Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

„strategische Blockade“ auf dem Atlantik abgeschnitten werden. Wenn Deutschland Großbritannien auf den Meeren hätte gefährlich werden wollen, hätte es eine Atlantikflotte von der Größe der Royal Navy bauen und Häfen an der Atlantikküste haben müssen. Dies haben weder Kaiser Wilhelm II. noch die Reichsregierung noch von Tirpitz jemals angestrebt. Die „Risiko-Flotte“ ist für die Seeschlacht in der Nordsee konzipiert und nicht für einen Krieg um Englands Kolonialreich. Darin liegt von Tirpitz' Fehler, denn seine Flotte kann Großbritannien im Ersten Weltkrieg niemals wirklich schaden. Das alles wissen Englands Seestrategen, und trotzdem beharren die britische Regierung und der Kö-

nig vor dem Ersten Weltkrieg darauf, daß Deutschland Großbritannien bedroht.

Die Bedrohungstheorie hat eine zweite schwache Seite, und das wird in der Gesamtschau aller Flotten sichtbar. Schon vor Beginn des ersten deutschen Flotten-25


bauprogramms beginnen England, Rußland, Frankreich, Japan und die USA, ih-re Flotten aufzurüsten. So findet Deutschlands Flottenausbau im Rahmen eines internationalen Rüstungswettlaufs statt. Die Zunahme deutscher Schiffe relativiert sich dadurch fortlaufend durch die Parallelentwicklung der anderen Marinen. Deutschlands Flotte muß sich also stets im Kontext mit den Flotten jener Staaten sehen, die sich vertraglich gegen das Deutsche Reich verbündet haben.

1914 stehen Deutschlands 45 Schlachtschiffen 150 Schiffe in den Flotten Ruß-

lands, Englands und Frankreichs gegenüber. Seit 1907 baut Rußland außerdem die Ostseeflotte aus und bindet Teile der deutschen Marine, die dadurch nicht mehr gegen England zur Verfügung stehen. Und Frankreich übernimmt ab 1912

die Sicherung des Mittelmeeres für England und setzt damit die britische Mittel-meerflotte für den Einsatz in der Nordsee frei. Auch von daher ist der Tirpitz-Plan ein Fehlschlag. Zu keinem Zeitpunkt vor dem Ersten Weltkrieg gewinnt die deutsche Kriegsmarine eine Stärke, die England ernstlich hätte fürchten müssen.

Doch aus Englands Perspektive sieht das anders aus.

Aus einer Mischung von Missionsgefühl und Sinn für die Geschäfte fühlen sich die Elite und das Volk in England verantwortlich für ein Weltreich, daß sie in mühevollem Kampf erworben und über drei Jahrhunderte mit Erfolg zusammen-gehalten haben. Das „Recht“, die Nummer eins zu sein, und dieses notfalls zu verteidigen, ist für die Briten ein Naturrecht jenseits aller Zweifel. Zu diesem Grundverständnis gehört es, keine Konkurrenz zu dulden, weder auf den Meeren noch auf dem Kontinent Europa. Und Konkurrenz kann man nur bremsen, solange sie noch unterlegen ist. Daraus hat sich in Jahrhunderten die Strategie der

„balance of power“ entwickelt. Sie sorgt dafür, daß kein Staat in Europa mehr Macht entwickeln kann, als eine andere Macht, die sie in Schach hält. Gegen diese britische „Spielregel“ verstößt das Deutsche Reich ab 1902, als die Marine des Kaisers größer wird als die des Zaren von Rußland. Des weiteren zwingt der deutsche Flottenbau die Briten, sich mit Frankreich und Rußland zu arrangieren und damit Handlungsfreiheit aufzugeben. Er zwingt sie, den Schutz der See- und Handelswege durch das Mittelmeer an Frankreich abzugeben. Und zu guter Letzt bedroht die deutsche Kriegsmarine Englands Nordseeküste. Daß die Royal Navy16 dies genauso mit der deutschen Nordseeküste tut, wird moralisch nicht dagegen aufgewogen.

Daß die Tirpitz-Flotte im Ersten Weltkrieg Deutschland vor dem bewahrt, was die Royal Navy vor dem und im Kriege plant, übt und untersucht, nämlich an Deutschlands Nordseeküste Truppen anzulanden, in der Nordsee zu blockieren und in die Ostsee einzudringen, um dort vereint mit Rußlands Ostseeflotte die deutsche Küste anzugreifen, daß die Tirpitz-Flotte dies verhindert, wiegt wenig vor der Frage, ob ihr Bau zum Teil den Krieg verursacht hat. Fest steht, daß der Flottenbau in Deutschland die öffentliche Stimmung in England vor dem Ersten 16 Britische Flotte


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Weltkrieg weiter anheizt. Fest steht auch, daß es in Deutschland vor dem Kriege weder Plan noch Absicht gibt, einen Krieg um was auch immer gegen Großbritannien zu beginnen. Und fest steht ebenfalls, daß die englische Regierung es zwischen 1901 und 12 ein paarmal ablehnt, einen Nichtangriffs- oder Neutralitätsvertrag oder einen Freundschaftspakt mit der Reichsregierung abzuschließen. London besteht auf seinem „Recht“ gegen Deutschland Krieg zu führen. Tirpitz' und des Kaisers Hoffnung auf mehr Sicherheit und eine bessere Bündnisfähigkeit des Deutschen Reiches bleiben unerfüllt.

Englands Alternative


In die Gesamtschau der Marinen vor dem Ersten Weltkrieg gehört auch ein Blick auf die US-Navy. Deutschland und die USA rüsten ihre Flotten seit 1902

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