Cho blickte nach oben, das Päckchen nur halb am Bein der Eule angebunden…»Diese Person von Umbridge ist gemein. Dich zum Nachsitzen zu schicken nur weil Du die Wahrheit darüber gesagt hast wie – wie – wie er gestorben ist. Jeder wußte darüber Bescheid, es ging durch die ganze Schule. Es war wirklich mutig wie Du dich ihr gegenüber behauptet hast.«
Harrys Innereien bliesen sich so schnell wieder auf, daß es sich anfühlte, als ob er ein paar Zentimeter über dem mit Stroh übersäten Boden schweben könnte. Wen kümmerte schon ein fliegendes Pferd; Cho war der Meinung, er wäre echt mutig gewesen. Für einen Moment dachte er darüber nach ihr rein zufällig seinen Schnitt an der Hand zu zeigen, während er ihr beim Anbringen des Päckchens an ihre Eule half. Aber in dem Moment in dem er diesen genialen Gedanken in die Tat umsetzen wollte, öffnete sich die Türe der Eulerei erneut.
Filch der Hausmeister kam keuchend in den Raum. Er hatte puterrote Flecken auf seinen eingefallenen, mit Adern überzogenen Wangen. Seine Backen waren glänzend und sein dünnes graues Haar zerzaust. Offenbar war er gerannt.
Mrs Norris trabte hinter ihm her, starrte auf die Eulen über ihr und miaute hungrig. Unruhiges Flügelschlagen kam auf und eine große braune Eule schnappte drohend mit ihrem Schnabel.
»Aha!«sagte Filch, während er einen plattfüßigen Schritt auf Harry zumachte, die bauschigen Backen vor Wut zitternd.
»Ich habe einen Wink bekommen, daß Du vorhast, massenweise Stinkbomben zu bestellen!«
Harry verschränkte die Arme und starrte den Hausmeister an.
»Wer hat Ihnen erzählt, ich würde Stinkbomben bestellen?«
Cho blickte finster dreinschauend von Harry zu Filch. Die Schuleule auf ihrem Arm, schon müde vom Stehen auf einem Bein, gab ein ermahnendes Pfeifen von sich das sie aber ignorierte.
»Ich habe meine Quellen.«zischte Filch von sich selbst überzeugt.»Und jetzt gibst Du es mir, ganz egal was es ist das Du verschicken willst.«
Überaus dankbar darüber, daß er beim Verschicken des Briefes nicht getrödelt hatte, sagte Harry:»Kann ich nicht, es ist weg.«
»Weg«antwortete Harry ruhig. Filch öffnete wütend seinen Mund, japste ein paar Sekunden und suchte dann Harrys Umhang mit seinen Augen ab.
»Woher soll ich wissen, daß Du es nicht in deiner Tasche hast?«
»Weil -«
»Ich habe gesehen, wie er es abgeschickt hat,«sagte Cho säuerlich.
Filch drehte sich zu ihr.
»Du hast ihn gesehen?«
»Ja, das stimmt. Ich habe ihn gesehen,«antwortete sie grimmig.
Ein Moment war Stille, in der Filch Cho wütend anstarrte und Cho starrte wütend zurück. Der Hausmeister drehte sich auf dem Absatz um und schlurfte zurück in Richtung Türe. Er hielt mit der Türklinke in der Hand inne und schaute zurück zu Harry.
»Wenn ich auch nur den kleinsten Hauch einer Stinkbombe erahne…«
Er stampfte davon, die Treppe herunter. Mrs Norris schielte noch ein letztes mal nach den Eulen und folgte ihm dann.
Harry und Cho schauten sich an.
»Danke,«sagte Harry.
»Kein Problem,«sagte Cho mit leicht gerötetem Gesicht während sie das Päckchen nun endlich am anderen Fuß der braunen Schuleule festmachte.
»Du hast keine Stinkbomben bestellt, stimmt«s?«
»Nein,«sagte Harry.
»Dann frage ich mich allerdings, wie er darauf kommt,«sagte sie während sie die Eule zum Fenster trug.
Harry zuckte mit den Schultern. Er war genauso verwundert darüber wie sie, obgleich es ihn seltsamerweise in diesem Moment kaum kümmerte.
Sie verließen die Eulerei gemeinsam. Am Eingang zu einem Korridor, der in den westlichen Flügel des Schlosses führte sagte Cho:»Ich gehe hier entlang. Also, ich… ich seh dich dann, Harry.«
»Ja… bis dann.«.Sie lächelte ihn an und ging fort. Harry ging bester Stimmung weiter. Er hatte es geschafft eine richtige Unterhaltung mit ihr zu führen ohne sich auch nur ein einziges mal zu blamieren…
»Morgen,«sagte Harry strahlend zu Ron und Hermine als er sie am Gryffindor Tisch in der Großen Halle traf.
»Weswegen schaust Du denn so zufrieden aus?«fragte Ron, der ihn erstaunt ansah.
»Ähm… Quidditch nachher,«sagte Harry glücklich während er sich eine große Platte mit Schinken und Eiern heranzog.
»Oh… natürlich…, «sagte Ron.
Er legte den Toast ab den er gerade aß und nahm einen großen Schluck Kürbissaft. Dann sagte er:»Hör mal… hast Du nicht Lust nachher ein bißchen früher mit mir raus zu gehen, ja? Nur um – äh – ein bißchen mit mir zu üben vor dem Training. Dann kann ich ein bißchen Gefühl dafür bekommen.«
»Ja, in Ordnung,«sagte Harry.