Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Es ist jetzt 2 Uhr morgens. Der Marschall und der Schwede versuchen noch zu retten, was zu retten ist. Göring ermächtigt Dahlems, Ogilvie-Forbes sofort den 16-Punkte-Vorschlag Hitlers telefonisch zu diktieren. Damit soll Hitlers Angebot an Polen doch noch zu Henderson gelangen. Unmittelbar danach informiert Göring Hitler von Ribbentrops verpatzter Notenübergabe. Hitler spricht dem Marschall für dessen schnelles Eingreifen seine Anerkennung aus.361 Ogilvie-Forbes kann den Hitler-Vorschlag nicht sofort an Botschafter Henderson wei-terleiten, weil der sich noch in der polnischen Botschaft aufhält. Er legt die im Telefondiktat niedergeschriebenen 16-Punkte auf Hendersons Schreibtisch und geht zu Bett. Um 9 Uhr findet der Botschafter das Schreiben und kennt nun den vollen Text des Hitler-Angebots. Zeitgleich schickt Göring Dahlerus mit einer Kopie des Textes zu Henderson, damit er sicher ist, daß der Botschafter den richtigen Text in Händen hat. Der nutzt das Erscheinen des schwedischen Vermittlers, ihn zu bitten, den Hitler-Vorschlag so schnell wie möglich in Ogilvie-Forbes' Begleitung zu Lipski in die polnische Botschaft zu überbringen. Um 11

Uhr treffen die beiden Emissäre bei Lipski ein. Die Szene, die nun folgt, hat etwas gespenstisch Unwirkliches.362 Die Botschaft ist so gut wie leergeräumt.


358 Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume VII, Document 575

359 Dahlerus, Seite 105

360 Geschäftsträger in der britischen Botschaft während der Abwesenheit des Botschafters 361 Rassinier, Seite 294

362 Der folgende Ablauf ist von Dahlerus beschrieben. Siehe Dahlerus, Seite 110, und IMT-Dokumente, Band IX, Seite 521


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Die Umzugskisten stehen in der Halle aufgereiht. Das Botschaftspersonal ist damit beschäftigt, die Abreise vorzubereiten. Dahlems liest Lipski in dessen fast leerem Zimmer Hitlers Vorschlag vor, der ja an die polnische Regierung gerichtet ist. Lipski unterbricht nach kurzem Zuhören und erklärt, den Inhalt nicht zu verstehen, und das, obwohl er fließend Deutsch spricht. Der Schwede verläßt den Raum, um eine Abschrift der Hitler-Note zu fertigen und zu übergeben.

Derweil eröffnet Lipski dem zurückgebliebenen Ogilvie-Forbes, daß er

„keinerlei Anlaß habe, sich für Noten oder Angebote von deutscher Seitezu interessieren. Er kenne die Lage in Deutschland. ...Er sei überzeugt,daß hier im Falle eines Krieges Unruhen ausbrechen werden und daß diepolnischen Truppen gegen Berlin marschieren werden.“ 363

Dahlems kommt zurück und händigt Lipski den Hitler-Vorschlag aus. Inzwischen ist es kurz vor 12 Uhr mittags. Beide Emissäre kehren mit Eile in die britische Botschaft zurück und berichten Henderson. Dahlems informiert gleich von der Botschaft aus auch das Außenministerium in London über seine merkwürdige Begegnung mit Botschafter Lipski. Er beschwert sich darüber, daß Polen offensichtlich ganz bewußt jede Verhandlungsmöglichkeit zerstört. Lipski habe ihm gesagt, die deutschen Vorschläge seien nicht einmal erwägenswert.

Dahlems ist erregt, weil er erkennt, daß seine Vermittlertätigkeit wahrscheinlich an der Unbeweglichkeit der Polen scheitert. Zum Ende des Berichts betont der Schwede, daß er selbst den deutschen 16-Punkte-Vorschlag für außerordentlich großzügig hält.


In London hält man den Dahlerus-Anruf offensichtlich für ausgesprochen wenig hilfreich. Es folgt postwendend eine Ermahnung von Halifax an Henderson „er möge in Zukunft bitte Personen, die nicht zur englischen Botschaft gehörten, daran hindern, seine Telefonleitung zu benutzen.“364 Diese an sich lächerliche Ermahnung über eine Telefonbenutzung nährt den Verdacht, daß Außenminister Halifax zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Vermittlungsbemühungen mehr wünscht.


Während der vergangenen Stunden ist im Foreign Office wieder ein Bericht des Botschafters in Warschau Kennard eingetroffen.365 Kennard meldet, daß er tags zuvor mit dem polnischen Außenminister Beck gesprochen habe, und daß der ihm eine schriftliche Antwort auf den englischen Vermittlungsvorschlag bis heute mittag versprochen habe. Beck habe sich sehr erleichtert gezeigt, daß sich die britische Regiemng in keiner Weise für die deutschen Forderungen eingesetzt habe. Kennard spricht hier aus, was von Ribbentrop befürchtet und was Göring im Vertrauen auf Englands „faire“ Vermittlung nicht vermutet. Die englische Regiemng krümmt keinen Finger, um in Polen Verständnis für die deutschen Posi-363 Dahlerus, Seite 110, und IMT-Dokumente, Band IX, Seite 521

364 Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume VII, Document 589

365 British War Bluebook, Document 93


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tionen anzuregen. England gibt sich nicht die geringste Mühe, den in Versailles selbst geschaffenen Streitpunkt Danzig aus der Welt zu schaffen.

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