Snape richtete sich langsam auf und drehte sich um, um sie anzusehen.»Nun…wie lange unterrichten Sie schon in Hogwarts?«fragte sie, mit der Feder über dem Klemmbrett…»Vierzehn Jahre,«antwortete Snape. Seine Mine war unergründlich. Harry betrachtete ihn genau und fügte seinem Zaubertrank gleichzeitig ein paar Tropfen hinzu; der zischte bedrohlich und wechselte die Farbe von türkis zu orange.
»Sie haben sich zuerst als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste beworben, glaube ich?«fragte Professor Umbridge Snape.
»Ja,«sagte Snape ruhig.
»Aber Sie waren erfolglos?«
Snape schürzte die Lippen.
»Offensichtlich.«
»Und sie haben sich regelmäßig wieder für die Verteidigung gegen die Dunklen Künste beworben, seit Sie hier an die Schule kamen, glaube ich?«
»Ja,«sagte Snape ruhig, fast ohne die Lippen zu bewegen. Er sah sehr wütend aus.
»Haben Sie eine Idee, warum Dumbledore es immer wieder ablehnte, sie dafür einzustellen?«fragte Umbridge.
»Ich schlage vor, Sie fragen ihn.«sagte Snape abgehackt.
»Oh, das werde ich,«sagte Professor Umbridge mit einem süßlichen Lächeln.
»Ich nehme an, daß das von Bedeutung ist?«fragte Snape, und seine schwarzen Augen verengten sich.
»Oh ja,«sagte Prof. Umbridge,»ja, das Ministerium möchte ein eingehendes Wissen über die – äh – Hintergründe der Lehrer.«
Sie drehte sich weg, ging hinüber zu Pansy Parkinson und begann, sie über den Unterricht zu befragen. Snape sah herüber zu Harry und ihre Augen trafen sich für einen Moment. Harry wandte seinen Blick hastig seinem Zaubertrank zu, der jetzt widerlich stinkend erstarrte und stark nach verbranntem Gummi roch.
»Also wieder null Punkte, Potter,«sagte Snape boshaft, indem er Harrys Kessel mit einem Schwung seines Zauberstabs leerte.»Sie schreiben mir einen Aufsatz über die richtige Zubereitung dieses Zaubertranks, in dem Sie aufzeigen, was schief gegangen ist und warum, zur nächsten Stunde, verstehen Sie?«
»Ja,«sagte Harry wütend. Snape hatte ihnen schon Hausaufgaben gegeben und an diesem Abend hatte er Quidditch-Training; das würde wieder ein paar schlaflose Nächte bedeuten. Es schien ihm unmöglich, daß er sich an diesem Morgen beim Aufwachen so glücklich gefühlt hatte. Alles, was er jetzt spürte, war der brennende Wunsch, daß dieser Tag zu Ende ginge.
»Vielleicht schwänze ich Wahrsagen,«sagte er niedergeschlagen, als sie nach dem Mittagessen im Hof standen und der Wind an den Säumen ihrer Umhänge und an den Rändern der Hüte riss. Ich werde so tun, als sei ich krank und werde stattdessen Snapes Aufsatz schreiben, dann muß ich nicht die halbe Nacht aufbleiben.«
»Du kannst Wahrsagen nicht schwänzen,«sagte Hermine streng.
»Schau, wer da spricht, du bist aus Wahrsagen davongelaufen, du hasst Trelawney,«sagte Ron empört.
»Ich hasse sie nicht,«sagte Hermine hochmütig, ich finde nur, daß sie eine entsetzliche Lehrerin und eine richtige alte Schwindlerin ist. Aber Harry hat schon Geschichte der Zauberei verpasst und ich glaube nicht, daß er heute noch etwas verpassen sollte.«
Darin war einfach zu viel Wahrheit, um es zu ignorieren, und so nahm Harry eine halbe Stunde später in der heißen, parfümgeschwängerten Atmosphäre des Wahrsagen-Klassenzimmers Platz und ärgerte sich über jeden.
Professor Trelawney teilte wieder einmal Exemplare von
Er war aber, so schien es, nicht die einzige Person in Wahrsagen, die wütend war.
Professor Trelawney knallte ein Exemplar des
»So, macht weiter!,«sagte Professor Trelawney laut – ihre Stimme war schrill und etwas hysterisch -»Ihr wißt, was ihr zu tun habt! Oder bin ich ein dermaßen unzulänglicher Lehrer, daß ihr nie gelernt habt, wie man ein Buch öffnet?«
Die Klasse starrte perplex erst zu ihr und dann zueinander. Harry aber glaubt zu wissen, worum es hier ging. Als Professor Trelawney – ihre vergrößerten Augen voll zorniger Tränen – zu ihrem Lehrersessel mit hoher Lehne.zurückstolzierte, neigte er seinen Kopf zu Rons und murmelte:»Ich glaube, sie hat die Ergebnisse ihrer Überprüfung zurückbekommen.«
»Professor?,«sagte Parvati Patil mit gedämpfter Stimme (sie und Lavender hatten Professor Trelawney stets ziemlich bewundert)»Professor, ist irgendwas – äh – verkehrt?«
»Verkehrt!,«schrie Professor Trelawney mit vor Aufregung bebender Stimme.»Bestimmt nicht! Ich bin beleidigt worden, gewiss…Anspielungen wurden gegen mich gemacht…haltlose Anschuldigungen erhoben…aber nein, es ist nichts verkehrt, bestimmt nicht!«
Sie holte tief, schlotternd Luft und schaute von Parvati weg, Tränen quollen unter ihrer Brille hervor.