Mit dem Ausleger eines Krans reichte man nicht ins Raumschiff hinein. So mußte ein Loch durch die Wandung gebrochen werden. Danach brauchte man sechs Tage, um die Geschenke der Phaetonen vom Kosmodrom zum Laboratorium zu schaffen.
Mit einer Geschwindigkeit von zwei Kilometern in der Stunde beförderte man sie einzeln auf Lastkraftwagen. Vor der Kolonne fuhr eine mächtige Walze, die den Weg ebnete. Es wurde alles getan, damit kein Stoß den Inhalt der Kugeln erschütterte.
Alles ließ sich ersetzen, die Facettenkugeln der Phaetonen aber waren einmalig.
Endlich war es soweit. Im zentralen Saal des Laboratoriums stand auf einer weichen Unterlage eine der Kugeln, die man aufs Geratewohl ausgewählt hatte.
Aber wie kam man an den Inhalt heran? Von welcher Seite?
Womöglich ließ sie sich überhaupt nicht öffnen? Vielleicht war sie doch massiv?
Gründlich untersuchten drei Ingenieure, die es unternommen hatten, das Rätsel zu lösen, mit optischen Hilfsmitteln alle zwölf Facetten.
Aber die Facetten waren ganz glatt, nichts war an ihnen zu erkennen. Die Lösung des Rätsels mußte im Innern verborgen sein.
Die Ingenieure übereilten nichts. Grobe Eingriffe mit Schneidwerkzeugen waren hier nicht angebracht. Das konnte nur das letzte Mittel sein. Vorerst galt es, nach einer einfachen und logischen Methode zu suchen, zu überlegen und sich an die Stelle der Phaetonen zu versetzen.
Aber sie fanden die Lösung nicht.
Da sahen sie sich die anderen Kugeln an. Vielleicht gab es bei ihnen Anhaltspunkte. Wieder entdeckte man nichts. Alle vier glichen sich wie ein Ei dem anderen.
Die Ingenieure waren Angehörige des Kosmischen Instituts, das die besten Kräfte zu seinen Mitarbeitern zählte. Alle drei — Wladimir Sergejewitsch Semjonow, Nikolai Alexandrowitsch Gotowzew und Wsewolod Andrejewitsch Mazkewitsch — galten als Männer mit enormem technischem Wissen. Sie kannten sich auf allen Gebieten aus. Sollte es ihren gemeinsamen Anstrengungen wirklich nicht gelingen, hinter das Konstruktionsprinzip der Phaetonen zu kommen?
Sie stellten sich die Frage, wie sie selbst vorgehen würden, ständen sie vor der Aufgabe, den Inhalt der Behälter über Jahrzehntausende zu erhalten.
Sie gingen alle erdenklichen Methoden durch, solche Facettenkugeln hermetisch abzuschließen. Alle! Selbst jene, die die Möglichkeiten der irdischen Technik überstiegen.
Aber sie verwarfen eine nach der anderen. Sie fühlten, daß die Lösung sehr einfach war. Sie lag in der Luft, aber.
„Nur die Logik kann uns helfen“, meinte Mazkewitsch.
„Nichts weiter!“ Wer war zuerst auf den richtigen Gedanken gekommen?
Wahrscheinlich Semjonow. Jedenfalls war er der erste, der ihn aussprach. Einen ganz einfachen Gedanken. Kein Wunder, daß sie solange nicht darauf gekommen waren. Auf das Einfache kommt man immer am schwersten.
„Der blaue Ring mit dem gelben Kreuz“, sagte er, „ist kein Warnsignal. Er bedeutet dasselbe wie das entsprechende Zeichen im Raumschiff der Phaetonen.“ Nun wurde Wtorow in das einsame Laboratorium geholt, das inmitten dichten Waldes stand.
Zweifellos gab es auf der Erde noch viele Menschen, deren Bioströme denen der Phaetonen entsprachen. Aber man kannte sie vorläufig noch nicht. Nur von Wtorow wußte man es zuverlässig.
„Lassen Sie die Kugel sich öffnen“, forderte Semjonow ihn auf.
Voller Spannung wartete die ganze Welt auf das Ergebnis des Versuchs.
Aber auch Wtorow erlebte ein Fiasko. Die Facettenkugel veränderte ihre Form nicht. Keine Öffnung kam zum Vorschein.
Ein Anzeichen jedoch gab es, daß die geäußerte Vermutung richtig war.
Sobald Wtorow seine Gedanken konzentrierte, glommen in der Tiefe der Facetten die ihm wohlbekannten Funken auf. Es bestand kein Zweifel, die Kugel war „empfangsbereit“. In das tote Stück Metall war Leben gekommen.
Was erwartete die Kugel von dem Menschen? Was für einen „Befehl“?
Das Suchen begann. Tag für Tag saß Wtorow stundenlang vor der Kugel und erteilte ihr alle möglichen Befehle. Er strengte seine Einbildungskraft bis zum äußersten an. Alles vergebens. Ihm schien, die flimmernden Funken machten sich über seine Anstrengungen lustig. Die widerspenstige Kugel gehorchte nicht.
Dann kam der fünfundzwanzigste Oktober 19..
Den vier Männern blieb dieses Datum für immer im Gedächtnis haften. Und nicht nur ihnen.
Das Geheimnis offenbarte sich.
Nachdem Wtorow alle Möglichkeiten erschöpft zu haben glaubte, stellte er sich, über seine fruchtlosen Bemühungen verzweifelt, beinahe unbewußt vor, die Kugel … fange an zu sprechen.
Im selben Augenblick vernahmen die vier eine Stimme. Ringsum herrschte vollige Stille. Kein Laut drang von außen ins Laboratorium. Aber jeder einzelne von ihnen vernahm deutlich eine bekannte Stimme. Und sie sprach russisch.
Das schien phantastisch! Aber natürlich war alles sehr einfach. Einfach vom Standpunkt der Phaetonen aus. Ihre Biotechnik hatte ein hohes Niveau besessen. Dabei war sie ihnen so zur Gewohnheit geworden, daß sie meinten, auch für andere müsse sie ohne weiteres zugänglich sein.
Hinter jedem Wort steht ein Gegenstand oder ein Begriff.