Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Inzwischen ist es fast halb sieben abends. Göring ruft erneut in Wien an. Noch während Göring und Seyß-Inquart miteinander sprechen, entläßt Bundespräsident Miklas den Kanzler und das Kabinett, jedoch ohne einen neuen Bundeskanzler einzusetzen. Bei einem weiteren Gespräch um 20 Uhr informiert Seyß-


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Inquart Göring, daß der Generalinspekteur den Truppen befohlen hat, sich zurückzuziehen, und daß die führenden Persönlichkeiten Österreichs jetzt offensichtlich auf den Einmarsch warten. Göring erwidert, daß er den Einmarsch nun befehlen werde, und er fordert Seyß-Inquart auf, dann die Macht im Land zu übernehmen. Kurz nach 8 Uhr abends gibt Ex-Bundeskanzler Schuschnigg über Radio bekannt, daß er mit dem Kabinett zurückgetreten ist. So weiß in dieser Nacht und am Tag des deutschen Einmarsches in Österreich niemand, wer im Land das Sagen hat.

Inzwischen ist ganz Österreich ein einziger Hexenkessel. Seit Kanzler Schuschnigg vor drei Tagen die Parteiverbote aufgehoben hat, demonstrieren und marschieren Marxisten, Sozialdemokraten, Nationalsozialisten, die Nationale Opposition, die habsburgtreuen Legalisten, Gewerkschaften, die Heimwehr und der Heimatschutz zu Fuß und mit LKW-Kolonnen durch die Straßen aller großen Städte. Polizei und Heer sperren an vielen Orten Plätze und öffentliche Gebäude mit Stacheldraht und demonstrativ aufgestellten Maschinengewehren. Im Ge-wühl der Menschen in den Straßen hört man die Parolen „Heil Moskau“, „Heil Schuschnigg“, „Nieder mit Schuschnigg“, „Heil Hitler“, „Nieder mit Hitler“, „Es lebe Österreich“, „Es lebe Deutschland“ und so weiter. Auch die Beflaggung von Rot-Weiß-Rot über Hammer und Sichel bis zum Hakenkreuz zeigt die augenblickliche Zerrissenheit der österreichischen Bevölkerung. Die regierungsnahe Presse wird nicht müde, eine Wahlentscheidung für den Anschluß als Landes-verrat an Österreich zu bezeichnen, während der Stellvertreter des Innenministers die Menschen über Rundfunk zum Boykott der Volksabstimmung aufruft.

Ein Bild, das dem der DDR in ihren letzten Tagen ähnelt, in denen die einen zu Tausenden mit Fackeln und Paraden den 40. Jahrestag der DDR feiern und verkünden, daß die Mauer noch in 100 Jahren steht, während die anderen ebenfalls zu Tausenden Bittgottesdienste halten und auf Montagsdemonstrationen „Wir sind ein Volk“ skandieren.

In der Nacht wendet sich das Blatt. Ex-Bundeskanzler Schuschnigg hat seinen Rücktritt über Rundfunk mitgeteilt. Kurz daraufruft der nun nur noch geschäftsführende Innenminister Seyß-Inquart die Bevölkerung gleichfalls über Radio zur Ruhe auf. Plötzlich trägt die Polizei in Wien Armbinden mit dem Hakenkreuz.

Die Anti-Anschluß-Demonstrationen sind wie von jetzt auf gleich verschwun-den. Statt dessen bewegt sich ein Motor-Korso mit Hakenkreuzfahnen und Fackeln auf den Autos durch die Wiener Innenstadt. Sprechchöre vor dem Ballhaus rufen: „Es lebe das neue Österreich!“ und man verlangt „Seyß-Inquart auf den Balkon!“ Zu dieser Zeit ist Seyß-Inquart noch immer nicht als neuer Bundeskanzler eingesetzt. Da das auch offensichtlich nicht mehr zu erwarten ist, befiehlt Hitler um 20.45 Uhr den Einmarsch der an Österreichs Grenzen aufmarschierten Truppen. Nur wenig später versucht Minister Göring Seyß-Inquart dazu zu bewegen, offiziell um einen Einmarsch deutscher Truppen zu ersuchen39.


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Doch der österreichische Minister, der immer noch im Sinn hat, den Anschluß nach erfolgter Wahlentscheidung auf legalem Wege zu vollziehen, tut Göring den Gefallen nicht. Um etwa 23 Uhr ernennt Bundespräsident Miklas Seyß-

Inquart doch noch zum neuen Chef der österreichischen Regierung.

In den Morgenstunden des neuen Tages – es ist inzwischen Samstag, der 12.

März 1938 – marschieren deutsche Heerestruppen in Richtung Salzburg, Linz und Innsbruck. Blumenschmuck und Fahnen auf den Militärfahrzeugen sollen zeigen, daß dies eine Wiedervereinigung nach langen Jahren deutscher Trennung und kein Eroberungsfeldzug ist. Dies Zeichen wird auch so verstanden. Die österreichische Bevölkerung beiderseits der Straßen reagiert erst freundlich, dann bald mit steigender Begeisterung. Es gibt Umarmungen, Winken, Hände-schütteln, Freudentränen, Fahnenschwenken. Als Hitlers Wagenkolonne gegen Abend auf den Marktplatz der Stadt Linz rollt, warten dort schon 60.000 Menschen zum Empfang. Hitler hält eine kurze Rede und wird dabei wieder und immer wieder von Beifallsstürmen unterbrochen. Die Begeisterung der Menschenmenge hinterläßt ihm, der sich bis dahin der ungeteilten Zustimmung der Österreicher nicht sicher sein konnte, einen tiefen Eindruck.

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