Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Der erste Anschluß fällt Hitler sozusagen in den Schoß. Während der Siegerkonferenz in Versailles hat der französische Ministerpräsident Clemenceau wiederholt versichert, daß die Saarländer französischer Abstammung seien und, soweit doch von deutscher Herkunft, Bürger Frankreichs werden wollten2. So jedenfalls notiert das der französische Historiker und Politiker Jacques Benoist-Méchin in einem seiner Bücher. Trotz des festen Willens der Franzosen findet ihre Absicht, auch das Saargebiet zu schlucken, in Versailles keine Mehrheit. Die Russen, die ihnen die Saar im Geheimvertrag von 1917 zugesichert hatten, sind in Versailles nicht mehr dabei. Und US-Präsident Wilson sowie der englische Premier Lloyd George sind nicht damit einverstanden, daß Clemenceau das Saarland samt Be-völkerung und Bodenschätzen annektiert. Als Kompromiß der drei großen Siegermächte wird das Saarland zunächst für 15 Jahre unter die Verwaltung des Völkerbunds gestellt. Dann erst soll nach einer Volksabstimmung entschieden werden, ob es auf Dauer französisch, selbständig oder wieder deutsch wird. Eine fünfköpfige, international besetzte „Saarkommission“ soll das Saarland in diesen 15 Jahren im Auftrag des Völkerbunds regieren. Die Saarkommission steht unter dem Vorsitz eines französischen Präsidenten. Sie entpuppt sich bald als alleinige Vertretung französischer Interessen. Das ändert sich auch nicht, als das kanadi-sche und das deutsche Mitglied der Kommission deshalb aus Protest dies Gremium verlassen. Die Verhältnisse an der Saar verschlimmern sich dadurch nur noch weiter zum Schaden der betroffenen Bevölkerung. Frankreich schaltet und waltet de facto als neuer Herrscher an der Saar. Die Proteste der angestammten 1 Lord Halifax z.B. spricht am 20. März 1939 vor dem Oberhaus von „Deutschlands ehrgeizigen Weltherr-schaftsplänen“

2 Benoist-Méchin, Band 3, Seite 257


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Bevölkerung werden auf Weisung der Franzosen in der Kommission in aller Regel dem zuständigen Völkerbund nicht einmal zugeleitet3. Die Regierung in Paris verlegt gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrags 5.000 französische Soldaten in das Saargebiet4. Die deutsche Beamtenschaft wird zum größten Teil ausgewiesen und durch französische ersetzt. Das gleiche passiert mit den deutschen Firmenleitungen in der Industrie und im Bergbau an der Saar. Doch 1935

sind die 15 Jahre Saarstatut zu Ende, und Frankreich muß die 1920 in Versailles festgelegte Volksabstimmung dulden. So ist die Tatsache der Volksabstimmung an der Saar kein Verdienst des Kanzlers Hitler.

In den Monaten vor der Abstimmung tobt ein heftiger Wahlkampf an der Saar, bei dem die französische Verwaltung vor Ort den Heimvorteil besitzt, und das Deutsche Reich dagegen keinen unmittelbaren Zutritt hat. Der Wahlkampf wird von französischer Seite bewußt gegen den Nationalsozialismus und die neuen Mißstände im Deutschen Reich geführt. Die Emotionen schlagen dabei hoch, und die Volksabstimmung droht, zu harten Auseinandersetzungen auszuarten.

Da schlägt der deutsche Regierungschef Hitler der französischen Regierung vor, die Zukunft der Saar durch eine freundschaftliche Vereinbarung zwischen beiden Regierungen zu regeln und auf die Volksabstimmung zu verzichten5.

Sein Vorschlag lautet, das Saargebiet dem Deutschen Reiche wieder anzuschließen und durch einen Wirtschaftsvertrag zu regeln, daß die französische Industrie die saarländischen Bodenschätze, so ausbeuten dürfe wie bisher. Die französische Regierung lehnt den Vorschlag ab. Sie wertet ihn als Hitlers Eingeständnis der schlechten deutschen Chancen bei der Wahl.

Am 13. Januar 1935 wird unter der Aufsicht des Völkerbunds gewählt. 90,8 Prozent der Saarländer votieren für den Anschluß an das Deutsche Reich, 8,8 Prozent für die Selbständigkeit der Saar und 0,4 Prozent für den Anschluß an Frankreich. Diese Wahl außerhalb des deutschen Staatsgebiets hat ohne jeden Zweifel ohne deutsche Manipulationen und Pressionen stattgefunden. Und sie wirkt, dank des Wahlkampfthemas der Franzosen „Nationalsozialismus in Deutschland“ statt einer Entscheidung für Deutschland und gegen Frankreich wie eine breite Zustimmung zum neuen nationalen Sozialismus des deutschen Kanzlers Hitler. So bescheren die Franzosen Hitler einen innenpolitischen Triumph, der stärker nachwirkt als sie ahnen. Für Hitler wird der erste Anschluß nach der Niederlage von 1918 zugleich ein Plebiszit für die „Bewegung“.

Am 1. März 1935 geht die Hoheit über das Saargebiet wieder auf das Deutsche Reich über. Hitler gibt zu diesem Anlaß eine Regierungserklärung vor dem Reichstag ab, in der er feierlich auf den deutschen Anspruch auf Elsaß-Lothringen verzichtet und die durch die Heimkehr der Saar neugezogene Grenze zwi-3 Nitti, Seite 115

4 Nach Versailler Vertrag, Teil III, Artikel 50, Anlage, § 30 war das Saargebiet frei von Militär zu halten

5 Benoist-Méchin, Band 3, Seite 259


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Abb. 2: Wahlkampf vor der Saarabstimmung


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