„Er war ein begabter Wissenschaftler“, sagte er wie im Selbstgespräch. „Ich habe große Hoffnungen auf ihn gesetzt. Die Familie der Sternfahrer hat einen schweren Verlust erlitten. Er hat sein Leben für die Wissenschaft geopfert.“ Belopolski richtete sich auf. „Wir müssen Leonid Nikolajewitsch Orlow auf der Arsena zurücklassen. Er wird hier ruhen, bis die nächste Expedition ihn auf die Erde bringt. Die Beisetzung findet in zwei Stunden statt. Ich bitte Boris Nikolajewitsch und Konstantin Wassiljewitsch, eine geeignete Stätte zu suchen.“ „Kommen Sie, Boris“, sagte Saizew.
Sie wählten für das Grab eine Stelle unter einem überhängenden Felsen aus. Dorthin würde nie ein Sonnenstrahl dringen, und der froststarre Leichnam konnte unbeschadet der Stunde harren, da er in einem Bleisarg ins Vaterland übergeführt werden würde.
„Wir werden hier für alle Zeiten ein Denkmal errichten“, sagte Melnikow und wies auf den Felsen.
Geräuschlos sprang die Stichflamme einer Detonation empor.
Am Fuße des Felsens war eine Grube entstanden. Saizew brachte aus dem Ersatzteillager eine zwei Meter lange Stahlplatte, auf die er mit einem Schweißbrenner den Namen des Verstorbenen und das Datum schrieb.
Die Grabstätte war bereit.
Zur festgesetzten Stunde fand die Beisetzung statt. Orlow lag in seinem Raumanzug aufgebahrt. Der zertrümmerte Helm war durch einen neuen ersetzt worden.
Außer Melnikow, Saizew, Balandin und Andrejew nahmen alle an der Trauerfeier teil. Sogar in diesem Falle wurde nicht gegen das Raumfahrergesetz verstoßen; ein Teil der Besatzung blieb an Bord.
Als die Stahlplatte das Grab verschloß, wurde Salut geschossen. Drei Salven. Sie waren nicht zu hören. Man sah aus den Pistolen nur das Mündungsfeuer züngeln.
Am nächsten Morgen brachen Belopolski, Balandin, Romanow und Wtorow abermals zu dem Talkessel auf. Sie nahmen diesmal eine Elektrowinde nebst Akkumulatorenbatterien sowie zwei Preßlufthämmer und Preßluftflaschen mit. Alles zusammen war sogar auf der Arsena eine schwere Last.
„Das könnt ihr zu viert nicht tragen“, sagte Melnikow.
„Nehmt noch einen Mann mit.“ „Wir schaffen es schon“, entgegnete Belopolski. „Wir werden die Sachen zunächst stückweise über die Schlucht befördern und dann mit einem Seil auf den Felskamm hinaufziehen. Schließlich wiegt alles zusammen hier nicht mehr als dreißig Kilogramm. Mit dem kräftigen Wtorow wird es schon gehen.“ „Warum wollt ihr nicht mehr Leute mitnehmen?“ „Weil die Erfahrung von gestern lehrt, daß man nicht in großen Gruppen ausziehen darf. Das ist gefährlich.“ Die vier Mann gingen von Bord und kehrten erst nach zehn Stunden zurück. Drei von ihnen sahen zu Tode erschöpft aus.
„Machen Sie das Schiff startklar“, sagte Belopolski zu Melnikow, und ohne noch ein Wort hinzuzusetzen, suchte er seine Kajüte auf.
„Ich bin so ausgepumpt, als hätte ich auf der Erde Fünfpudsäcke geschleppt“, sagte Romanow.
„Was habt ihr denn bloß gemacht?“ wurde er gefragt.
„Wir haben die Steine auseinandergeschoben.“ „Also sind die Granitfiguren jetzt zerstört?“ „Nein, die haben wir nicht angerührt.“ Wtorow sah aus wie immer. Der eiserne Organismus dieses Sportlers ließ sich von der Müdigkeit nicht unterkriegen.
Abermals verging ein Tag und eine Nacht.
Saizew und Knjasew beendeten die Überprüfung der Triebwerke, und nichts hielt das Raumschiff nun mehr auf der Arsena.
Es hatte sechsunddreißig Stunden auf dem Asteroiden verbracht, eine ausreichende Zeit für alle vorgesehenen Arbeiten und auch für die unvorhergesehenen, die zur Hauptaufgabe geworden waren. Nun lag es bereit, die Fahrt fortzusetzen. Nur ein Mann der Besatzung fehlte.
Am 4. Juli, ein Uhr nachts Moskauer Zeit, sprang das eine Triebwerk des Raumschiffes an, und behutsam löste sich das Schiff von der Arsena.
Mit tiefer Trauer beobachteten die Sternfahrer, wie der Asteroid sich von ihnen entfernte. Bald hatte er sich in einen kleinen Stern verwandelt, der rasch seinen Glanz verlor. Dann verschwand er ganz. Noch lange blickten alle auf den Bildschirm.
Die Kosmonauten wußten, daß Opfer an Menschenleben bei der langwierigen Eroberung des Kosmos nicht zu vermeiden waren. Die Natur ergibt sich nur in hartem Kampf. Die Geschichte der Expeditionen nennt unzählige Namen Gefallener.