»Das System wurde von den russischen Verbänden der alten Condominiumsflotte besiedelt«, sagte Cargill. »Als die CD-Flotte sich aus dem System Sol absetzte, brachten die Russkis ihre Frauen und Kinder nach St. Ekaterina. In den Gründungskriegen haben sie viel abgekriegt. Und dann begannen die Sezessionskriege, als Sauron St. Ekaterina ohne Warnung überfiel. Das System blieb loyal, nur …«
»Wie Neuschottland«, sagte Rod.
Cargill nickte heftig. »Genau, Sir. Verbissene Imperiumsanhänger. Bei ihrer Geschichte ist das zu verstehen. Die einzigen Friedenszeiten, die sie erlebt haben, verdankten sie einem starken Imperium.«
Rod nickte nachdenklich und wandte sich wieder seinen Bildschirmen zu. Es gab nur eine Möglichkeit, den Admiral zufrieden zustellen. »Staley«, befahl Blaine energisch, »verständigen Sie Kelley: er hat sämtliche Infanteristen auf die Suche nach den entflohenen Splits anzusetzen. Sie sollen sofort schießen. Wenn möglich nur auf die Beine, aber auf jeden Fall schießen. Und lassen Sie diese Frettchen im Kombüsenbereich los.«
21
Die Gesandten
Als das Split-Schiff näher kam, verbarg die grelle Flamme seines Fusionsantriebs alles, was auf seine Bauweise hätte schließen lassen. Die
»Schiff klar zum Gefecht, Mr. Staley«, befahl Blaine ruhig.
Staley ergriff den großen roten Hebel, der jetzt auf Bereitschaftszustand wies, und schwang ihn im Uhrzeigersinn herum. Sirenen schrillten, dann ertönte von einer Bandaufnahme das Trompetensignal ›Zu den Waffen!‹ Kurz und klar hallten die Töne durch die stählernen Gänge.
»Achtung, Achtung! Alle Mann auf Gefechtsstationen! Alle Mann auf Gefechtsstationen!
Alarmzustand Rot Eins!«
Offiziere und Besatzungsmitglieder eilten auf ihre Posten — Geschützmannschaften, Ortungsfachleute, Torpedomaats, Flotteninfanteristen. Techniker und Köche und Magazineure wurden zu Reparaturarbeitern. Überall im Schiff bemannten Sanitäter Erste-Hilfe-Stationen. Alles ging rasch und lautlos. Rod fühlte heißen Stolz in sich aufsteigen. Cziller hatte ihm ein gut geführtes Schiff übergeben, und das war es bei Gott immer noch. »Kommunikationszentrale meldet Zustand Rot Eins«, verkündete der Brückensprecher. Der Steuermannsmaat Dritter Klasse sprach nur aus, was ihm ein anderer vorsagte, und im ganzen Schiff gehorchten Männer seiner Stimme, aber er gab nie eigene Befehle. Er wiederholte nur Worte, die die
»Geschützräume melden Zustand Rot Eins.«
»Infanteriekommandant meldet Zustand Rot Eins.«
»Staley, die Infanteristen, die nicht für Wachposten eingeteilt sind, sollen die Suche nach diesen entflohenen Splits fortsetzen«, befahl Blaine.
»Aye, aye, Sir.«
»Reparaturzentrale meldet Zustand Rot Eins.«
Das Split-Schiff bremste mit auf die
»Is’ nich’ sehr heiß, Käptn«, meldete Sinclair über das Vidifon. »Das Feld wird zwanzig Minuten oder länger gut damit fertig. Die Flamme is’ auch ziemlich breit, so dass das Feld kaum überhitzte Stellen kriegen wird.«
Blaine nickte. Er war zu demselben Schluss gekommen, aber es war immer besser, auch noch die Meinung eines anderen einzuholen. Er beobachtete, wie der grelle Lichtfleck immer größer wurde.
»Scheinen ganz friedlich zu sein«, meinte Rod zu Renner. »Selbst wenn das ein Kriegsschiff sein sollte.«
»Ich glaube nicht, dass es eins ist, Kapitän.« Renner wirkte recht unbeteiligt. Auch im Falle eines Angriffs durch das Split-Schiff würde er wahrscheinlich mehr Zuschauer als Betroffener sein. »Zumindest zielen sie mit ihrem Antrieb nicht genau auf uns.
Höflichkeit ist alles.« »Leider nicht. Der Feuerstrahl verbreitert sich, und ein Teil streift unser Langston-Feld: damit können sie seine Wirkung gut beobachten.« »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Verdammt nochmal!« brüllte Blaine. »Das ist die Astronomieabteilung. Machen Sie diese Gänge frei!«
»Wird wohl Buckman sein«, meinte Renner grinsend. »Die Männer werden’s nicht leicht haben, ihn in seine Kabine zu kriegen …«
»Ja. Mr. Staley, sagen Sie den Soldaten, dass Buckman in seine Kabine zu bringen ist, selbst wenn sie ihn hinschleifen müssen.«