Man bohrte auf dem antarktischen Festland schon lange nach wertvollen Bodenschätzen. Wie leicht hätte man dabei auf das Versteck der Phaetonen stoßen können. Was wäre dann geschehen? Vielleicht hatten die Menschen in ihrer Unkenntnis den kostbaren Schatz unwiederbringlich zerstört. Nie hätte die Menschheit dann erfahren, weshalb der Phaeton untergegangen war.
Im November 19.. begaben sich Flugzeuge der UdSSR, Englands und der USA zum Südpol. Sie schafften Wissenschaftler und Ingenieure dorthin sowie alles, was notwendig war, um in den Schoß der Hochebene eindringen zu können.
Selbstverständlich war auch Wtorow unter den Ankömmlingen.
Man hütete ihn wie eine große Kostbarkeit. Konnte man doch nur mit seiner Hilfe die hier irgendwo verborgenen Kugeln „befragen“. Die Antwort dagegen — das wußte man nun bereits aus Erfahrung — konnten auch andere vernehmen.
Die Frage drängte sich auf, weshalb sich die Phaetonen darauf verlassen hatten, daß vielleicht nur ein einziger Mensch ihrer Technik befehlen könnte. Weshalb hatten sie sich nicht Methoden ausgedacht, die allen denkenden Wesen zugänglich waren? Sie hatten dach auch dafür gesorgt, daß alle die-Antworten verstehen konnten. Das war unbegreiflich.
Aber wie dem auch sei, helfen konnte nur Wtorow.
Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen. Am zwanzigsten November senkte der erste Bohrer seinen spitzen Stachel in den gefrorenen Boden.
Das Denkmal beschloß man nicht anzurühren. Das Versteck der Phaetonen nahm wahrscheinlich einen ziemlich großen Raum ein. So bohrte man an vier Punkten rings um den Obelisken.
Die Bohrer drangen immer tiefer in den Boden der Hochfläche ein. Sie hatten bereits fünfzig Meter Tiefe erreicht.
Alles wartete auf den Augenblick, wo sie auf ein unüberwindliches Hindernis stoßen würden. Das hieße, daß das Gesuchte gefunden war. Wenn der Aufbewahrungsort aber eine Betondecke hatte wie auf der Venus, würden sich die Bohrer hindurcharbeiten und ins Leere stoßen. Die empfindlichen Geräte würden das sofort melden.
Bis zu einer Tiefe von sechzig Metern fraßen sich die Bohrer.
Alle vier.
„Wie tief sie ihren Schatz vergraben haben!“ sagte Semjonow, der die Arbeiten leitete. „Und wie positionsgenau!“ Die Bohrer wurden hochgeholt und eingehend untersucht. Die diamantene Krone war stumpf geworden. An einem der Diamanten entdeckte man winzige Spuren eines gelbgrauen Metalls.
Die Erfolgsnachricht ging mit Windeseile um die ganze Erde.
Eine von Kamow geführte wissenschaftliche Kommission traf am Südpol ein. Zu ihr gehörten unter anderen Woloschin, Melnikow und Paitschadse. Wer anders als die Kosmonauten war würdig, das Erbe der Phaetonen in Empfang zu nehmen!
Nun begann das zweite Stadium der Arbeiten. Ein Schacht mußte in den Boden getrieben werden.
Mit Radiosonden bestimmte man die Form des metallenen Hindernisses, auf das die Bohrer gestoßen waren. Es stellte sich als seitenrund heraus. Aber alle Bohrer waren in ein und derselben Tiefe stehengeblieben. Das bedeutete, daß es sich nicht um eine Kugel, sondern um einen zylinderförmigen Gegenstand handelte. Der Durchmesser betrug zwölf Meter.
Semjonow hatte recht: Der Zylinder befand sich geometrisch exakt unter dem Pol. Die Erdachse ging durch seinen Mittelpunkt.
Auch die Voraussicht der Phaetonen erwies sich als richtig.
Es wäre unmöglich gewesen, einen Schacht von sechzig Metern in den Boden zu treiben, wenn man nicht über leistungsfähige Maschinen am Pol verfügte. Der geistige Entwicklungsstand der Menschheit war also offensichtlich hoch genug, daß sie das „Erbe“ antreten konnte.
Man beschloß, den Schacht unmittelbar neben dem Obelisken anzulegen, um auf den Mittelpunkt des Zylinderdaches zu stoßen. War ein Einstieg vorhanden, mußte er sich logischerweise dort befinden.
Generatoren begannen zu arbeiten. Eine Grabmaschine, „Maulwurf“ genannt, wühlte sich in den Boden. Automatische Förderbänder brachten in ununterbrochenem Strom die losgebrochenen Schollen — Gneis, Diorit und Sandstein — an die Oberfläche.
Der Schacht wurde zusehends tiefer. Die Arbeit ging ohne Menschenkraft, allein mit Maschinen vonstatten.
Schließlich schimmerte tief unten im Licht der Scheinwerfer das gelbgraue Dach des phaetonischen Verstecks. Das Ziel war erreicht.
An einer Strickleiter kletterte Semjonow hinab. Bevor man Wtorow hinunterschickte, mußte geklärt werden, ob ein Einstieg vorhanden war oder nicht.
Semjonow entdeckte ihn auf den ersten Blick. Von dem gelbgrauen Dach hob sich deutlich ein blaues Fünfeck ab. Der Schacht war jedoch nicht genau auf den Mittelpunkt gestoßen, so daß noch nicht einmal die Hälfte des Fünfecks freilag.
Den „Maulwurf“ nochmals anzusetzen war sinnlos. Mit Vibratoren ausgerüstete Ingenieure machten sich ans Werk.