»Danke«, sagte ich und hob es mir an die Lippen. »Grundgütiger, ist das
»Ja, und zwar ziemlich gutes Bier«, sagte er und setzte sich die Flasche an den Mund. Mit halb geschlossenen Augen trank er einige herzhafte Schlucke und ließ die Flasche dann mit einem zufriedenen Seufzer sinken. »Reinigt den Gaumen, erfrischt den Atem und bereitet den Magen auf die Verdauung vor.«
Unwillkürlich empfand ich Belustigung – und war zugleich schockiert.
»Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr die Angewohnheit habt, jeden Morgen zum Frühstück Bier zu trinken?«
»Natürlich nicht. Ich esse dazu etwas.«
»Ich bin erstaunt, dass Ihr auch nur einen einzigen Zahn in Euren Kiefern habt«, sagte ich ernst – riskierte aber ungeachtet dessen einen kleinen Schluck. Es
An diesem Punkt fiel mir auf, dass er sich auf eine Weise steif hielt, die nichts mit unserem Gespräch zu tun haben konnte. Langsam, wie ich nun einmal war, brauchte ich einen Moment, um zu begreifen, was nicht stimmte.
»Oh. Wenn Ihr furzen müsst«, sagte ich, »macht Euch meinetwegen keine Gedanken. Nur zu.«
Diese Beobachtung verblüffte ihn so sehr, dass er es tat.
»Ich bitte um Verzeihung, Madam!«, sagte er, und seine helle Haut wurde bis zum Haaransatz rot.
Ich versuchte, mir das Lachen zu verkneifen, doch meine unterdrückte Belustigung ließ das Bett erbeben, und er wurde noch röter.
»Hättet Ihr auch gezögert, wenn Ihr mit einem Mann im Bett wärt?«, fragte ich aus reiner Neugier.
Er rieb sich mit den Fingerknöcheln über den Mund, und seine Wangen erblassten wieder.
»Ah. Nun, das würde davon abhängen, mit welchem Mann. Im Großen und Ganzen jedoch nein.«
Er wusste ebenfalls, was ich dachte.
»Er hat mir einmal angeboten, sich mir hinzugeben. Wusstet Ihr das?« Seine Stimme war trocken.
»Ich gehe davon aus, dass Ihr verzichtet habt?« Ich wusste, dass er das getan hatte, doch ich war mehr als neugierig darauf, aus seiner Sicht von dieser Begegnung zu hören.
»Ja. Was ich von ihm wollte, war nicht das – zumindest nicht nur das«, fügte er aufrichtig hinzu. »Ich wollte ihn ganz – und ich war jung und stolz genug zu denken, dass ich mich nicht mit weniger zufriedengeben würde, wenn ich das nicht haben konnte. Und das konnte er mir natürlich nicht geben.«
Ich überlegte eine Weile und schwieg. Das Fenster stand offen, und die langen Musselinvorhänge bewegten sich im Wind.
»Habt Ihr es bedauert?«, fragte ich. »Dass Ihr nicht auf sein Angebot eingegangen seid?«
»Mindestens zehntausendmal«, versicherte er mir mit einem reumütigen Grinsen. »Gleichzeitig … war es eine der wenigen wirklich noblen Taten in meinem Leben, dies abzulehnen. Es stimmt nämlich, wisst Ihr«, fügte er hinzu, »dass sich die Selbstlosigkeit selbst belohnt – denn wenn ich darauf eingegangen wäre, hätte ich für immer alles zerstört, was zwischen uns war. Ihm stattdessen mein Verständnis geschenkt zu haben – so sauer es auch verdient war«, fügte er ironisch hinzu, »hat
Nach kurzem Schweigen wandte er sich mir zu.
»Darf ich … Ihr werdet mich für merkwürdig halten.«
»Nun ja, Ihr
Er warf mir einen Blick zu, der mit Nachdruck besagte, dass er nicht glaubte, dass
»Würdet Ihr gestatten, dass ich Euch sehe? Äh … nackt?«
Ich schloss ein Auge und peilte ihn mit dem anderen an.
»Das war aber doch gewiss nicht das erste Mal, dass Ihr mit einer Frau geschlafen habt?«, fragte ich. Er
Er spitzte nachdenklich die Lippen, als versuchte er, sich zu erinnern.
»Nun, nein, ich glaube aber, es könnte das erste Mal gewesen sein, dass ich es vollständig aus freien Stücken getan habe.«
»Oh, ich bin geschmeichelt.«
Er sah mich an und lächelte schwach.
»Das solltet Ihr auch sein«, sagte er leise.
Ich war schließlich in einem Alter, in dem … Nun, andererseits verfügte er wahrscheinlich aber auch nicht über dieselben instinktiven Reaktionen wie die meisten anderen Männer, wenn es um weibliche Reize ging. Womit sich dann die Frage aufdrängte …
»Warum?«
Ein schüchternes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und er lehnte sich an sein Kissen.
»Ich … bin mir nicht ganz sicher, um ehrlich zu sein. Vielleicht ist es ja nur der Versuch, meine Erinnerungen an die vergangene Nacht mit dem … äh … eigentlichen Erlebnis in Einklang zu bringen?«