Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Kurz bevor Dahlems das Außenministerium in London von seiner merkwürdigen Begegnung mit Lipski unterrichtet – etwa 12 Uhr mittags – geht ein Telegramm von dort nach Warschau.366 Außenminister Halifax fordert Botschafter Kennard auf, zusammen mit seinem französischen Kollegen die polnische Regierung zu ersuchen, der deutschen Reichsregierung zu bestätigen, daß sie „das Prinzip direkter deutsch-polnischer Gespräche akzeptiere“. Das ist noch weit entfernt vom Rat, einen zu Gesprächen bevollmächtigten Gesandten nach Berlin zu schicken.

Offensichtlich nur Minuten nach dem Dahlerus-Anruf über das Verhalten Lipskis folgen zwei weitere Weisungen aus London. Henderson in Berlin erhält um etwa 13 Uhr per Telefon den Auftrag, die Reichsregierung davon zu informieren, daß die polnische Regierung nun ihren Botschafter ins Außenministerium schicken werde.367 Und Kennard in Warschau wird um 13.45 Uhr telegraphisch angewiesen368, er möge der polnischen Regierung unverzüglich den Rat geben, ihren Botschafter in Berlin zur Reichsregierung zu entsenden. Lipski solle sich dort bereit erklären, neue deutsche Vorschläge entgegen zu nehmen und nach Warschau zu übermitteln. Warschau könne dann ebenfalls Vorschläge vorlegen.

Auch dieses Telegramm enthält noch keinen Hinweis auf den von Hitler geforderten, zur Aufnahme von Gesprächen bevollmächtigten polnischen Gesandten.

Es wirkt so, als versuchten Chamberlain und Halifax Hitler in diesem Punkt so lange hinzuhalten, bis er schwach wird oder von sich aus mit dem Krieg beginnt.

Henderson begibt sich mit seinem Auftrag sofort ins Außenministerium und informiert Staatssekretär von Weizsäcker von der Neuigkeit aus London. Die Botschaft geht sofort an Hitler weiter, der im Begriff ist, die „Weisung Nr. 1 für die Kriegführung“, das heißt den Befehl zum Angriff gegen Polen mit seiner Unterschrift in Kraft zu setzen. Hitler soll nach dieser Ankündigung aus London die Unterschrift noch einmal verschoben haben.369

Die zweite Anweisung in gleicher Sache, die von Halifax an Kennard, kreuzt sich mit zwei Depeschen aus Warschau nach London und Berlin. In der ersten vom polnischen Außenminister Beck an den englischen Außenminister Halifax erklärt sich die polnische Regierung zu Gesprächen mit der deutschen Reichsregierung bereit.370 Diese Nachricht läuft über Kennard und so braucht sie von etwa 12

Uhr mittags bis 18.30 Uhr abends, ehe sie in London vorliegt.


366 British War Bluebook, Document 94

367 Benoist-Méchin, Band 7, Seite 509

368 British War Bluebook, Document 95

369 Benoist-Méchin, Band 7, Seite 510. Der Historiker B.-M. gibt allerdings keinen Quellenhinweis zu diesem Sachverhalt.

370 British War Bluebook, Document 97


499


Die zweite Depesche geht um 12.40 Uhr direkt per Funk von Beck an Lipski in Berlin, wo sie von der deutschen Funkaufklärung mitgeschnitten und entschlüsselt wird. Zu der Depesche liegen heute zwei offiziell dokumentierte Niederschriften vor. In der polnischen wird Lipski angewiesen, Außenminister von Ribbentrop aufzusuchen und ihm mitzuteilen:

„Diese Nacht wurde die polnische Regierung von der britischen von derenErörterungen mit der deutschen Regierung über die Möglichkeit direkter

Verhandlungen zwischen der deutschen und der polnischen Regierung unterrichtet.

Die polnische Regierung wird den Vorschlag der britischen Regierung ingünstigem Sinn erwägen und der britischen Regierung in einigen Stundeneine formelle Antwort zu dieser Frage geben.“ 371

In der Niederschrift des Mitschnitts der deutschen Funkaufklärung hat diese Weisung einen Anhang, der da lautet:

„Lassen Sie sich unter keinen Umständen in sachliche Diskussionen ein.

Wenn die Reichsregierung mündliche oder schriftliche Vorschläge macht,

müssen Sie erklären, daß Sie keinerlei Vollmacht haben, solche Vorschlägeentgegenzunehmen oder zu diskutieren, und daß Sie ausschließlich obigeMitteilung Ihrer Regierung zu übermitteln und erst weitere Instruktioneneinzuholen haben.“ 372

Für die Echtheit dieser deutschen Dokumentation spricht, daß sich Lipski streng an diese Zusatzweisung hält, und daß sie Kennard in einem Bericht vom gleichen Tag bestätigt.373


Перейти на страницу:

Похожие книги

Мохнатый бог
Мохнатый бог

Книга «Мохнатый бог» посвящена зверю, который не меньше, чем двуглавый орёл, может претендовать на право помещаться на гербе России, — бурому медведю. Во всём мире наша страна ассоциируется именно с медведем, будь то карикатуры, аллегорические образы или кодовые названия. Медведь для России значит больше, чем для «старой доброй Англии» плющ или дуб, для Испании — вепрь, и вообще любой другой геральдический образ Европы.Автор книги — Михаил Кречмар, кандидат биологических наук, исследователь и путешественник, член Международной ассоциации по изучению и охране медведей — изучал бурых медведей более 20 лет — на Колыме, Чукотке, Аляске и в Уссурийском крае. Но науки в этой книге нет — или почти нет. А есть своеобразная «медвежья энциклопедия», в которой живым литературным языком рассказано, кто такие бурые медведи, где они живут, сколько медведей в мире, как убивают их люди и как медведи убивают людей.А также — какое место занимали медведи в истории России и мира, как и почему вера в Медведя стала первым культом первобытного человечества, почему сказки с медведями так популярны у народов мира и можно ли убить медведя из пистолета… И в каждом из этих разделов автор находит для читателя нечто не известное прежде широкой публике.Есть здесь и глава, посвящённая печально известной практике охоты на медведя с вертолёта, — и здесь для читателя выясняется очень много неизвестного, касающегося «игр» власть имущих.Но все эти забавные, поучительные или просто любопытные истории при чтении превращаются в одну — историю взаимоотношений Человека Разумного и Бурого Медведя.Для широкого крута читателей.

Михаил Арсеньевич Кречмар

Приключения / Публицистика / Природа и животные / Прочая научная литература / Образование и наука