„Hier Raumschiff ‚SSSR-KS 3‘. Sende eine Mitteilung des Leiters der wissenschaftlichen Gruppe der Expedition, Paitschadse…“ Kamow und Woloschin wechselten einen Blick. Was hatte das zu bedeuten? Weshalb nannte Toporkow Paitschadse Leiter der wissenschaftlichen Gruppe, nicht aber Kommandant des Raumschiffes? Wer war dann Kommandant? Wo war Professor Balandin geblieben?
„Neben einem Bergsee, zu dem die,SSSR-KS 3‘, Hinweisen der Venusianer folgend, geflogen ist, wurde ein Raumschiff entdeckt. Allen Anhaltspunkten nach ist es vor vielen tausend Jahren von einem untergegangenen Planeten unseres Sonnensystems, dem Phaeton, gekommen …“ Die drei lauschten mit angehaltenem Atem.
Der letzte Start
„Für mich steht außer Zweifel, daß die Phaetonen mittels eines besonderen Apparates mit den Venusianern gesprochen haben“, schloß Melnikow seinen Bericht. „Leider gibt es keinerlei Hinweise, was das für ein Apparat war.“ „Da kann ich Ihnen Auskunft geben“, sagte Toporkow, „Genauso einen oder zumindest einen ähnlichen haben Konstantin Wassiljewitsch und ich nämlich konstruiert. Die Venusianer geben zweifellos Laute von sich, allerdings im Bereich der Ultraschallwellen, deshalb können wir sie nicht hören. Um mit ihnen sprechen zu können, brauchen wir einen Schalltransformator.
Wie gesagt, es ist schon einer fertig. Er transformiert den Ultraschall auf eine für unser Ohr wahrnehmbare Frequenz. Sobald die Venusbewohner in der Nacht zum Vorschein kommen, werden wir sie sprechen hören.“ „Wie sind Sie denn darauf gekommen?“ fragte Belopolski.
„Ohne Biologe zu sein?“ fragte Toporkow verschmitzt. „Ich bin eben drauf gekommen, wie Sie sehen. Ein Zufall ist mir zu Hilfe gekommen. Als Sie vom Grund des Sees zu uns zurückkehrten, beobachtete ich auf dem Bildschirm die Venusianer; dabei bemerkte ich plötzlich auf der Mattscheibe des Schalllokators ganz bestimmte Linien. Sie entstanden jedesmal, wenn die Venusianer etwas durch Gesten zu erklären versuchten. Der Lokator,hörte‘ etwas. Sie wissen, er arbeitet mit Ultraschall. Da kam mir die Idee. An den Stromschnellen habe ich dann, während die Venusianer arbeiteten, die Probe aufs Exempel gemacht. Es gelang mir sogar festzustellen, daß die Frequenz der von ihnen ausgehenden Schallwellen an der Schwelle unseres Hörbereichs liegt. Konstantin Wassiljewitsch hat mir geholfen, und nun steht der Apparat zu Ihrer Verfügung.“ „Damit haben Sie uns einen großen Dienst erwiesen“, sagte Belopolski. „Sobald wir die Venusbewohner hören können, ist das Erlernen ihrer Sprache nur noch eine Zeitfrage. Was die Phaetonen konnten, können wir auch.“ „Wenn doch bloß bald Nacht wäre!“ rief Korzewski aus.
Aber bis zum Sonnenuntergang war es noch weit. Am nächsten Tag, dem achten August, würde gerade „Mittag“ sein. Tagsüber jedoch war auf ein Zusammentreffen mit den Venusianern nicht zu rechnen. Soviel stand bereits fest, die Planetenbewohner kamen bei Tageslicht nicht hervor.
„Wann haben denn die Phaetonen mit den Venusbewohnern verkehrt?“ fragte Belopolski.
„Nur nachts“, antwortete Melnikow. „Ihrem,Film‘ nach zu urteilen, sind sie tagsüber nicht mit den Bewohnern dieses Planeten zusammengetroffen. Wahrscheinlich wollten sie sie nicht im Schlaf stören.“ „Wir müssen es genauso halten.“ „Um so mehr“, pflichtete Korzewski ihm bei, „als die,Schildkröten‘ womöglich nicht schlafen. In Abwesenheit der Venusianer könnten sie über uns herfallen.“ „Warten wir die Nacht ab“, entschied Belopolski endgültig.
Unter Anleitung Saizews gingen Knjasew, Romanow und Paitschadse daran, einen Hangar für die Montage des Flugzeugs zu errichten. Belopolski beabsichtigte, eine ganze Reihe von Erkundungsflügen über den Bergen und der Umgebung des Sees in einem Umkreis von tausend Kilometern durchzuführen.
Die Bäume konnten sie zum Bauen nicht verwenden — sie waren zu groß.
So errichteten sie den Hangar neben dem Raumschiff aus Stahlträgern und Reserveplatten. Saizew verdroß es, daß sie keine zerlegbaren Hangars von der Erde mitgenommen hatten.
„Um wieviel einfacher wäre jetzt die Arbeit!“ sagte er.
„Daran zu denken wäre Ihre Sache gewesen“, hielt Belopolski ihm vor.
„Man kann schließlich nicht alles vorhersehen“, sagte der Chefingenieur seufzend.
Begreiflicherweise stand das Raumschiff der Phaetonen die ganze Zeit über im Mittelpunkt des Interesses der Besatzung von „SSSR-KS 3“. Alle wollten gern mit eigenen Augen seine ungewöhnlichen Räumlichkeiten, die merkwürdigen, durchsichtig werdenden „Metallwände“ der Röhren und das wunderbare Schema des Sonnensystems mit den sich bewegenden zehn Planeten sehen. Die von Wtorow gemachten Fotografien gingen mehrmals durch alle Hände, und Melnikow mußte immer wieder vom Aufenthalt in dem geheimnisvollen Schiff berichten.
Doktor Andrejew untersuchte die beiden Kundschafter gründlich, entdeckte jedoch keinerlei Anzeichen einer Vergiftung durch die Luft im Raumschiff. Offenbar war sie für den Menschen unschädlich. Mikroorganismen aber konnten die Jahrtausende kaum überdauert haben.