Eine Wirkung feindlicher U-Boote in der Ostsee war mit Rücksicht auf die geringe Leistungsfähigkeit des russischen U-Boots-Materials in den ersten Monaten des Krieges kaum zu bemerken. Erst nachdem es Anfang September 1914 den beiden englischen U-Booten „E1" und „E9" gelungen war, durch den Sund in die Ostsee einzudringen, wurde dieser Druck fühlbar. Die Tätigkeit der U-Boote beeinAusste aber im Laufe des vergangenen Winters die Seekriegführung nur in geringem Маßе, hauptsachlich wegen der geringen Schießleistung, die die Boote aufzuweisen hatten. Mit dem weiteren Vorschieben der deutschen Seekriegführung nach Libau und weiter nördlich kamen unsere Schiffe mehr und mehr in den Bereich der englischen und russischen U-Boote. Daher mehrte sich wahrend des vergangenen Sommers die Zahl der auf unsere Schiffe gerichteten U-Bootsangriffe. In zwei Fallen, „Prinz Adalbert" und „Moltke", hatten feindliche U-Boote sogar einen größeren Erfolg zu verzeichnen.
Die Sachlage hat sich nun in der letzten Zeit, nachdem es anscheinend 4–5 neuen englischen U-Booten gelungen ist, in die Ostsee einzudringen, erheblich zu unseren Ungunsten verschoben. Die erste Wirkung musste die deutsche Handelsschifffahrt verspüren, indem innerhalb eines Zeitraums von 11 Tagen vom 2. — 12. Oktober 8 deutsche Schiffe mit 18 000 tons von ihnen zerstört wurden.
1. Abwehr-Maßnahmen
а) Durch schwimmende Streitkräfte
Der Abschluss der Ostsee gegen das Eindringen englischer Unterseeboote erfolgte durch Bewachungsstreitkräfte (Torpedoboote, Hilfskreuzer und Wachboote) an den Südausgängen des Kleinen und Großen Belts und des Sundes. Im Kleinen und Großen Belt war diese Bewachung verstärkt durch zwei Minensperren, die im Verein mit den dänischen Minensperren anscheinend genügt haben, um ein Eindringen der U-Boote an diesen Stellen zu verhindern. Dagegen ist es den am Sund aufgestellten Bewachungsstreit-Kräften nicht gelungen, die Durchschlupfe von U-Booten bei Nebel und unsichtigem Wetter zu verhindern. Eine Ergänzung finden diese Bewachungs-linien durch cine Flottille von 60 Fischermotorbooten, die im Bedarfsfall an bedrohten Stellen namentlich der westlichen Ostsee ausgelegt werden.
b) Abwehr durch Minen
Als Abwehrwaffe gegen Unterseeboote war zu Beginn des Krieges vom Reichsmarineamt die Schaffung und Erprobung einer Unterseebootsmine in Angriff genommen. Mit dieser sollte in erster Linie die für die Ostseekriegführung besonders wichtige Kieler Bucht geschützt werden, und zwar durch cine Sperre über den ganzen Fehmarn-Belt. Da die Wirkung einer solchen Sperre sich auch auf das dänische Hoheitsgebiet der benachbarten Insel Laaland erstreckte, so waren vor der Auslegung diplomatische Verhandlungen und Bekanntmachungen für die neutrale Schifffahrt notwendig, die den überraschenden Erfolg hatten, dass U-Boote sich von diesem Augenblick an nicht mehr in der Kieler Bucht zeigten. Das Legen der geplanten Sperre konnte unterbleiben, und die Minen wurden dazu verwendet, um die Ausfalltore der feindlichen U-Boote am Eingang des Rigaischen und Finnischen Meerbusens mit Minen zu sperren. Ferner wurde im September 1915 ein Teil dieser Minen zum Auslegen eines Minenfeldes am Südausgang des Sundes verwandt.
c) Abwehr durch Luftaufklärung
Auch die Luftwaffe wurde in der Ostsee in erheblicher Weise zum Катрf gegen die U-Boote herangezogen. Freilich ist diese Waffe in der Ostsee weniger geeignet zur Aufklärung gegen getauchte Unterseeboote wie in der Nordsee mit Rücksicht auf die geringere Durchsichtigkeit des Wassers. Immerhin ist es mehrfach gelungen, feindliche Unterseeboote festzustellen und in mindestens einem, wahrscheinlich aber mehreren Fallen durch Bombenwürfe Erfolge zu erzielen.
d) Hilfsmittel für den Meldedienst von U-Booten
Das bis jetzt erfolgreichste Mittel für den Meldedienst feindlicher U-Boote in der Ostsee sind die F.Т.-Richtungsanlagen gewesen. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, ein feindliches U-Boot, das einen Funkspruch abgibt, von zwei verschiedenen Orten aus zu peilen und auf diese Weise durch Kreuzpeilung so festzulegen, dass das Jagen des U-Bootes mit Torpedo- oder Vorpostenbooten erfolgen kann. Schiffsmeldeanlagen, wie sie in der Nordsee bei Norderney zur Feststellung passierender Unterseeboote bereits in Gebrauch genommen sind, sind bis jetzt in der Ostsee für die U-Bootsabwehr praktisch noch nicht verwandt worden, werden aber in der nächsten Zeit für den Fehmarn-Belt angeliefert werden.
e) Mechanische Mittel zur U-Bootsbekämpfung