Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Sie traten nach ihm durch die Tür in ein großes, aber nicht riesiges Eckbüro, das Blicke nach Süden und Westen bot. Durch eines der Fenster sah man die kühlen, eleganten Seitenfassaden des Freedom Tower, scheinbar so nahe, dass D’Agosta glaubte, sie fast berühren zu können. Ein Mann trat hinter seinem großen Schreibtisch aus schwarzem Granit hervor, der aussah wie die Steinplatte eines Grabmals. Ozmian, schlank, hochgewachsen und asketisch wirkend, war sehr gutaussehend. Er hatte schwarzes, an den Schläfen ergrautes Haar, einen kurz geschnittenen, grau melierten Bart und trug eine Metallbrille. Bekleidet war er mit einem weißen Strick-Rollkragenpullover aus dicker Kaschmirwolle, schwarzen Jeans und schwarzen Schuhen. Der monochromatische Effekt war extrem beeindruckend. Der Mann sah zwar nicht gerade aus wie jemand, der soeben einen Mitarbeiter abgekanzelt hatte, doch freundlich wirkte er auch nicht gerade.

»Das wurde aber auch Zeit«, sagte er und deutete zu einem Sitzbereich seitlich des Schreibtisches, was aber nicht als freundliche Aufforderung gemeint war, sondern als Befehl. »Meine Tochter ist seit vier Tagen verschwunden. Und endlich beehren mich zwei Behördenvertreter. Nehmen Sie Platz und setzen Sie mich über den Stand der Ermittlungen in Kenntnis.«

D’Agosta warf Pendergast einen Blick zu und sah, dass er gar nicht daran dachte, Platz zu nehmen.

»Mr. Ozmian«, sagte Pendergast, »wann haben Sie Ihre Tochter das letzte Mal gesehen?«

»Ich werde Ihnen das nicht noch einmal alles erzählen. Ich habe Ihnen die Geschichte doch schon ein halbes Dutzend Mal am Telefon –«

»Nur zwei Fragen, bitte.«

»Beim Abendessen. Vor vier Tagen. Hinterher ist sie mit Freunden ausgegangen. Und nicht wieder nach Hause gekommen.«

»Und wann genau haben Sie die Polizei gerufen?«

Ozmian seufzte. »Am nächsten Tag, so gegen zehn.«

»Waren Sie es nicht gewohnt, dass sie spät nach Hause kommt?«

»Nicht so spät. Was genau …«

Ozmians Miene wandelte sich. Er musste, dachte D’Agosta, irgendetwas in ihren Gesichtern gelesen haben. Der Typ war ziemlich helle. »Was ist denn? Haben Sie sie gefunden?«

D’Agosta atmete tief durch und wollte gerade etwas erwidern, als ihm Pendergast zu seinem großen Erstaunen zuvorkam.

»Mr. Ozmian«, sagte Pendergast in seinem ruhigsten, sanftesten Tonfall, »wir haben eine schlechte Nachricht: Ihre Tochter ist tot.«

Ozmian wirkte, als wäre er gerade eben angeschossen worden. Er taumelte etwas und musste sich an einer Stuhllehne festhalten, um nicht zu stürzen. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, die Lippen bewegten sich, aber er brachte nur ein unverständliches Flüstern zustande. Er sah aus wie ein lebender Toter.

Als er abermals wankte, trat D’Agosta einen Schritt auf ihn zu und packte ihn am Arm und an der Schulter. »Sir, bitte setzen Sie sich.«

Ozmian nickte stumm und ließ sich von D’Agosta zu einem Stuhl führen. Der Mann fühlte sich leicht wie eine Feder an.

Fast unhörbar formten Ozmians Lippen das Wort »Wie?«.

»Sie ist ermordet worden«, sagte Pendergast, dessen Stimme immer noch ganz ruhig klang. »Ihr Leichnam wurde gestern Abend in einer leer stehenden Autowerkstatt in Queens aufgefunden. Wir konnten heute Morgen eine Identifizierung vornehmen. Wir sind gekommen, um Sie offiziell darüber zu informieren, ehe die Zeitungen die Geschichte bringen – was sie jeden Augenblick tun werden.« Obgleich Pendergast seine Sätze völlig emotionslos vorbrachte, gelang es ihm doch, tiefe Anteilnahme und Betrübnis zum Ausdruck zu bringen.

Wieder bewegten sich Ozmians Lippen. Mit erstickter Stimme fragte er: »Ermordet?«

»Ja.«

»Wie?«

»Man hat ihr ins Herz geschossen. Sie war auf der Stelle tot.«

»Geschossen? Erschossen?« Langsam kehrte die Farbe in Ozmians Gesicht zurück.

»In einigen Tagen wissen wir mehr. Ich fürchte, Sie haben die Aufgabe, die Leiche zu identifizieren. Wir begleiten Sie natürlich gerne dorthin.«

In Ozmians Zügen spiegelten sich Verwirrung und Entsetzen. »Aber … ermordet? Warum?«

»Die Ermittlungen sind erst wenige Stunden alt. Wie es aussieht, wurde Ihre Tochter vor mehreren Tagen getötet und ihr Leichnam in der Werkstatt zurückgelassen.«

Jetzt packte Ozmian die Stuhllehnen und erhob sich erneut. Seine Gesichtsfarbe war von Weiß zu Rosa gewechselt und wandelte sich nun in ein Feuerrot. Einen Augenblick lang stand er unschlüssig da und blickte von Pendergast zu D’Agosta und wieder zu Pendergast. D’Agosta merkte, dass der Mann seine Fassung wiedergewann. Wahrscheinlich würde er gleich in die Luft gehen.

»Ihr … Mistkerle.«

Stille.

»Wo war das FBI eigentlich in den vergangenen vier Tagen? Das war Ihr Fehler – Ihr Fehler!« Ozmian hatte den Satz im Flüsterton begonnen, zum Ende hin brüllte er die Worte. In seinen Mundwinkeln hatten sich winzige Speichelbläschen gebildet.

Pendergast unterbrach ihn ganz ruhig. »Mr. Ozmian, Ihre Tochter war vermutlich bereits tot, als Sie sie als vermisst gemeldet haben. Aber ich kann Ihnen versichern, dass alles getan wurde, um sie zu finden. Alles.«

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