Anmerkungen eines FarnsGedenke meiner,flüstert der Staub.Peter HuchelAn der Position des Bauem errätst du den König.Am Streifen Land in der Feme — dass du auf dem Schiff stehst seit ewig.An den satten Noten in der Stimme der zarten Freundin im Hörer —dass ein Nachfolger da ist: Student? oder Chirurg?Ingenieur? Am Namen der Bahnstation — Einsamburg —dass es Zeit ist auszusteigen, das Ei aus der Schale zu befördern.In jedem von uns sitzt ein Bauer, ein Spezialistfür Wetterprognosen. Etwa so: ein Herbstblatt istfällt es vornüber aufs Gesicht, ein Missemtesignal. Das Orakelist nicht besser kommt zu dir im Regenmantel das Gesetz:deine Tage sind gezählt — vom Richter, oder anders jetzt —bleibt dir ohnehin wie man sagt nur noch ein Katzenkrakel.Was denn, die Natur wird uns unsere Merkmale doch nicht nehmen.Ein Cherub — der mag vielieicht nicht wissen von wegenvorn und hinten. Anders der Mensch. Der Helle hatüberall die Perspektive dass er aus dem Gesichtsfeldkippt. Und hört er eine Glocke an sein Hörorgan flitzenso schlägt die ihm: man säufl man sticht man gibt den Teller ab.Deshalb besser: keine Angst! Die zarten Linien in der Hand,die rosa Ziffer die auf dem Trolleybus-Schildchen tanztplus der Effekt der Stukkatur im Zimmer von Belsazarbestätigen nur dass leider-leider das Schicksalweniger Varianten hat als Opfer; dass ihr nichts alsein Restchen habt und am ehesten so endet wie die Wahrsager —Zigeunerin eurer Nachbarin sagte, Bruder, Schwester, Fraueures Freundes nur nicht euch. Die Feder kratzt im stillen Raumin dem etwas wie «nach dem Tod» haust, umgekehrt wie Klubtänze klingendso sehr ist die Stille ohrenbetäubend; eine Art Anti-Beschuss.Im übrigen heißt das alles schlicht: so alt bist du dassder Wurm müde wird sich im Schnabel zu ringeln.Der Staub setzt sich sommers auf die Dinge wie winters der Schnee.Ein Verdienst der Oberfläche, der Flachheit. Von ihr aus wehtdiese Tendenz nach Oben: zum Staub oder Schnee. Odereinfach zum Nichtsein. Und etwas wie «vergiss mich nicht»flüstert der Staub zur Hand mit dem Lappen; schließlich flichtder das Flüstem des Staubs in seine feuchten faltigen Ohren.An der Wucht der Verachtung errätst du: neue Zeiten.Am Flimmern des Sterns — dass das Mitleid leiderabgeschafft ist als Rückzug der Energie: gedrosselter Wärmeoder dann als Signal dass es Zeit wird für einen selbstdie Lampe zu löschen; das Kratzen der Feder in der Stille hältstdu für den Versuch in Kleinschrift die Angst zu verlernen.Vernehmt diese Reden als den Gesang des Wurms,nicht als Sphärenmusik, nicht gedacht für die Jahrhun —derte. Gedämpfter als ein Vögelchen aber voller tönendals der Singsang des Hechts. Was schon nahist wird kein Tiirschloss stoppen. Doch Schlimmes kann jadem Schlechten nicht zustoßen, und Furcht vor Tautologie ist Garantie für Wohlergehen.[242]