»Laß sie schlafen,«rief George hastig. Nur wenige Augenblicke später erkannte Harry, daß einige der umherstehenden Erstklässler eindeutige Zeichen von frischem Nasenbluten trugen.
»Komm her Ron, wir schauen, ob Dir Olivers altes Trikot passt,«rief Katie Bell;»wir können den Namen abmachen, und stattdessen Deinen anbringen…«
Als Ron sich entfernte, schritt Angelina auf Harry zu.
»Tschuldige, ich war vorhin etwas kurz angebunden zu Dir, Potter,«sagte sie abrupt.»Dieser Manager-Spaß ist ganz schön stressig, weißt Du; langsam glaube ich, ich habe Wood manchmal ein bißchen Unrecht getan.«Sie beobachtete Ron über den Rand ihres Bechers mit einem leichten Stirnrunzeln.
»Schau, ich weiß, daß er Dein bester Kumpel ist, aber ihm fehlt noch»was,«sagte sie offen.»Aber ich denke, mit ein bißchen Training wird das schon klappen. Er kommt aus einer Familie mit guten Quidditch-Spielern. Um ehrlich zu sein, ich wette, es stellt sich raus, daß er mehr Talent hat, als er uns heute gezeigt hat. Vicky Frobisher und Geoffrey Hooper sind heute Abend zwar beide besser geflogen, aber Hooper ist ein richtiger Jammerlappen, er klagt andauernd über dieses oder jenes, und Vicky ist beschäftigt mit allen möglichen Gemeinschaften. So sagte sie wörtlich, daß wenn das Training mit ihrem Charms-Club zeitlich kollidieren würde, dann würde sie ihren Club vorziehen. Wie auch immer, wir haben morgen um zwei Uhr eine Praxis-Sitzung, also sieh zu, daß Du da bist. Und tue mir einen Gefallen und unterstütze Ron soviel Du kannst, in Ordnung?«
Er nickte, und Angelina schlenderte zurück zu Alicia Spinnet. Harry ging in Richtung Hermine, um sich neben sie zu setzen, sie wachte in dem Moment mit einem Ruck auf, als er seine Tasche absetzte.
»Oh, Harry, du bist«s… toll, das mit Ron, nicht?” fragte sie benommen.»Ich bin so – so – so müde,«gähnte sie.»Ich bin seit ein Uhr auf den Beinen um Hüte zu machen, Sie gehen weg wie verrückt!«
Und wirklich, als er hinsah, konnte er unübersichtlich im ganzen Raum verteilte Wollhüte erkennen, überall dort, wo unvorsichtige Elfen diese zufällig aufheben könnten.
»Super,«sagte Harry ablenkend; wenn er nicht gleich etwas loswerden könnte, würde er platzen.»Hör zu, Hermine, ich war doch gerade in Umbridges Büro, dann berührte sie meinen Arm…«
Hermine hörte aufmerksam zu. Als Harry aufgehört hatte, fragte sie langsam,»Du befürchtest, daß Du-Weißt-Schon-Wer sie genauso steuert, wie seinerzeit bei Quirell?«
»Nun,«sagte Harry, und senkte die Stimme;»ist doch möglich, oder?«
»Ich glaube ja,«erwiderte Hermine, obwohl sie nicht sehr überzeugt klang.»Aber ich glaube nicht, daß er sie genauso beherrscht, wie er es bei Quirell getan hat, ich meine, er ist inzwischen wieder am Leben, er hat seinen eigenen Körper, und braucht ihn nicht mit einem anderen Körper teilen. Er könnte sie mit dem Imperius-Fluch belegt haben, ich glaube
…«
Harry sah einen Moment zu Fred, George und Lee Jordan hinüber, wie sie mit leeren Butterbier-Flaschen jonglierten.
Dann fuhr Hermine fort,»aber im letzten Jahr, als Deine Narbe auch ohne Berührung schmerzte, hatte da Dumbledore.nicht gesagt, daß das mit dem zusammenhängt, was Du-Weißt-Schon-Wer gerade fühlt? Ich meine, vielleicht hat das gar nichts mit Umbridge zu tun, vielleicht passierte es zufällig, während Du bei ihr wahrst.«
»Sie ist echt übel,«sagte Harry matt.»Merkwürdig.«
»Ja, sie ist schrecklich, aber… Harry, ich glaube, Du solltest Dumbledore erzählen, daß Deine Narbe schmerzt.«
Das war nun das zweite Mal in zwei Tagen, daß ihm jemand vorschreiben wollte, zu Dumbledore zu gehen, und seine Antwort an Hermine war die gleiche, wie an Ron.
»Ich belästige ihn nicht mit so etwas. Wie Du schon sagtest, es ist nicht der Rede wert. Der Schmerz kommt und geht den ganzen Sommer über – es war nur ein bißchen schlimmer heute Nacht, das ist alles -«
»Harry, ich bin überzeugt, daß Dumbledore genau damit belästigt werden will -«
»Ja,«erwiderte Harry, und war nicht mehr zu stoppen,»das ist das einzige Teil an mir, um das sich Dumbledore kümmert, ist es das nicht, die Narbe?«
»Du weißt, daß das nicht stimmt!«
»Ich denke, ich werde Sirius schreiben, und ihm alles erzählen, mal sehen, was er denkt -«
»Harry, Du kannst das doch nicht in einem Brief mitteilen!«rief sie, und sah beunruhigt aus.»Erinnerst Du Dich nicht,
Moody hat uns gelehrt, sorgfältig zu sein, bei dem, was wir schreiben. Keiner kann uns garantieren, daß Eulen nicht abgefangen werden!«
»Alles klar, alles klar, dann werde ich es ihm eben nicht erzählen!«sagte Harry irritiert. Er erhob sich.»Ich gehe ins Bett. Kannst Du es Ron für mich erzählen?«
»Bloß nicht,«antwortete Hermine mit entspannter Mine,»wenn Du so überzeugt bist, bin ich es auch, ohne unhöflich sein zu wollen. Ich bin völlig fertig und ich möchte morgen noch ein paar zusätzliche Hüte erstellen. Hör zu, Du kannst mir gerne helfen, wenn Du möchtest, es macht echt Spaß. Ich werde immer besser. Ich kann schon verschiedene Muster und all solche Dinge.«