Zu alldem kamen noch die freundlichen Menschen, deren tägliches Leben und Treiben dem Studenten als Motivvorlagen dienten. Aus diesem Wohlbefinden heraus entstanden etliche interessante Bilder, die heute noch zu den wichtigsten Arbeiten aus dem frühen Schaffen des Künstlers zählen. Auch das Ölgemälde Die Familie wurzelt in den intensiven Erlebnissen Andrej Kasakovs während seiner Studienaufenthalte auf der Krim.
Seite 19.
Im Jahr vor dem Abschlussdiplom wurde den Akademiestudenten auferlegt, zwei vielfigurige Kompositionen jeweils nach einem freien und einem vorgegebenen Thema zu malen. Auch Andrej Kasakov musste sich intensiv mit diesen Aufgabenstelllungen auseinander setzen. „Die schwierigere Sache war es, ein passendes freies Thema zu finden! Mir ist die Bildidee während einer Studienreise zum Goldenen Ring gekommen. Als ich in der Stadt Wladimir die große Kathedrale besichtigte, sah ich auf dem davor befindlichen Markt einen Künstler mit seinem Malerkasten stehen. Rasch hielt ich diese reizvolle Szene in einer Skizze fest. In Moskau entstand dann danach ein entsprechendes Ölgemälde. Meine zweite Aufgabe zum vorgegebenen Thema war ein Staatsauftrag und bezog sich auf das vierzigjährige Friedensjubiläum im Jahr 1985.“
Seite 22.
DIPLOMARBEIT ZUM ABSCHLUSS DER AKADEMISCHEN AUSBILDUNG.
Um den Abschluss an der der Moskauer Kunstakademie zu erlangen, musste Andrej Kasakov eine Diplomarbeit in der Form eines großformatigen Ölgemäldes vorlegen. Das titelgebende, ernste Thema dieses Werkes bezog sich auf eine von Veteranen während einer Mahlzeit abgehaltene Schweigeminute in Erinnerung an die vergangene Kriegstragödie. Ein ganzes Jahr lang dauerten die Vorbereitungen zu diesem auf einer Größe von 2 x 2,50 m angelegten Opus. Es wurde Material gesammelt, gezeichnet, dann mussten Ölskizzen und Kartons angefertigt werden und diese schließlich einer Kommission zwecks Zustimmung zum Weiterarbeiten vorgelegt werden. All dies ging reibungslos voran und der künftige Hochschulabsolvent Andrej Kasakov konnte an die Vollendung seiner Diplomarbeit schreiten. Doch dann passierte etwas Unerwartetes.
„Mein Bild war schon fast fertig. Ich hatte einen Veteranen mit sehr ernstem Gesicht an einem Tisch sitzend dargestellt, vor ihm stand ein Glas Wodka und etwas zu Essen. Eigentlich dachte ich, dass die Arbeit für mich nun erledigt sei. Das Werk sollte in wenigen Tagen einer zweiten Prüfungskommission zur letzten Begutachtung gezeigt werden. Dazwischen kam jedoch der 16. Mai 1985, jener Tag, an dem Gorbatschow ein Gesetz erließ, mit dem er dem Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit einen strengen Riegel vorschob. Nun sah die von mir als festliche Stimmung gemeinte Thematik des Bildes – öffentlicher Speisen- und Alkoholgenuss – plötzlich völlig anders aus! Zwar schmunzelten meine Professoren über diesen neuen Gesetzeserlass, dennoch musste ich binnen weniger Tage sowohl den Wodka wie auch die auf meinem Ölbild dargestellten Speisen übermalen.
Bei meiner Abschlussprüfung hat dann die ganze Kommission heimlich gelacht, als ein Professor meinte, das Bild sollte nicht mit Schweigeminute betitelt werden, sondern die Bezeichnung Der 16. Mai tragen. Persönlich finde ich es heute noch höchst bedauerlich, dass mein Gemälde durch die Politik seiner eigentlichen Bedeutung enthoben wurde.“
Seite 25.
STAATLICHE AUFTRAGSWERKE.
Nach dem Akademieabschluss arbeitete Andrej Kasakov einige Jahre für das staatliche Malereikombinat. Von dieser Organisation erhielt er regelmäßig Aufträge zu offiziellen Werken, die jeweils ein vorgegebenes Thema behandeln mussten. So entstand unter anderem das 2,30 x 1,90 m große historische Ölgemälde Lenin in der Oktoberrevolution, an dem auch sein Vater Boris mitarbeitete. Eine Kommission überprüfte jedes Detail dieses Bildes, etwa die Schuhe oder die Gewehre der Soldaten, auf geschichtliche Vorlagentreue. Was der Kritik nicht standhielt, musste vom Künstler entsprechend verändert werden. Ein weiteres Bildthema, bei dem sich der Maler wesentlich freier ausdrücken durfte, galt der Aufbauarbeit in Moskau.
Während dieser Periode hat Andrej Kasakov acht große offizielle Ölgemälde geschaffen, die heute jedoch möglicherweise gar nicht mehr existieren.
Seite 26.
KÜNSTLERISCHE ORIENTIERUNG NACH DER AKADEMIE.
Seite 30.
EINE NEUE KREATIVE SCHAFFENSPERIODE.
Seite 49.
VERSCHIEDENE ZEITGENOSSEN IM PORTRÄT