Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Der hochgewachsene, gebeugte, mürrische Butler, der auf ihre Bestellung gewartet hatte, reagierte mit ernstem Nicken und einem »Ja, Mrs. Ozmian«, dann wandte er sich mit deutlich hörbarem Arthrose-Knacken um und verschwand in den Tiefen der ungeheuer vulgären und übermöblierten Wohnung.

Harriman fühlte sich deutlich im Vorteil gegenüber der Frau, und den wollte er so weit wie möglich nutzen. Sie war der Typ Frau, die er durchschaute, eine, die so tat, als gehöre sie zur Oberschicht, diese Inszenierung jedoch völlig vergeigte. Alles an ihr, von den gefärbten Haaren über das übermäßige Make-up bis zum überaus echten Brillantschmuck – in dem die Steine zu groß waren, als dass sie vornehm wirkten –, weckte in ihm den Wunsch, den Kopf zu schütteln. Diese Leute kapierten es eben nie. Niemals würden sie begreifen, dass vulgärer Brillantschmuck, Stretchlimousinen, Botox-Gesichter, englische Butler und riesige Häuser in den Hamptons die Entsprechung zum Tragen eines Plakats auf Brust und Rücken darstellte, auf dem stand:

ICH BIN EINE NEUREICHE,

DIE VERSUCHT, DIE OBERSCHICHT NACHZUÄFFEN,

NUR HABE ICH LEIDER KEINE AHNUNG, WIE.

Bryce selber war nicht neureich. Er brauchte keine Brillanten, Autos, Häuser und Butler, um diese Tatsache zu verkünden. Dafür reichte schon allein sein Nachname: Harriman. Die Eingeweihten wussten Bescheid, und die Nichteingeweihten waren es nicht wert, dass man sich mit ihnen abgab.

Seine journalistische Laufbahn hatte er bei der New York Times begonnen, wo er sich durch pures Talent vom Korrektor bis zum Stadtreporter emporgearbeitet hatte, doch ein kleines Missgeschick, bei dem es um seine Berichterstattung über ein Vorkommnis ging, das später unter dem Namen U-Bahn-Massaker bekannt wurde – wobei hinzukam, dass ihn der verstorbene, bedeutende und unerträgliche William Smithback bei dieser Story ausgebootet hatte –, hatte zu seiner ruppigen Entlassung bei der Times geführt. Es war die schmerzlichste Zeit seines Lebens gewesen. Mit eingezogenem Schwanz war er rüber zur New York Post

geschlichen. Doch am Ende erwies sich dieser Schritt als das Beste, was ihm je widerfahren war. Die immer wachsame, immer einschränkende Kontrolle durch die Chefredaktion, die ihn bei der Times mundtot gemacht hatte, war bei der Post sehr viel weniger zu spüren. Nicht nur, dass man ihm nicht mehr ständig über die Schulter sah und seinen Stil korrigierte, nein, es gab bei der Post
eine Art populistischen Chic, der ihm, wie er fand, in seinen Kreisen nicht schadete. In den zehn Jahren bei dieser Zeitung war er von ganz unten bis zum Chefreporter aufgestiegen.

Doch zehn Jahre sind eine lange Zeit in der Zeitungsbranche, und Harrimans Karriere war in jüngster Zeit etwas ins Stocken geraten. Bei aller Herablassung, mit der er diese Frau betrachtete, nahm er bei sich doch auch eine gewisse Verzweiflung wahr. Seit Langem hatte er keinen Knüller mehr gelandet, und allmählich spürte er den heißen Atem der jüngeren Kollegen im Nacken. Er brauchte irgendetwas Großes, und zwar sofort. Und das hier könnte, wie er fand, genau das Richtige sein. Er besaß die Gabe, eine gewisse Art von Story förmlich zu erschnüffeln, sich bei gewissen Leuten einzuschmeicheln. Und zu diesen gehörte auch die Frau, die ihm jetzt gegenübersaß: Izolda Ozmian, ehemaliges »Fashion«-Model, soziale Aufsteigerin, Goldgräberin par excellence, ehemalige Trophäen-Ehefrau des großen Anton Ozmian, die nach neun Monaten ehelicher Glückseligkeit in einem berühmten Scheidungsprozess neunzig Millionen Dollar für sich herausgeschlagen hatte. Das, rechnete Harriman im Stillen durch, machte zehn Millionen Dollar pro Monat, oder 333000 pro Fick, vorausgesetzt, sie trieben es einmal täglich, was eine sehr großzügige Annahme war, wenn man bedachte, dass Ozmian einer dieser Dotcom-Workaholics war, die praktisch im Büro schliefen.

Bryce wusste, dass er einen Riecher für eine tolle Geschichte hatte, und diese hier besaß das Zeug dazu. Doch in letzter Zeit musste er sich Sorgen machen wegen der Kollegen bei der Post, diesen hungrigen Jungtürken, die sich nach nichts mehr sehnten als danach, ihn entthront zu sehen. Er hatte kein Glück gehabt und war nicht an Ozmian herangekommen – womit er eigentlich gerechnet hatte –, außerdem hielten sich die Cops ungewöhnlich bedeckt. Einen Termin mit Izolda hingegen hatte er mühelos bekommen. Ozmians zweite Ehefrau war berühmt für ihre Verbitterung und Rachsucht, weswegen er das unabweisbare Gefühl hatte, dass sich hier die Hauptader befand, alles hübsch verschnürt in einer sexy Verpackung, eine Frau, die nur darauf wartete, eine Schute voll Müll abzuladen.

»Nun, Mr. Harriman«, sagte Izolda mit kokettem Lächeln, »wie kann ich Ihnen helfen?«

Harriman ging die Sache ganz leicht und locker an. »Ich suche nach ein paar Backgroundinformationen zu Mr. Ozmian und seiner Tochter. Sie wissen schon, nur um etwas leichter ein Bild von ihnen als Menschen malen zu können – nach dem tragischen Mord, meine ich.«

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