„Ich hoffe, alle beide? Sehr schön!“ „Ist Konstantin Jewgenjewitsch am Steuerpult?“ „Ja, schon seit zehn Stunden. Vor drei Stunden haben wir Sie eingeholt. Das Annäherungsmanover war sehr schwer.“ „Das kann ich mir vorstellen!“ sagte Melnikow.
Er befand sich in einem für ihn ungewöhnlichen Zustand der Verwirrung und bemerkte nicht einmal, daß er sich statt von der Wand von Korzewski abstieß. Der Biologe flog bis zur Tür der Luftschleuse, aber auch das bemerkte Melnikow nicht. Er hatte es eilig, zu Belopolski zu gelangen.
Da war auch schon die runde Tür zum Steuerraum. Er hatte sich nicht träumen lassen, so bald wieder hierherzukommen!
Über der Tür brannte das grüne Lämpchen — er konnte ein treten.
Kaum war er über die Schwelle geschwebt, wurde er auch schon kräftig umarmt. Belopolski hatte offensichtlich schon an der Tür auf ihn gewartet.
Aber war das überhaupt Belopolski? Was war geschehen?
Weshalb war das Gesicht des Lehrers und Freundes so eingefallen? Warum wies es so viele neue Falten auf? Steuerte er das Raumschiff etwa als kranker Mann? Und auch die Tränen in seinem strengen Gesicht waren ein merkwürdiger und ungewohnter Anblick.
„Was haben Sie, Konstantin Jewgenjewitsch?“ „Boris, verzeih mir!“ sagte Belopolski. „Verzeih mir alle Qualen, die ich dir und Gennadi zugefügt habe.“ „Ich verstehe Sie nicht, Konstantin Jewgenjewitsch. Wieso verzeihen? Im Gegenteil, ich muß Ihnen dankbar sein. Sie sind uns gerade in dem Moment zu Hilfe gekommen, als wir sie am nötigsten hatten.“ Mit gewohnter Willensanstrengung beruhigte sich Belopolski wieder.
„Wenn du erst alles erfahren hast, wirst du verstehen“, sagte er. „Aber erzähl! Wo ist Wtorow?“ „Er ist drüben geblieben. Paitschadses Raumanzug paßt ihm nicht. Aber ich hätte sowieso nicht erlaubt, daß er das Raumschiff verläßt.“ „Ja, richtig. Ich vergaß ganz, daß Wtorow ja viel größer als Paitschadse ist.“ Seinen Ohren nicht trauend, sah Melnikow Saizew fragend an. Der stand am Steuerpult und wartete darauf, den geretteten Freund ebenfalls in die Arme zu schließen.
Wie konnte Konstantin Jewgenjewitsch so etwas vergessen?!
Was mögen sie bloß erlebt haben, dachte Melnikow beunruhigt.
Saizew legte den Finger an die Lippen.
„Darf ich jetzt Konstantin Wassiljewitsch begrüßen?“ „Ja natürlich. Entschuldige!“ Belopolski war einfach nicht wiederzuerkennen.
Am liebsten hätte Melnikow Saizew gefragt, was passiert sei, aber er wußte genau, daß Belopolski ein sehr feines Gehör hatte. Selbst Flüstern hätte nichts genutzt. Das warnende Zeichen des Ingenieurs war deutlich genug.
„Sie sehen überhaupt nicht mitgenommen aus“, bemerkte Saizew. „Das ist erstaunlich.“ „Ich erzähle Ihnen gleich alles. Haben wir Zeit dazu, Konstantin Jewgenjewitsch?“ „Reichlich. Aber wie geht es Wtorow?“ „Er ist ebenso wie ich in ausgezeichneter Verfassung. Er zeigt inzwischen Paitschadse und Andrejew unseren,Phaetonen‘. Das kann sowieso nur er.“ Belopolski schien die Worte, die ihn doch eigentlich verwundern mußten, nicht zu beachten. Mit zusammengezogenen Brauen starrte er angespannt auf den Bildschirm, auf dem sich deutlich das Zentrum des Phaetonenraumschiffs und daneben die winzige Gestalt Knjasews abzeichneten.
„Euer Schiff manövriert selbständig?“ „Nur wenn eine Begegnung mit einem großen Körper droht.
Zum Beispiel mit Meteoriten.“ „Eben das befürchte ich“, sagte Belopolski. „Konstantin Wassiljewitsch“, wandte er sich an Saizew, „setzen Sie sich mit dem Funkraum in “Verbindung. Wir müssen Knjasew einschärfen, daß er die Trosse nicht losläßt. Er soll sie kräftig festhalten.
Eine plötzliche Wendung ist jederzeit möglich.“ „Ist es nicht besser, Sascha zurückkommen zu lassen? Am,Phaetonen‘ wird er nicht gebraucht“, sagte Melnikow.
„Wirklich nicht? Du mußt es ja wissen. Dann soll er zurückkommen.“ Saizew schaltete den Innenbildschirm ein, auf dem sich sofort Toporkows Gesicht zeigte. Er begrüßte Melnikow mit einem Lächeln. Saizew übermittelte Belopolskis Anweisung.
Romanow und Korzewski kamen in den Steuerraum.
Mit banger Unruhe beobachteten die fünf Männer Knjasew, der sich nur im Schneckentempo zu nähern schien.
Wenn nun gerade in diesem Augenblick ein großer Meteorit auf die beiden Raumschiffe zuraste und der „Phaetone“ ein Ausweichmanöver vollführte? Die „SSSR-KS 3“ —würde die Bewegung mitmachen, aber ein einzelner, von den Raumschiffen losgelöst dahinfliegender Mensch müßte zurückbleiben. Genauer gesagt, er würde seinen Weg in der alten Richtung fortsetzen und im Nu in den Weiten des Alls verschwunden sein. Ihn wiederzufinden wäre völlig hoffnungslos.
Während sie den Kameraden beobachteten, dachte Melnikow daran, daß der „frühere“ Belopolski diese Möglichkeit von vornherein einkalkuliert hätte. Wie hatten Paitschadse, Andrejew, Romanow und Knjasew zum „Phaetonen“ hinüberfliegen können, ohne wenigstens durch eine Leine mit der „SSSR-KS 3“ verbunden zu bleiben? Gewiß, es war ihnen nicht bekannt gewesen, daß der „Phaetone“ selbständig manövrierte, aber trotzdem …