallen, als er es merkt und wegspringt.»Chloroformiert den Kerl!«schreit er wütend.

Da werde ich ruhig.»Entschuldigen Herr Doktor, ich werde stillhalten, aber chloroformieren Sie mich nicht.«

»Na ja«, kakelt er und nimmt seine Instrumente wieder vor. Er ist ein blonder Bursche, höchstens dreißig Jahre alt, mit Schmissen und einer widerlichen goldenen Brille. Ich merke, daß er mich jetzt schikaniert, er wühlt nur so in der Wunde und schielt ab und zu über seine Gläser zu mir hin. Meine Hände quetschen sich um die Griffe, eher verrecke ich, als daß er einen Mucks von mir hört.

Er hat einen Splitter herausgeangelt und wirft ihn mir zu.

Scheinbar ist er befriedigt von meinem Verhalten, denn er schient mich jetzt sorgfältig und sagt:»Morgen geht’s ab nach Hause.«Dann werde ich eingegipst. Als ich wieder mit Kropp zusammen bin, erzähle ich ihm, daß also wahrscheinlich morgen schon ein Lazarettzug eintreffen wird.»Wir müssen mit dem Sanitätsfeldwebel sprechen, damit wir beieinander bleiben, Albert.«

Es gelingt mir, dem Feldwebel mit ein paar passenden Worten zwei meiner Zigarren mit Bauchbinden zu überreichen. Er schnuppert daran und fragt:»Hast du noch mehr davon?«

»Noch eine gute Handvoll«, sage ich,»und mein Kamerad«, ich zeige auf Kropp,»ebenfalls. Die möchten wir Ihnen gern morgen zusammen aus dem Fenster des Lazarettzuges überreichen.«

Er kapiert natürlich, schnuppert noch einmal und sagt:»Gemacht.«

Wir können keine Minute nachts schlafen. In unserm Saal sterben sieben Leute. Einer singt eine Stunde lang in einem hohen Quetschtenor Choräle, ehe er zu röcheln beginnt. Ein anderer ist vorher aus dem Bett ans Fenster gekrochen. Er liegt davor, als hätte er zum letztenmal hinaussehen wollen.


* * *


Unsere Bahren stehen auf dem Bahnhof. Wir warten auf den Zug. Es regnet, und der Bahnhof hat kein Dach. Die Decken sind dünn. Wir warten schon zwei Stunden. Der Feldwebel betreut uns wie eine Mutter. Obschon mir sehr schlecht ist, verliere ich unsern Plan nicht aus den Gedanken. So nebenbei lasse ich die Päckchen sehen und gebe eine Zigarre als Vorschuß ab. Dafür deckt der Feldwebel uns eine Zeltbahn über.

»Mensch, Albert«, erinnere ich mich,»unser Himmelbett und die Katze -«

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