Es war ein robustes Ganzmetallfahrzeug mit zwei Motoren von zweieinhalbtausend PS und zwei getrennten Steuervorrichtungen. Er konnte vorwärts und rückwärts mit gleichhoher Geschwindigkeit fahren und legte hundertzwanzig Kilometer in der Stunde zurück. Die schmalen Fenster, die einen Rundblick nach allen Seiten ermöglichten, waren nicht mit Glas, sondern mit drei Zentimeter dicker Plaste verschalt. Mit seinen auffallend breiten Raupenketten konnte der Wagen sich auch auf sumpfigem Boden bewegen. An der Vorder- und Rückwand waren spitze, seitlich gerichtete Rammsporen angebracht, die die Raupenketten schützten. Der Geländewagen konnte sich durch das dickste Dickicht, das für die anderen Wagen unbefahrbar blieb, einen Weg bahnen. Seine große Länge, acht Meter, bewahrte ihn an Steilhängen davor, sich zu überschlagen, und sein Gewicht, zweiunddreißig Tonnen, schützte ihn vor einem Mißgeschick, wie es Belopolskis Wagen ereilt hatte. Eine derartige Last würden die Reptile schwerlich tragen können.
Das Werk, in dem dieses Fahrzeug gebaut worden war, hatte auch für Bequemlichkeit gesorgt. Im Innern befanden sich sechs Polstersitze, die in Ruhebetten verwandelt werden konnten.
Eine automatische Klimaanlage reinigte und temperierte die Luft. Die Einstiege besaßen Doppeltüren mit eingebauter Luftschleuse. Drei Funkeinrichtungen — ein Hauptgerät, ein Reservegerät und ein Fernsehgerät — sorgten für eine zuverlässige drahtlose Verbindung.
Im Gegensatz zu den bisher auf Raumfahrten verwendeten Geländewagen war dieser bewaffnet. Aus einem besonderen Turm, der sich über dem vorderen Teil des Wagens erhob, ragte ein großkalibriges Maschinengewehr.
Kamow hatte Belopolski dazu bewogen, dieses bewaffnete Fahrzeug „für alle Falle“ mitzunehmen.
„Wer weiß, vielleicht haben wir grundsätzlich falsche Vorstellungen von den Bewohnern der Venus“, hatte er gesagt.
„Nehmen Sie es zu unserer Beruhigung mit.“ „Das sind zweiunddreißig Tonnen überflüssige Last.“ „Einen großen Geländewagen brauchen Sie sowieso.“ Neben dem Maschinengewehr waren auch die Raupenketten in Anbetracht der starken Motoren eine furchtbare Waffe. Wäre das Fahrzeug nicht so robust gewesen, hätte Melnikow die gefährliche Exkursion vielleicht gar nicht gewagt.
Als die Besatzung beriet, wer an der Fahrt teilnehmen solle, entbrannte ein heftiger Streit. Jeder wollte dabeisein. Schließlich mußte Melnikow von seinen Rechten als Kommandant Gebrauch machen.
„Knjasew wird den Wagen fahren“, bestimmte er. „Ihn begleiten Korzewski als Arzt und Wtorow als Kameramann. Die Befehlsgewalt übertrage ich Knjasew.“ Laut Erdkalender war es der 25. Juli, halb acht Uhr morgens, laut Venuskalender aber tiefe Nacht, als der schwere Geländewagen das Raumschiff verließ. Er fuhr langsam zu den Stromschnellen, nachdem er den im Scheinwerferlicht liegenden Uferstreifen hinter sich gelassen hatte. Die an Bord zurückgebliebenen Männer versammelten sich im Observatorium und blickten ihm so lange nach, bis seine Umrisse in der Finsternis der Nacht verschwammen. Aber auch dann blieben sie noch am Fenster stehen und spähten angestrengt in die Ferne.
Nach zehn Minuten etwa flammte in weiter Ferne ein Scheinwerfer auf — die Kameraden suchten die Schneise. Dann verschwand das Licht. Der Wagen war in den Wald gefahren.
Die fünf Männer gingen hinüber in die Funkkabine. Toporkow schaltete den Bildschirm ein. Sogleich erschien das Bild des Waldweges. Die Fernsehkamera, die auf dem Geländewagen montiert war, trat in Tätigkeit Deutlich zeichnete sich der langsam vorüberziehende Wald ab, der von dem grellen Scheinwerferlicht des Fahrzeuges angestrahlt wurde. Aus dem Lautsprecher erscholl das Gerassel der Raupenketten. Die Männer fühlten sich an der Seite ihrer Genossen. Sie horten jedes Wort, das im Wagen gewechselt wurde, und konnten sich, wenn sie wollten, an der Unterhaltung beteiligen.
Toporkow streckte den Arm aus, um sich in die Unterhaltung einzuschalten, aber Melnikow hielt ihn zurück.
„Wir wollen sie lieber nicht ablenken. Wenn nötig, werden sie selber anrufen.“ Er sprach so leise, als fürchtete er, die Besatzung des Gelandewagens könnte ihn hören. Aber die Sendeanlage war ausgeschaltet.
Schweigend saßen die fünf Männer in der verdunkelten Kabine vor dem hellen Bildschirm und nahmen an jeder Bewegung des mächtigen Raupenfahrzeugs Anteil. Sie schienen mit ihm verschmolzen. Saizew wiegte sich sogar auf seinem Stuhl hin und her, als die Landschaft auf dem Bildschirm erzitterte und schneller vorüberzog. Knjasew fuhr nun bedeutend schneller.
Plötzlich…
Die fünf Männer beugten sich ruckartig vor und unterdrückten einen Schrei.
Hinter einer Wegbiegung, der sich der Wagen schnell näherte, trat überraschend eine Gruppe der Seebewohner hervor. Es waren mindestens zwanzig…
Alle fünf spürten förmlich, wie scharf Knjasew bremste. Die Bäume auf dem Bildschirm kamen zum Stillstand. Ebenso reglos verharrten die Reptile.