5 „Judengasse", sagte ich, und es war mir, wie wenn ich im Traum meinen Namen rufen hörte, ohne ihn als meinen Namen zu erkennen; ich war nicht bei mir, und es schien mir, als begriffe ich, was es heißt, nicht bei sich zu sein.
6 „Judengasse", sagte ich, „ja, Judengasse. Kommen Sie." Ich sah ihr zu, wie sie aufstand, ein wenig erstaunt den schweren Koffer nahm, und ich war zu benommen, daran zu denken, dass ich ihn hätte tragen müssen; weit entfernt war ich von den beiläufigen Höflichkeiten. Die Erkenntnis, die ich in diesem Augenblick noch gar nicht vollzog, die Erkenntnis, dass sie Hedwig Muller war, die mir wie eine selbstverständliche hätte kommen müssen, als sie „Judengasse" sagte, machte mich fast irre. Irgend etwas war verwechselt oder durcheinandergeraten: ich war so sicher, Mullers Tochter sei blond, sie sei eine vonden unzähligen blonden Lehramtskandidatinnen, die an mir vorbeigegangen waren, dass ich dieses Mädchen nicht mit ihr identifizieren konnte, und heute noch kommen mir oft Zweifel, ob sie Hedwig Muller ist, und ich nenne diesen Namen nur zögernd, weil mir scheint, ich müsse den ihren erst finden. „Ja, ja", sagte ich auf ihren fragenden Blick, „kommen Sie nur", und ich ließ sie mit dem schweren Koffer vorangehen und folgte ihr zur Sperre.
Илья Михайлович Франк , Илья Франк , Фридрих Дюрренматт , Яков Александрович Унфангер , Яков Унфангер
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