Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Bundeskanzler Seyß-Inquart, frisch vom österreichischen Bundespräsidenten vereidigt, und einige der neu ernannten Bundesminister sind zur Begrüßung Hitlers nach Linz gekommen. Seyß-Inquart, der immer noch kein Freund des Einmarschs ist, schlägt Hitler vor, auch österreichische Truppen ins Deutsche Reich zu schicken, um aller Welt zu zeigen, daß sich hier eine freiwillige Vereinigung vollzieht und keine einseitige Eroberung. Hitler ist von dem Vorschlag angetan und ordnet auf der Stelle an, so zu verfahren. Schon tags darauf marschieren österreichische Truppen nach München, Dresden, Stuttgart und Berlin.40

Bis Linz hat Hitler offensichtlich kein politisches Konzept für diesen bis vor drei Tagen nicht geplanten Einmarsch. So ist ihm bis dato noch nicht klar, in welcher Weise Österreich nun dem „Altreich“ angeschlossen werden soll. Dem vom überstürzten Ablauf des Geschehens selber überraschten Hitler schwebt bis zu dem überwältigenden Empfang, den ihm die Österreicher in Linz bereiten, offensichtlich zunächst nur vor, Österreich als eigenen Staat in Personalunion mitzuregie-ren41. In Linz beschließt er, Österreich dem „Altreich“ als neuen Reichsteil anzuschließen. Auch kann sich Hitler immer noch entscheiden, ob er auf das Ergebnis der nun verschobenen Volksabstimmung wartet und es Seyß-Inquart überläßt, den Anschluß zu vollziehen, oder ob er selber vorher Fakten schafft. Der Völksauflauf von Linz und die Begeisterung der Menschen bestärken Hitler, letzteres zu tun.

Sonntag morgen, den 13. März 1938 um 1 Uhr früh, rollt die erste Wehrmachts-einheit in Österreichs Hauptstadt Wien ein. Die Straßen sind trotz Nacht und Käl-te voll von Menschen. Vor der Oper ist ein österreichisches Musikkorps angetre-40 IMT-Verhandlungen, Band XV, Seite 664 ff

41 v. Weizsäcker-Papiere, Seite 124


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ten und empfangt die ersten deutschen Truppen zu einer improvisierten Militär-parade. Die Polizeiabsperrungen, die die Menschen von den vorbeimarschieren-den Wehrmachtskompanien trennen sollen, brechen unter dem Ansturm der be-geisterten Menge bald zusammen. Um 2.30 Uhr trifft das erste Bataillon der Wehrmacht in der Rennweg-Kaserne ein und wird dort vom 3. Wiener Infanterie-Regiment mit Ehrenkompanie, Fahne und Musik erwartet. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Eintreffen deutscher Truppen an den Grenzübergängen nach Italien und Jugoslawien. Auch dort werden die Wehrmachtstruppen von den italienischen und jugoslawischen Grenztruppen mit Zeremoniell empfangen. Der Militäreinmarsch vollzieht sich so, als wäre der politische Anschluß Österreichs schon vorausgegangen.

Doch noch sind Seyß-Inquart Bundeskanzler und Miklas Bundespräsident von Österreich. Gegen Abend allerdings erklärt Miklas seinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten. Damit gehen nach geltender Verfassung, Artikel 77, die Befugnisse des Präsidenten auf den Bundeskanzler über. So ist Seyß-Inquart für ganz kurze Zeit Regierungschef und Staatsoberhaupt in einem. Schon am Vormittag des Tages hatten Seyß-Inquart als Bundeskanzler, Glaise-Horstenau als Vizekanzler und Justizminister Hueber ein neues „Bundesverfassungsgesetz“ verfaßt und unterschrieben, in dem es heißt:

„Artikel I

Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches.

Artikel II

Sonntag, den 10. April 1938, findet eine freie und geheime Volksabstimmung der über 20 Jahre alten deutschen Männer und Frauen Österreichs

über die Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reich statt.

...

Artikel V

Dieses Bundesverfassungsgesetz tritt am Tage seiner Kundmachung inKraf t...

Wien, den 13. März 1938

Seyß-Inquart, Bundeskanzler

Glaise-Horstenau, Vizekanzler

Hueber, Justizminister“ 42


Als reichsdeutsches Gegenstück dazu unterzeichnet Adolf Hitler das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Die Artikel lauten:

„Artikel I

Das von der österreichischen Bundesregierung beschlossene Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 13. März 1938 wird hiermit deutsches Reichsgesetz.


42 Benoist-Méchin, Band 5, Seite 285


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(Es folgt der Text des österreichischen Gesetzes)

Artikel II

Das derzeit in Österreich geltende Recht bleibt bis auf weiteres in Kraft.

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