Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Der Diktator hat mit der Besetzung der Tschechei und dem ihr aufgezwungenen Protektorat moralisch, menschlich und völkerrechtlich ein Verbrechen an den Tschechen begangen. Die Siegerstaaten, die dies allesamt verurteilen, greifen hier nicht ein, obwohl sie das Recht und die Möglichkeiten dazu hatten. Nach ihrem Nichtstun herrscht wieder Friedenspflicht. Wenn dies nicht so gewesen wäre, hätten auch andere Staaten das Recht gehabt, jederzeit neue Kriege gegen England oder Frankreich zu entfesseln, um dritte Staaten von den ihnen aufgezwungenen Protektoraten zu befreien oder Kriege anzufangen, um alte Rech-nungen zu begleichen. Gleiches Recht für alle.

Trotz dieser Friedenspflicht entzündet sich an Danzig, den exterritorialen Verbindungen nach Ostpreußen und der Behandlung der deutschen Minderheit in Polen sechs Monate danach der Zweite Weltkrieg. Die gegen ihren Willen vom Mutterland getrennte Bevölkerung der Hansestadt Danzig will an Deutschland angeschlossen werden. Die Menschen in Ostpreußen wollen Verkehrswege für den Handel und die Reisen von ihrem eigenen Landesteil in das Hauptgebiet des 536


eigenen Staates zur Verfügung haben, auf denen sie von polnischen Schikanen in Zukunft unabhängig sind. Und die in Westpreußen, Posen und Ost-Oberschlesien verbliebenen Deutschen wollen frei von Drangsal, Diskriminierung und Verfolgung leben. Die Polen ihrerseits wollen keinen Meter uralten polnischen Gebietes und keines ihrer Rechte opfern, und sie erwarten Loyalität von ihren Bürgern deutscher Muttersprache. Das ist der Streitwert, um den es sich im Frühjahr 1939 handelt.

Hitler ist der subjektiven Ansicht, daß er den Polen bereits sehr weit entgegenge-gangen ist, als er 1934 die Polenpolitik seiner 16 Vorgängerregierungen verwor-fen und seither keine Ansprüche mehr auf die Rückgabe von Westpreußen, Posen und Ost-Oberschlesien gestellt hat. Seit dem Dezember 1938 und seinem Teschen-Einverständnis glaubt er außerdem, die deutsch-polnischen Probleme auf der Basis einer Gebietsanerkennung für Westpreußen – Posen – Ost-Oberschlesien gegen Danzig und die exterritorialen Verkehrswege erledigen zu können. Ab dem 24. Dezember 1938 heißt sein Angebot „Anerkennung gegen Danzig plus einen Friedensvertrag für 25 Jahre“. Am 5. Januar 1939 bringt Hitler sein Angebot auf eine neue Kurzform: „Danzig kommt zur deutschen Gemeinschaft und bleibt wirtschaftlich bei Polen“.

Zu dieser Zeit, am 26. Januar 1939, und damit noch bevor Hitler seinen Sündenfall mit der Tschechei begeht und einen Kriegsgrund liefert, schüren der franzö-

sische Außenminister Bonnet und der Ministerpräsident Daladier in der Pariser Nationalversammlung mit ihren Reden die Glut, auf der sich bald der Krieg entzündet:

„Im Falle eines Krieges werden. ... alle Kräfte Großbritanniens Frankreich zur Verfügung stehen und genauso alle Kräfte Frankreichs Großbritannien.“

Und an die Adresse Polens gerichtet:

„..., daß es gelte, den Forderungen gewisser Nachbarn ein kategorischesNein entgegenzusetzen.“

Daladier und Bonnet wollen keine Danzig-Lösung und keine Aussöhnung zwischen den Deutschen und den Polen. Beide wollen offensichtlich wieder Krieg mit Deutschland.

Hitler will genauso offensichtlich Danzig und – wenn das geht – keinen Krieg dafür mit Polen; Krieg nur, wenn Polen keine anderen Wege offenläßt. So ist die erste „Führerweisung“ vom 24. November 1938 in Bezug auf Danzig zu verstehen, in der Hitler die handstreichartige Besetzung der Stadt aus dem benachbarten Ostpreußen heraus vorbereiten läßt. Der Weg aus Ostpreußen vermeidet, daß deutsche Truppen polnisches Territorium betreten müssen, und daß es um des Anschlusses willen zu einem Krieg mit Polen kommen muß.

Mit dem deutschen Einmarsch in der Rest-Tschechei hat Deutschland in den Augen der Briten, Franzosen, Amerikaner und Sowjets einen Grund zum Krieg ge-537


liefert. Da sie den Kriegsgrund alle nicht dazu benutzen, zur Rettung der Tschechen militärisch einzugreifen, bindet sie danach erneut die Friedenspflicht. Statt dessen pflanzen die Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs ei-ne neue Schwierigkeit für Deutschland auf das von ihnen in Versailles gesäte Feld der deutsch-polnischen Differenzen. Sie animieren die dafür empfänglichen Polen, sich auf keine deutschen Wünsche einzulassen, und verhindern damit die Lösung von Problemen, die sie 20 Jahre vorher selbst geschaffen haben. Das muß in der inzwischen angeheizten Spannung zwischen Polen und dem Deutschen Reich so gut wie automatisch einen neuen Krieg entfachen.

Перейти на страницу:

Похожие книги

Мохнатый бог
Мохнатый бог

Книга «Мохнатый бог» посвящена зверю, который не меньше, чем двуглавый орёл, может претендовать на право помещаться на гербе России, — бурому медведю. Во всём мире наша страна ассоциируется именно с медведем, будь то карикатуры, аллегорические образы или кодовые названия. Медведь для России значит больше, чем для «старой доброй Англии» плющ или дуб, для Испании — вепрь, и вообще любой другой геральдический образ Европы.Автор книги — Михаил Кречмар, кандидат биологических наук, исследователь и путешественник, член Международной ассоциации по изучению и охране медведей — изучал бурых медведей более 20 лет — на Колыме, Чукотке, Аляске и в Уссурийском крае. Но науки в этой книге нет — или почти нет. А есть своеобразная «медвежья энциклопедия», в которой живым литературным языком рассказано, кто такие бурые медведи, где они живут, сколько медведей в мире, как убивают их люди и как медведи убивают людей.А также — какое место занимали медведи в истории России и мира, как и почему вера в Медведя стала первым культом первобытного человечества, почему сказки с медведями так популярны у народов мира и можно ли убить медведя из пистолета… И в каждом из этих разделов автор находит для читателя нечто не известное прежде широкой публике.Есть здесь и глава, посвящённая печально известной практике охоты на медведя с вертолёта, — и здесь для читателя выясняется очень много неизвестного, касающегося «игр» власть имущих.Но все эти забавные, поучительные или просто любопытные истории при чтении превращаются в одну — историю взаимоотношений Человека Разумного и Бурого Медведя.Для широкого крута читателей.

Михаил Арсеньевич Кречмар

Приключения / Публицистика / Природа и животные / Прочая научная литература / Образование и наука