Es wird beschlossen, die Hitler-Position genau zu definieren. Dahlems lernt sie auswendig, um auf dem Flug nach London keine kompromittierenden Papiere mit sich führen zu müssen. Es sind wiederum sechs Punkte, die nun zum Teil schon weiter greifen, als die sechs Punkte, die Hitler Henderson mit auf den Weg gegeben hat:
306 Das folgende Gespräch ist der Dahlerus-Darstellung entnommen. Siehe Dahlems, Seiten 61 ff 475
Dieses Angebot gilt also unverzüglich und nicht erst nach der Danzig-Lösung, wie es Hitler vorher vorgeschlagen hatte.
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Hier wird nun mit dem Korridor mehr verlangt, als nur die exterritorialen Transitwege. Da Polen bisher auf die von Hitler vorgeschlagene Minimallösung von sich aus nicht eingegangen ist, hofft er, mit Englands Rückendeckung auch den nicht polnisch bewohnten Teil des Korridors für Deutschland heimzuholen.
Göring ergreift einen Atlas, reißt ein Kartenblatt heraus und markiert mit einem Rotstift das Gebiet, das nach dem neuen Wunsch zu Deutschland kommen sollte.
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Dahlems sagt zu, den neuen Vorschlag so schnell wie möglich in London vorzutragen. Es ist inzwischen Morgen, als Hitler, Dahlems und Göring auseinander-gehen.
Am Nachmittag des 26. August, nachdem Halifax Dahlems mit dem Brief an Göring nach Berlin entlassen hatte, empfängt er noch Graf Raczynski, den polnischen Botschafter, und informiert ihn über die Gespräche Hendersons mit Hitler. Dabei gibt er weiter, daß „Hitler nicht die geringste Andeutung gemacht hat, was er als die Lösung der deutsch-polnischen Probleme ansieht.“307 Hitlers Lösungsvorschlag liegt aber seit dem 24. Oktober vorigen Jahres auf dem Tisch: Danzig und exterritoriale Transitwege gegen Freihafen und Handelsprivilegien in Danzig für die Polen, Grenzgarantien und ein Friedensvertrag für 25 Jahre.
Halifax hält das offensichtlich für keinen Lösungsansatz.
Nachzutragen für den 26. August sind noch die französischen Aktivitäten. Früh um 1 Uhr berichtet Botschafter Coulondre aus der deutschen Hauptstadt nach Paris. Er bringt dabei einen gänzlich neuen Vorschlag in die Debatte ein. Coulondre regt an, einen Bevölkerungsaustausch in sämtlichen deutsch-polnischen Grenzgebieten mit gemischter Bevölkerung vorzunehmen, statt der deutschen Danzig-Forderung nachzugeben.308 Der Vorschlag geht noch am gleichen Tag nach Warschau, wo er die Zustimmung des polnischen Außenministers findet.
307 Documents Brit. Foreign Policy, Third Series, Volume VII, Document 390
308 Bonnet, Seite 274
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