»Das ist meine Ratte«, sagte er zu der Hexe,»sie hat ein wenig Farbe verloren, seit wir aus Ägypten zurück sind.«
»Klatsch sie auf die Theke«, sagte die Hexe und zog eine klobige schwarze Brille aus ihrer Tasche.
Ron zog Krätze aus seiner Innentasche und legte ihn neben den Käfig seiner Artgenossen, die mit ihrem Hüpfspiel aufhörten und zum Gitterdraht huschten, um ja nichts zu verpassen.
Wie fast alles, was Ron besaß, war Krätze aus zweiter Hand (er hatte einst Rons Bruder Percy gehört) und wirkte ein wenig mitgenommen. Neben den Hochglanzratten im Käfig sah er besonders mitleiderregend aus.
»Hm«, sagte die Hexe und hob Krätze hoch.»Wie alt ist diese Ratte?«
»Keine Ahnung«, sagte Ron.»Ziemlich alt. Sie hat mal meinem Bruder gehört.«
»Welche Kräfte hat sie?«, sagte die Hexe und musterte Krätze eingehend.
»Ahm«, sagte Ron. Die Wahrheit war, daß Krätze nie die Spur einer interessanten Kraft gezeigt hatte. Der Blick der Hexe wanderte von Krätzes angeknabbertem linkem Ohr zu seiner Vorderpfote, an der ein Zeh fehlte, und er tat sein Mißfallen laut kund.
»Der wurde aber wirklich übel mitgespielt«, meinte sie.
»Sie war schon so, als ich sie von Percy bekommen hab«, sagte Ron zu seiner Verteidigung.
»Eine gewöhnliche Haus- oder Gartenratte wie diese hier wird meist nicht älter als drei Jahre«, sagte die Hexe.»Nun, wenn du nach etwas Haltbarerem suchst, könntest du dich vielleicht mit einer von diesen anfreunden.«
Sie zeigte auf die schwarzen Ratten, die prompt wieder anfingen zu hüpfen.
»Angeber«, murmelte Ron.
»Schön, wenn du keine neue willst, kannst du diese Rattentinktur ausprobieren«, sagte die Hexe, griff unter die Theke und holte eine kleine rote Flasche hervor.
»Gut«, sagte Ron,»wie viel – autsch!«
Ron duckte sich, denn etwas Riesiges und Orangerotes war von einem Käfigdach hoch oben auf den Regalen heruntergesprungen, auf seinem Kopf gelandet und hatte sich dann wild fauchend auf Krätze gestürzt.
»Nein, Krummbein, aus!«, rief die Hexe, doch Krätze flutschte wie ein Stück nasse Seife zwischen ihren Händen hindurch, landete bäuchlings auf dem Boden und raste zur Tür.
»Krätze!«, schrie Ron und jagte ihm nach aus dem Laden; Harry folgte ihm.
Sie brauchten zehn Minuten, um Krätze einzufangen, der unter einem Mülleimer vor Qualität für Quidditch Zuflucht gesucht hatte. Ron stopfte die zitternde Ratte zurück in seine Tasche und richtete sich auf
»Was war denn das?«, sagte er und rieb sich den Kopf,
»Entweder eine sehr große Katze oder ein ziemlich kleiner Tiger«, sagte Harry.
»Wo ist Hermine?«
»Kauft vermutlich ihre Eule.«
Durch die belebte Gasse gingen sie zurück zur Magischen Menagerie. Als sie vor dem Laden standen, kam Hermine heraus, doch eine Eule hatte sie nicht bei sich. Ihre Arme waren fest um einen gewaltigen rötlichen Kater geklammert.
»Du hast dieses Monster gekauft?«, fragte Ron und starrte sie mit offenem Mund an.
»Ist er nicht unglaublich?«, sagte Hermine strahlend.
Das ist Ansichtssache, dachte Harry. Das rötliche Fell des Katers war dick und flauschig, doch er sah unleugbar etwas krummbeinig aus und sein Gesicht wirkte mißmutig und seltsam eingedellt, als ob er geradewegs gegen eine Backsteinmauer gerannt wäre. Nun jedoch, da Krätze außer Sicht war, schnurrte der Kater zufrieden in Hermines Armen.
»Hermine, das Ungeheuer hat mich fast skalpiert!«, sagte Ron.
»War keine Absicht, oder, Krummbein?«, sagte Hermine.
»Und was ist mit Krätze?«, sagte Ron und deutete auf das Knäuel in seiner Brusttasche.»Meine Ratte braucht Ruhe und Entspannung! Wie soll das gehen, wenn dieses Ding in der Nähe ist?«
»Da fällt mir ein, du hast dein Rattentonikum vergessen«, sagte Hermine und drückte Ron die kleine rote Flasche in die Hand.»Und mach dir keine Sorgen, Krummbein schläft bei mir im Schlafsaal und Krätze bei dir, wo ist das Problem? Armer Krummbein, die Hexe sagte, er sei schon seit Ewigkeiten da und keiner wollte ihn haben.«
»Das wundert mich auch«, sagte Ron mit säuerlicher Miene und sie machten sich auf den Weg zum Tropfenden Kessel.
In der Bar des Wirtshauses saß Mr Weasley und las den Tagespropheten.
Er blickte auf»Harry!«, sagte er lächelnd.»Wie geht's dir?«
»Danke, gut«, sagte Harry, und alle drei setzten sich mit ihren Einkäufen zu ihm.
Mr Weasley legte die Zeitung beiseite und Harrys Blick fiel auf ein vertrautes Foto. Sirius Black starrte Harry ins Gesicht.
»Sie haben ihn also noch immer nicht?«, fragte er.
»Nein«, sagte Mr Weasley mit ernster Miene.»Das Ministerium hat uns alle von den täglichen Pflichten entbunden, um ihn mit vereinten Kräften zu suchen, doch bislang hatten wir wenig Glück.«
»Wär eine Belohnung für uns drin, wenn wir ihn fangen würden?«, fragte Ron.»Ein wenig Geld könnte ich gut gebrauchen.«
»Sei nicht albern, Ron«, sagte Mr Weasley, der bei näherem Hinsehen äußerst angespannt wirkte.»Black wird sich von einem dreizehnjährigen Zauberer nicht fangen lassen. Es sind die Wachen von Askaban, die ihn kriegen werden, darauf kannst du dich verlassen.«