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Bei Kerzenlicht bekam ich mein Nachtmahl. Oft hatte ich beide Arme auf der Holzplatte und, schon m"ude, biss ich in mein Butterbrot. Die stark durchbrochenen Vorh"ange bauschten sich im warmen Wind, und manchmal hielt sie einer, der draussen vor"uberging, mit seinen H"anden fest, wenn er mich besser sehen und mit mir reden wollte. Meistens verl"oschte die Kerze bald und in dem dunklen Kerzenrauch trieben sich noch eine Zeitlang die versammelten M"ucken herum. Fragte mich einer vom Fenster aus, so sah ich ihn an, als schaue ich ins Gebirge oder in die blosse Luft, und auch ihm war an einer Antwort nicht viel gelegen.

Sprang dann einer "uber die Fensterbr"ustung und meldete, die anderen seien schon vor dem Haus, so stand ich freilich seufzend auf.

»Nein, warum seufzst Du so? Was ist denn geschehn? Ist es ein besonderes, nie gut zu machendes Ungl"uck? Werden wir uns nie davon erholen k"onnen? Ist wirklich alles verloren?«

Nichts war verloren. Wir liefen vor das Haus. »Gott sei Dank, da seid Ihr endlich!« – »Du kommst halt immer zu sp"at!« – »Wieso denn ich?« – »Gerade Du, bleib zu Hause, wenn Du nicht mitwillst.« – »Keine Gnaden!« – »Was? Keine Gnaden? Wie redest Du?«

Wir durchstiessen den Abend mit dem Kopf. Es gab keine Tages- und keine Nachtzeit. Bald rieben sich unsere Westenkn"opfe aneinander wie Z"ahne, bald liefen wir in gleichbleibender Entfernung, Feuer im Mund, wie Tiere in den Tropen. Wie K"urassiere in alten Kriegen, stampfend und hoch in der Luft, trieben wir einander die kurze Gasse hinunter und mit diesem Anlauf in den Beinen die Landstrasse weiter hinauf. Einzelne traten in den Strassengraben, kaum verschwanden sie vor der dunklen B"oschung, standen sie schon wie fremde Leute oben auf dem Feldweg und schauten herab.

»Kommt doch herunter!« – »Kommt zuerst herauf!« – »Damit Ihr uns herunterwerfet, f"allt uns nicht ein, so gescheit sind wir noch.« – »So feig seid Ihr, wollt Ihr sagen. Kommt nur, kommt!« – »Wirklich? Ihr? Gerade Ihr werdet uns hinunterwerfen? Wie m"usstet Ihr aussehen?«

Wir machten den Angriff, wurden vor die Brust gestossen und legten uns in das Gras des Strassengrabens, fallend und freiwillig. Alles war gleichm"assig erw"armt, wir sp"urten nicht W"arme, nicht K"alte im Gras, nur m"ude wurde man.

Wenn man sich auf die rechte Seite drehte, die Hand unters Ohr gab, da wollte man gerne einschlafen. Zwar wollte man sich noch einmal aufraffen mit erhobenem Kinn, daf"ur aber in einen tieferen Graben fallen. Dann wollte man, den Arm quer vorgehalten, die Beine schiefgeweht, sich gegen die Luft werfen und wieder bestimmt in einen noch tieferen Graben fallen. Und damit wollte man gar nicht aufh"oren.

Wie man sich im letzten Graben richtig zum Schlafen aufs "ausserste strecken w"urde, besonders in den Knien, daran dachte man noch kaum und lag, zum Weinen aufgelegt, wie krank auf dem R"ucken. Man zwinkerte, wenn einmal ein Junge, die Ellbogen bei den H"uften, mit dunklen Sohlen "uber uns von der B"oschung auf die Strasse sprang.

Den Mond sah man schon in einiger H"ohe, ein Postwagen fuhr in seinem Licht vorbei. Ein schwacher Wind erhob sich allgemein, auch im Graben f"uhlte man ihn, und in der N"ahe fing der Wald zu rauschen an. Da lag einem nicht mehr soviel daran, allein zu sein.

»Wo seid Ihr?« – »Kommt her!« – »Alle zusammen!« – »Was versteckst Du Dich, lass den Unsinn!« – »Wisst Ihr nicht, dass die Post schon vor"uber ist?« – »Aber nein! Schon vor"uber?« – »Nat"urlich, w"ahrend Du geschlafen hast, ist sie vor"ubergefahren.« – »Ich habe geschlafen? Nein so etwas!« – »Schweig nur, man sieht es Dir doch an.« – »Aber ich bitte Dich.« – »Kommt!«

Wir liefen enger beisammen, manche reichten einander die H"ande, den Kopf konnte man nicht genug hoch haben, weil es abw"arts ging. Einer schrie einen indianischen Kriegsruf heraus, wir bekamen in die Beine einen Galopp wie niemals, bei den Spr"ungen hob uns in den H"uften der Wind. Nichts h"atte uns aufhalten k"onnen; wir waren so im Laufe, dass wir selbst beim "Uberholen die Arme verschr"anken und ruhig uns umsehen konnten.

Auf der Wildbachbr"ucke blieben wir stehn; die weiter gelaufen waren, kehrten zur"uck. Das Wasser unten schlug an Steine und Wurzeln, als w"are es nicht schon sp"at abend. Es gab keinen Grund daf"ur, warum nicht einer auf das Gel"ander der Br"ucke sprang.

Hinter Geb"uschen in der Ferne fuhr ein Eisenbahnzug heraus, alle Coup'ees waren beleuchtet, die Glasfenster sicher herabgelassen. Einer von uns begann einen Gassenhauer zu singen, aber wir alle wollten singen. Wir sangen viel rascher als der Zug fuhr, wir schaukelten die Arme, weil die Stimme nicht gen"ugte, wir kamen mit unseren Stimmen in ein Gedr"ange, in dem uns wohl war. Wenn man seine Stimme unter andere mischt, ist man wie mit einem Angelhaken gefangen.

So sangen wir, den Wald im R"ucken, den fernen Reisenden in die Ohren. Die Erwachsenen wachten noch im Dorfe, die M"utter richteten die Betten f"ur die Nacht.

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