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Es war schon Zeit. Ich k"usste den, der bei mir stand, reichte den drei N"achsten nur so die H"ande, begann den Weg zur"uckzulaufen, keiner rief mich. Bei der ersten Kreuzung, wo sie mich nicht mehr sehen konnten, bog ich ein und lief auf Feldwegen wieder in den Wald. Ich strebte zu der Stadt im S"uden hin, von der es in unserem Dorfe hiess:

»Dort sind Leute! Denkt Euch, die schlafen nicht!«

»Und warum denn nicht?«

»Weil sie nicht m"ude werden.«

»Und warum denn nicht?«

»Weil sie Narren sind.«

»Werden denn Narren nicht m"ude?«

»Wie k"onnten Narren m"ude werden!«

2. ENTLARVUNG EINES BAUERNF"ANGERS

Endlich gegen 10 Uhr abends kam ich mit einem mir von fr"uher her nur fl"uchtig bekannten Mann, der sich mir diesmal unversehens wieder angeschlossen und mich zwei Stunden lang in den Gassen herumgezogen hatte, vor dem herrschaftlichen Hause an, in das ich zu einer Gesellschaft geladen war.

»So!« sagte ich und klatschte in die H"ande zum Zeichen der unbedingten Notwendigkeit des Abschieds. Weniger bestimmte Versuche hatte ich schon einige gemacht. Ich war schon ganz m"ude.

»Gehn Sie gleich hinauf?« fragte er. In seinem Munde h"orte ich ein Ger"ausch wie vom Aneinanderschlagen der Z"ahne.

»Ja.«

Ich war doch eingeladen, ich hatte es ihm gleich gesagt. Aber ich war eingeladen, hinaufzukommen, wo ich schon so gerne gewesen w"are, und nicht hier unten vor dem Tor zu stehn und an den Ohren meines Gegen"ubers vor"uberzuschauen. Und jetzt noch mit ihm stumm zu werden, als seien wir zu einem langen Aufenthalt auf diesem Fleck entschlossen. Dabei nahmen an diesem Schweigen gleich die H"auser rings herum ihren Anteil, und das Dunkel "uber ihnen bis zu den Sternen. Und die Schritte unsichtbarer Spazierg"anger, deren Wege zu erraten man nicht Lust hatte, der Wind, der immer wieder an die gegen"uberliegende Strassenseite sich dr"uckte, ein Grammophon, das gegen die geschlossenen Fenster irgendeines Zimmers sang, – sie liessen aus diesem Schweigen sich h"oren, als sei es ihr Eigentum seit jeher und f"ur immer.

Und mein Begleiter f"ugte sich in seinem und – nach einem L"acheln – auch in meinem Namen, streckte die Mauer entlang den rechten Arm aufw"arts und lehnte sein Gesicht, die Augen schliessend, an ihn.

Doch dieses L"acheln sah ich nicht mehr ganz zu Ende, denn Scham drehte mich pl"otzlich herum. Erst an diesem L"acheln also hatte ich erkannt, dass das ein Bauernf"anger war, nichts weiter. Und ich war doch schon Monate lang in dieser Stadt, hatte geglaubt, diese Bauernf"anger durch und durch zu kennen, wie sie bei Nacht aus Seitenstrassen, die H"ande vorgestreckt, wie Gastwirte uns entgegentreten, wie sie sich um die Anschlags"aule, bei der wir stehen, herumdr"ucken, wie zum Versteckenspielen und hinter der S"aulenrundung hervor zumindest mit einem Auge spionieren, wie sie in Strassenkreuzungen, wenn wir "angstlich werden, auf einmal vor uns schweben auf der Kante unseres Trottoirs! Ich verstand sie doch so gut, sie waren ja meine ersten st"adtischen Bekannten in den kleinen Wirtsh"ausern gewesen, und ich verdankte ihnen den ersten Anblick einer Unnachgiebigkeit, die ich mir jetzt so wenig von der Erde wegdenken konnte, dass ich sie schon in mir zu f"uhlen begann. Wie standen sie einem noch gegen"uber, selbst wenn man ihnen schon l"angst entlaufen war, wenn es also l"angst nichts mehr zu fangen gab! Wie setzten sie sich nicht, wie fielen sie nicht hin, sondern sahen einen mit Blicken an, die noch immer, wenn auch nur aus der Ferne, "uberzeugten! Und ihre Mittel waren stets die gleichen: Sie stellten sich vor uns hin, so breit sie konnten; suchten uns abzuhalten von dort, wohin wir strebten; bereiteten uns zum Ersatz eine Wohnung in ihrer eigenen Brust, und b"aumte sich endlich das gesammelte Gef"uhl in uns auf, nahmen sie es als Umarmung, in die sie sich warfen, das Gesicht voran.

Und diese alten Sp"asse hatte ich diesmal erst nach so langem Beisammensein erkannt. Ich zerrieb mir die Fingerspitzen an einander, um die Schande ungeschehen zu machen.

Mein Mann aber lehnte hier noch wie fr"uher, hielt sich noch immer f"ur einen Bauernf"anger, und die Zufriedenheit mit seinem Schicksal r"otete ihm die freie Wange.

»Erkannt!« sagte ich und klopfte ihm noch leicht auf die Schulter. Dann eilte ich die Treppe hinauf und die so grundlos treuen Gesichter der Dienerschaft oben im Vorzimmer freuten mich wie eine sch"one "Uberraschung. Ich sah sie alle der Reihe nach an, w"ahrend man mir den Mantel abnahm und die Stiefel abstaubte. Aufatmend und langgestreckt betrat ich dann den Saal.

3. DER PL"OTZLICHE SPAZIERGANG

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