Kevins Grinsen wurde breiter. »… oder wie Sie mich aus Ihrer Kabine rausbringen.
Käptn, sehen Sie die Sache doch mal so an. Angenommen, das Gericht befindet Sie einer Nachlässigkeit schuldig. Bestimmt nicht mehr. Sie haben ja Ihr Schiff nicht dem Feind ausgeliefert oder so was. Aber nehmen wir mal an, sie haben’s wirklich auf Ihren Skalp abgesehen und Sie legen Ihnen das zur Last. Das schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, dass Sie kein Schiff mehr kriegen. Sie könnten Sie nicht mal rausschmeißen. Also werden Sie an Land gesetzt, na, und dann gehen Sie in Pension und werden der Zwölfte Marquis de Crucis.«
»Schön. Na und?«
»Na und?« Renner wurde plötzlich wütend. Seine Brauen zogen sich zusammen, und er ballte eine Faust. »Na und? Hören Sie, Käptn, ich bin nur ein Handelsschiffer. Alle meine Leute sind das gewesen, und mehr wollte keiner in meiner Familie werden. Ich hab mich für ’ne Zeit zur Flotte verpflichtet, weil das bei uns üblich ist — kann sein, dass wir’s bei uns zu Hause nicht so sehr mit dem Imperialismus haben wie Sie in der Hauptstadt, aber das kommt zum Teil daher, weil wir uns daraufverlassen, dass ihr Aristokraten eure Pflicht tut. Wir tun unsere, und wir erwarten, dass ihr Leute mit den ganzen Vorrechten eure tut!«
»Also …« Blaine war etwas verdattert über Renners Ausbruch. »Was sehen Sie eigentlich als meine Pflichten an?«
»Was schon?! Sie sind der einzige Aristokrat im ganzen Imperium, der eine Ahnung von den Splits hat, und Sie fragen mich, was Sie tun sollen? Käptn, ich finde, Sie sollten endlich mal Ihren Arsch in Bewegung setzen — Sir! Das Imperium muss eine vernünftige Politik in Bezug auf die Splits entwickeln, und der Einfluss der Flotte ist groß — Sie können doch nicht wollen, dass die Admiralität Kutuzovs Standpunkt übernimmt!
Sie könnten zuerst mal über diese Split-Botschafter nachdenken, die der Admiral hier draußen sitzen lassen möchte.«
»Hol mich der Teufel — Sie geraten ja ganz schön in Saft über diese Sache, oder?«
Renner grinste. »Naja, ein bisschen. Schauen Sie, Sie haben doch genug Zeit. Reden Sie mit Sally über die Splits. Sehen Sie nochmal die Berichte durch, die wir von Alpha heraufschickten. Informieren Sie sich, damit Sie, wenn der Admiral Sie um Rat fragt, mit ein paar vernünftigen Argumenten aufwarten können. Wir müssen diese Botschafter mit uns heim nehmen …«
Rod verzog das Gesicht. Splits in ein zweites Schiff lassen! Herrgott …
»Und hören Sie auf, solche Sachen zu denken«, sagte Renner. »Sie werden nicht ausrücken und sich über die ganze
Rod schüttelte ungeduldig den Kopf. »Sie tun so, als ob mein Urteil noch etwas wert wäre. Die Umstände sprechen dagegen.«
»Du lieber Himmel. Wie kann man nur so Trübsal blasen? Wissen Sie nicht, was Ihre Offiziere und Männer von Ihnen halten? Können Sie sich das gar nicht vorstellen?
Teufel, Käptn, es sind doch bloß Burschen wie Sie, die mich mit dem Klüngel dieser ganzen Aristokratie versöhnen …« Kevin brach verlegen ab, als er merkte, dass er mehr gesagt hatte, als er vorgehabt hatte. »Schauen Sie, der Zar muss Sie um Ihre Meinung fragen. Er muss nicht nach Ihrem oder Horvaths Rat handeln, aber er muss Sie beide fragen. Das steht in den Expeditionsbefehlen …«
»Woher zum Teufel wissen Sie das?«
»Käptn, meine Abteilung hatte die Aufgabe, die Logbücher und Order-Dokumente aus der
»Und ob es das ist!«
»Nun, vielleicht war das Licht ’n bisschen schlecht, und ich hab die GEHEIM-Stempel nicht bemerkt. Außerdem musste ich mich ja vergewissern, dass wir die richtigen Sachen hatten, nicht? Auf jeden Fall weiß Dr. Horvath alles über diese Bestimmung. Er wird sicher auf einer Konferenz bestehen, bevor Kutuzov die endgültige Entscheidung wegen der Botschafter trifft.«
»Ich verstehe.« Rod massierte sich den Nasenrücken. »Kevin, wer hat Sie eigentlich hergeschickt? Horvath?«
»Natürlich nicht. War mein eigener Einfall.« Renner zögerte. »Na, ein bisschen ermutigt wurde ich schon, Käptn.« Er wartete, ob Blaine dazu etwas zu sagen hatte, erntete jedoch nur einen leeren Blick. Renner schnaubte und schüttelte den Kopf. »Manchmal wundere ich mich, dass die Aristokratie noch nicht ausgestorben ist, wo ihr Leute in gewissen Dingen so schrecklich vernagelt seid. Warum machen Sie nicht Sally einen Besuch? Sie sitzt allein in ihrer Kabine über Aufzeichnungen und Büchern, die sie im Moment überhaupt nicht interessieren, und macht eine trübselige Miene …« Renner stand unvermittelt auf. »Sie könnte ein bisschen Aufheiterung gebrauchen.« »Sally?
Bekümmert um …«
»Ach, du lieber Himmel«, knurrte Renner wieder, drehte sich um und marschierte hinaus.
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Das geschenkte Schiff