»Nicht das gutmütigste Pferd, das ich je gesehen habe«, pflichtete ihm eine Stimme bei, und eine Hand griff ihm ins Zaumzeug. »Dafür sieht es aber gesund aus.«
Eine Sekunde lang fiel Williams Blick auf einen untersetzten Mann in Jagdkleidung – dann packte ihn jemand von hinten um die Taille und zerrte ihn vom Pferd.
Er landete so hart auf dem Rücken, dass ihm der Atem verging, doch er versuchte tapfer, an seine Pistole zu gelangen. Ein Knie drückte sich auf seine Brust, und eine große Hand entrang ihm die Pistole. Ein bärtiges Gesicht grinste auf ihn herunter.
»Das ist aber nicht sehr freundlich«, sagte der Mann tadelnd. »Dachte, ihr seid alle so zivilisiert, ihr Briten.«
»Lass ihn nur aufstehen, Harry. Wenn er dich in die Finger bekommt, zivilisiert er dich garantiert.« Das war ein anderer Mann von kleinerem, leichterem Körperbau mit der sanften, gebildeten Stimme eines Schulmeisters. Er lugte jetzt über die Schulter des Mannes hinweg, der auf Williams Brust kniete. »Du könntest ihn aber ruhig atmen lassen.«
Der Druck auf Williams Brust ließ nach, und ein Lufthauch drang ihm in die Lunge. Dieser verging ihm jedoch augenblicklich wieder, weil ihn der Mann, der ihn festgehalten hatte, in den Magen boxte. Hände begannen, seine Taschen zu durchwühlen, und seine Halsberge wurde ihm über den Kopf gezerrt und kratzte ihn schmerzhaft an der Nase. Ein Arm legte sich um ihn und öffnete ihm die Gürtelschnalle. Angesichts der Ausrüstungsgegenstände an Williams Gürtel stieß der Mann einen freudigen Pfiff aus.
»Sehr schön«, sagte der zweite Mann beifällig. Er blickte auf William hinunter, der jetzt am Boden lag und nach Luft schnappte wie ein Fisch an Land. »Ich danke Euch, Sir; wir sind Euch sehr verbunden. Fertig, Allan?«, rief er und wandte sich an den Mann, der das Pferd festhielt.
»Aye, ich hab’s«, sagte eine näselnde schottische Stimme. »Gehen wir!«
Die Männer entfernten sich, und im ersten Moment dachte William, sie wären gegangen. Dann packte ihn eine fleischige Hand an der Schulter und drehte ihn um. Mit purer Willenskraft rappelte er sich auf die Knie hoch, und die Hand ergriff seinen Pferdeschwanz und zerrte ihm den Kopf nach hinten, bis seine Kehle bloß lag. William sah ein Messer aufglänzen, und der Mann grinste breit, doch er hatte weder Zeit für Gebete noch für Flüche.
Das Messer sauste nieder, und er spürte einen Ruck am Hinterkopf, der ihm das Wasser in die Augen trieb. Der Mann grunzte missmutig und hackte noch zweimal zu, bis sich seine Schaufelhand schließlich triumphierend löste und Williams Pferdeschwanz hochhielt.
»Souvenir«, sagte er grinsend zu William und machte auf dem Absatz kehrt, um seinen Freunden zu folgen. Das Wiehern des Pferdes wehte hämisch durch den Nebel zu William zurück.
Er wünschte sich‚ es wäre ihm gelungen, wenigstens einen von ihnen umzubringen. Doch sie hatten ihn einfach überwältigt wie ein Kind, ihn gerupft wie eine Gans und ihn am Boden liegen gelassen wie ein Häufchen Kot! Seine Wut war so überwältigend, dass er stehen bleiben musste, um mit der Faust an einen Baumstamm zu schlagen. Der Schmerz ließ ihn nach Luft schnappen – immer noch außer sich, jetzt aber atemlos.
Er klemmte sich die verletzte Hand zwischen die Oberschenkel und atmete zischend ein und aus, bis der Schmerz nachließ. Zu seiner Wut gesellte sich jetzt der Schock; er fühlte sich orientierungsloser als je zuvor, und ihm war schwindelig. Keuchend fasste er sich mit der gesunden Hand in den Nacken, fühlte den borstigen Stumpf, der alles war, was dort übrig geblieben war – wurde von frischer Wut überwältigt und versetzte dem Baum mit aller Kraft einen Tritt.
Er humpelte fluchend im Kreis herum, bis er sich schließlich auf einen Felsbrocken sinken ließ und keuchend den Kopf auf die Knie legte.
Allmählich verlangsamte sich seine Atmung, und sein Denkvermögen kehrte zurück.
Also schön. Er irrte nach wie vor durch die Wildnis von Long Island, nur, dass er jetzt kein Pferd, kein Essen und keine Waffen mehr hatte. Und keine Haare mehr. Bei
Jetzt war das Wichtigste, einen Teil der Armee ausfindig zu machen. Sein Impuls war es, auf der Stelle zu desertieren, nach Frankreich zu segeln und niemals zurückzukehren, sodass man in der Armee vermuten würde, dass er umgekommen war. Doch das kam aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht infrage, nicht zuletzt seines Vaters wegen – dem es wahrscheinlich lieber