Читаем Немецкий язык с Генрихом Бёллем. Хлеб ранних лет полностью

1          Mir schien immer, als habe ich eines jener Zimmer erwischt, von denen es nur eins gibt, und um so mehr war ich erstaunt, für Mullers Tochter ein fast ebenso gutes zu finden in der Innenstadt in einem Haus, wo ich die Maschinen eines Waschsalons zu überwachen habe: ich prüfe die Gummiteile auf ihre Haltbarkeit, erneuere Leitungen, bevor sie durchschleißen, befestige Schrauben, bevor sie sich ganz lockern. Ich liebe die Innenstadt, diese Viertel, die in den letzten fünfzig Jahren ihre Besitzer und Bewohner gewechselt haben wie ein Frack, der, erst zur Hochzeit angezogen, später von einem verarmten Onkel getragen wurde, der sich einen Nebenverdienst als Musiker zu verschaffen wusste; der von dessen Erben versetzt und nicht ausgelöst, im Pfandhaus schließlich bei der Versteigerung von einemKostümverleiher erworben wurde, der ihn zu mäßigen Preisen an verarmte Patrizier ausleiht, die überraschend zum Empfang irgendeines Ministers eingeladen werden, dessen Staat sie vergebens im Atlas ihres jüngsten Sohnes suchen.

2          Dort, in dem Haus, in dem jetzt der Waschsalon betrieben wird, hatte ich für Mullers Tochter ein Zimmer gefunden, das fast genau seinen Bedingungen entsprach: es war geräumig, nicht häßlich möbliert und hatte ein großes Fenster, das den Blick in einen der alten Patriziergärten freigab; mitten in der Stadt war es hier abends nach fünf friedlich und still. —

3          Ich mietete das Zimmer zum 1. Februar. Dann bekam ich Scherereien, weil Muller mir Ende Januar schrieb, seine Tochter sei krank geworden und könne erst am 15. März kommen, und ob ich nicht erreichen könne, dass das Zimmer zwar freigehalten, die Mietezahlung aber ausgesetzt werde. Ich schrieb ihm einen wütenden Brief und erklärte ihm die Wohnverhältnisse in der Stadt, und dann war ich beschämt, wie demütig er mir antwortete und sich bereit erklärte, die Miete für sechs Wochen zu zahlen.

4          Ich hatte kaum noch an das Mädchen gedacht, mich nur vergewissert, ob Muller die Miete auch gezahlt hatte. Er hatte sie geschickt, und als ich mich danach erkundigte, hatte die Wirtin mich gefragt, was sie mich schon gefragt hatte, als ich das Zimmer besichtigte. „Ist es Ihre Freundin, ist es bestimmt nicht Ihre Freundin?"

5          „Mein Gott", sagte ich ärgerlich, „ich sage Ihnen: ich kenne das Mädchen gar nicht."

6          „Ich dulde nämlich nicht", sagte sie, „dass ..."

7          „Ich weiß", sagte ich, „was Sie nicht dulden, aber ich sage Ihnen, ich kenne das Mädchen nicht."

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