Jetzt konnte er sich die vier anderen genauer ansehen: ein Junge von vielleicht neun Jahren, mit schwarzem Haar und von der Sonne gebräuntem Gesicht. Das Paar war etwa Mitte Fünfzig, beide wirkten wie Leute vom Lande, und nach der Art zu schließen, wie sie einander umschlungen hielten, wohl Mann und Frau.
Die letzte war vermutlich die Mutter des blonden Mädchens, denn ihr Haar hatte denselben Ton, und in ihrem Gesicht sah Wes die gleiche feingeschnittene Nase. Sie trieb wie ein Akrobat auf Armeslänge an ihm vorbei.
Die blonde Frau sah ihn unverwandt an. »Wes Dawson? Senator?«
Müßte er sie etwa kennen? Er konnte sich nicht erinnern und lächelte ihr zu. »Kongreßabgeordneter. Wie haben Sie gewählt?«
»Jeri Wilson. Wir haben uns vor fünfzehn Jahren im JPL kennengelernt, als
»Man hat uns gefangengenommen.«
»Und wo?«
»Wissen Sie das nicht?« fragte Jeri. »Ach, wohl nicht. In Kansas. Die Außerirdischen sind dort gelandet.«
»Wo genau?«
»Nicht weit vom Haus Ihrer Frau entfernt«, sagte Jeri. »Etwa fünfundsechzig Kilometer…«
»Woher, zum Teufel, wissen Sie, wo sich meine Frau aufhält?« wollte Dawson wissen.
»Wir waren auf dem Weg zu ihr«, sagte Jeri. »Glauben Sie an Zufälle? Ich eigentlich nicht, aber… nun, es ist doch wirklich zu merkwürdig. Aber eigentlich auch wieder nicht.«
Verwirrt schüttelte Wes den Kopf. Außerirdische in Kansas. »Und was wollten Sie bei Carlotta?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Jeri. »Ich bin auf dem Weg aus Los Angeles ohne Benzin liegengeblieben und hatte Angst, jemanden anzuhalten. Dann kam Harry Reddington vorbei…«
»Der Rote Harry? Kennen Sie ihn?«
»Ja. Er wollte uns helfen, und als das… als das nichts nützte, hat er versucht, Ihrer Frau zu Hilfe zu kommen und uns mitgenommen, aber dann sind die Außerirdischen gelandet…«
»Nun schön«, sagte Wes. »Die Einzelheiten können Sie mir später erzählen. Geht es Carlotta gut?«
»Ich weiß nicht. Den Rüßlern muß in Kansas irgend etwas Übles zugestoßen sein. Denn zuerst waren sie ganz friedlich, aber mit einemmal sind unsere Wächter tückisch geworden.«
»Rüßler?«
»So nennt jeder in den Staaten die Zwergelefanten.«
»Guter Name.«
Er wandte sich den anderen zu. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu übergehen. Sie haben bestimmt eine ganze Menge Fragen?«
»‘n paar«, sagte der Mann.
»Der Herr wird uns sagen, was wir wissen müssen«, fügte die Frau hinzu. Sie legte schützend einen Arm um den Jungen.
»John und Carrie Woodward«, stellte Jeri Wilson vor. »Aus Kansas, aber sie haben auch nicht mehr vom Krieg gesehen als ich. Außerdem Gary Capehart. Seine Eltern haben die Rüßler zurückgelassen. Wir wissen nicht, warum. Da drüben ist meine Tochter Melissa, und ihre Freundin heißt Alice. Was hat man mit uns vor?«
»Wenn ich das wüßte. Was fehlt Alice denn?«
Die Rothaarige hielt das Gesicht fest gegen die Wandverkleidung gepreßt; ihr ganzer Körper war verkrampft. Jeri sagte: »Sie wollte uns ihren Nachnamen nicht nennen und hat nur gesagt, eine Bombe sei auf Menningers Sanatorium gefallen, und alle seien weggelaufen. Kennen Sie das Institut? Sie war dort wohl Patientin.«
Carrie Woodward schniefte vernehmlich.
Eine erstickte Stimme sagte: »In der offenen Abteilung.«
»Wie bitte?« fragte Wes.
Alice wandte ihr schmales Gesicht zur Seite. »Ich war nicht in der geschlossenen Abteilung. Bei uns waren die Türen offen. Sie wissen, was das heißt? Ich bin nicht wirklich krank, verstehen Sie?«
Wes sagte: »Erfreut, Sie alle kennenzulernen. Es ist mir hier ziemlich einsam geworden.« Er unternahm keinen Versuch, ihnen die Hand zu schütteln, sie alle hatten genug damit zu tun, sich an der zweifelhaften Sicherheit der Wandbespannung festzuhalten. »Sind noch mehr Menschen hier?«
»Wir nahmen es eigentlich an«, sagte Jeri, »aber gesehen haben wir keine. Haben Sie – haben Sie es als einziger von Kosmograd geschafft?«
»Nein, es sind noch einige Russen an Bord. Die Fithp – so nennen sich die Außerirdischen, und Sie werden ihre Sprache lernen müssen – lassen uns manchmal zusammen, dann trennen sie uns wieder. Zwei von ihnen geben uns Unterricht.«
»Unterricht in was?« erkundigte sich Carrie Woodward argwöhnisch.