Um Sinowi Serapionowitsch steht es sehr schlecht. Stepan Arkadjewitsch soll sich bereithalten, er muß ihn behandeln.“ Romanow sprach empörend ruhig, als ob sie von einem kurzen Ausflug zurückkämen und nichts Besonderes erlebt hätten.
„Geduldet euch noch ein bißchen“, setzte er hinzu, „wir werden euch alles erzählen. Konstantin Jewgenjewitsch hat angeordnet, daß Sie auf keinen Fall Scheinwerfer einschalten.“ „Die haben wir bis jetzt einfach vergessen“, antwortete nikow.
„Sehr gut. Die Augen der Venusianer vertragen das Licht nicht. Bringt eine Trage zur Schleuse. In zehn Minuten kommen wir heraus. Ach ja, noch etwas — schließt hermetisch alle Türen, im Korridor, der von der Schleuse zur Steuerzentrale führt, sowie in der Zentrale selbst und im Observatorium! Aber vorher muß Sinowi Serapionowitsch in die Ambulanz. Und überall das Licht dämpfen!“ „Wozu das?“ „Ich habe doch gesagt, daß uns Venusianer besuchen. Wir müssen die Venusluft ins Schiff hereinlassen. Sonst können unsere Gäste nicht atmen.“ „Wie seid ihr denn bloß am Leben geblieben?“ „Davon später.“ Die Besatzung mußte ihre Ungeduld zügeln. Der Geologe war Belopolskis würdig. Er dachte nicht daran, ihre Neugier zu befriedigen.
Sieben Mann gingen zur Luftschleuse. Melnikow blieb am Steuerpult, um den Befehl des Expeditionsleiters auszuführen.
In einen Teil der Schiffsräume die Venusluft einströmen zu lassen, war ungefährlich. Vorher mußten bloß alle die Gasschutzanzüge anziehen. Sobald die Venusianer das Schiff wieder verlassen haben würden, konnte die Luft schnell von Formaldehyd und Kohlensäuregas gereinigt werden. Die Filtrierapparaturen waren stark genug.
Während Melnikow prüfend beobachtete, was an Bord und vor der Luftschleuse geschah, verweilte sein Blick immer wieder auf der breitschultrigen Gestalt Konstantin Jewgenjewitschs, der gelassen und scheinbar ganz ruhig neben dem Geländewagen auf und ab ging. In seiner Nähe befanden sich, im Dunkel kaum zu erkennen, zwei kleine Venusianer.
Wer hätte noch vor kurzem gedacht, daß Menschen und Venusbewohner so schnell freundschaftlich miteinander verkehren würden? Noch vor wenigen Stunden hätte jeder das für unmöglich gehalten.
Melnikow sah auf dem Bildschirm, wie sich die Tür der Luftschleuse öffnete und Wtorow und Knjasew den scheinbar leblosen Balandin behutsam auf die Trage legten. Von Andrejew und Korzewski begleitet, trugen sie den Professor in den Sanitatsraum. Paitschadse, Toporkow und Saizew umarmten stürmisch den jungen Geologen.
Bald darauf schloß auch Melnikow den wie durch ein Wunder Geretteten in die Arme.
„Wir müssen uns beeilen!“ sagte Romanow. „Konstantin jewgenjewitsch hat fast gar keinen Sauerstoff mehr bei sich.“ Unwillkürlich warf Melnikow einen Blick auf den Bildschirm.
Belopolski lustwandelte nach wie vor gemächlich um den Gelandewagen herum und verriet durch nichts, daß sein Leben am seidenen Faden hing. Aber natürlich wußte er es.
„Was soll ich tun? Schnell, sagen Sie es!“ „Die beiden Türen der Luftschleuse öffnen.“ Warum kam Belopolski nicht ins Schiff? Konnte er die Gäste nicht einen Augenblick allein lassen? Die Energie dieses Mannes kannte keine Grenzen!
Melnikow handelte schnell. Binnen einer Minute waren alle Luken und Türen geschlossen. Balandin lag bereits im Operationssaal. Melnikow machte Andrejew darauf aufmerksam, daß er und Korzewski mit dem Verunglückten während des Venusianerbesuchs von den übrigen Räumen abgeschnitten sein würden. Die Angst um den Kommandanten, der sich in Lebensgefahr befand, ließ Melnikow alles andere vergessen; er erkundigte sich bei dem Arzt nicht einmal nach Balandins Zustand. Übrigens konnte Andrejew ohnehin noch nichts sagen.
„Die Gasschutzanzüge anziehen!“ befahl Melnikow den übrigen Besatzungsmitgliedern.
Keine fünf Minuten vergingen, und schon standen alle bereit.
Melnikow tippte auf die entsprechenden Knöpfe.
Die Konstrukteure von „SSSR-KS j“ hatten alles getan, um das Schiff vor dem Eindringen der Luft eines anderen Planeten zu schützen. Sie hatten das als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachtet.
Eine vollkommene Automatik, eingebaute Filter, eine wechselseitige Blockierung der Türen und Fenster des Observatoriums sowie thermische Schalter an den Türknöpfen — all das diente dem einen Zweck. Aus Versehen die beiden Türen der Luftschleuse zu öffnen war völlig unmöglich. Damit es dazu kam, mußte man nacheinander sechzehn Knöpfe betätigen.
Melnikow zwang sich, den unwillkürlich aufflammenden Widerstand gegen das sonst Verbotene zu überwinden. Der Befehl des Kommandanten mußte ausgeführt werden.
Das kleine Lämpchen, das an der sichtbarsten Stelle des Steuerpultes angebracht war und seit dem Start auf der Erde ununterbrochen geleuchtet hatte, erlosch. Sein grünes Licht wurde durch das unheilvolle Rot des Katastrophensignals gelöst. Die Zeiger auf den automatischen Geräten sanken auf Null. Das Schiff hatte seinen Schutz verloren.