Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

So stark der Richtungsstreit im Kabinett, so schwach ist Frankreichs Außenwir-kung, als es gilt, die in Versailles eingefädelten Probleme im Konsens mit Polen und dem Deutschen Reich zu lösen.

Ein schon erwähnter Vermittlungsversuch der Franzosen und der Italiener von diesem Tag, dem letzten vor dem Krieg, ist da kaum noch des Beachtens wert.

Gegen Mittag schlägt Mussolini – wohl auf früheres Drängen der Franzosen –

eine Konferenz vor, die die Schäden von Versailles und alle Streitigkeiten zwischen Italien, England, Frankreich, Polen und Deutschland grundlegend heilen soll.383 Frankreichs Außenminister Bonnet ist der Auffassung, daß dieser Vorschlag erst zwischen Paris und London abgestimmt werden sollte, ehe Hitler eingeladen wird. So entsteht ein Abstimmungsprozeß bis in den späten Abend. Die englische Regierung hält den Vorschlag Mussolinis für eine Falle und rät, ihn nicht brüsk abzulehnen, sondern vorher eine Demobilisierung der Armeen aller Länder zu verlangen.384 Die französische Regierung ist um 22 Uhr soweit, der englischen ihren Entschluß mitzuteilen, daß sie Mussolinis Vorschlag für den Fall zustimmt, daß die deutsch-polnischen Verhandlungen gescheitert seien. London antwortet, daß es seine Entscheidung am nächsten Morgen nach Rom schicken werde. Dann aber rollt die Wehrmacht schon durch Polen. Beide, Briten wie Franzosen, lassen es nun laufen.


381 Benoist-Méchin, Band 7, Seite 494

382 Bonnet, Seite 281

383 Bonnet, Seiten 285 f

384 Benoist-Méchin, Band 7, Seite 513


503


Um 19 Uhr erscheint der italienische Botschafter Dr. Attolico zur Audienz bei Hitler und trägt ihm das Vermittlungsangebot des „Duce“ an.385 Für Hitler läuft die Zeit. Er kann zu dieser späten Uhrzeit den Anmarsch der deutschen Truppen nicht mehr stoppen. Mit jedem weiteren Tag, den er jetzt hingehalten wird, steigt die Gefahr, daß der Feldzug gegen Polen nicht in Warschau, sondern in Schlamm und Regen stecken bleibt. Die Generalität hat ihn beraten, nicht nach dem 2. September mit einem Feldzug zu beginnen. Das wissen auch die Generale bei den Briten und Franzosen.386 General Gamelin hat – wie schon erwähnt – damit gerechnet, daß ein deutscher Angriff im Herbst und Winter erfolglos stecken bleiben würde. So steht Hitler an diesem Abend nicht mehr vor der Wahl zwischen Verhandeln oder Krieg, sondern nur noch vor der zwischen dem Verzicht auf Danzig und den Schutz der deutschen Minderheit in Polen oder einem Krieg. Er sieht inzwischen, daß die Briten ihm nicht bei den Polen helfen werden, und daß die Polen unter dem Schutz der Briten nicht verhandeln wollen. Hitler lehnt das späte Angebot des „Duce“ dankend ab.

Eine allerletzte Möglichkeit, die Polen, Briten und Franzosen zu einem Überdenken ihrer Positionen zu bewegen, wird an diesem Tag ganz offensichtlich mit Bewußtsein unterlassen. Roosevelt, der seit sieben Tagen weiß, daß Hitler der Sowjetunion Ostpolen als ihr Interessengebiet zugestanden hat, hüllt sich auch jetzt in Schweigen. Es wird dem Präsidenten der USA nicht schwergefallen sein, sich vorzustellen, daß die polnische Regierung mit diesem, seinem Wissen die Rückgliederung des Freistaates Danzig in das Deutsche Reich dem nun sicheren Verlust Ostpolens vorgezogen hätte. Es klingt schon recht makaber, aber am Morgen dieses letzten Tages vor dem Krieg versichert der amerikanische Botschafter in Paris Bullitt seinem polnischen Kollegen Graf Łukasiewicz, er wisse aus verläßlicher Quelle, daß ein möglicherweise existierendes geheimes Zusatzabkommen zum Hitler-Stalin-Pakt nur die drei baltischen Staaten betreffe, nicht aber Polen.387

Hitler muß sich am Abend vor dem Kriege eine große Niederlage eingestehen.

Sein Traum vom Vertrag und der Partnerschaft mit England liegt in Scherben.

Für ihn sind es die Polen, deren Unnachgiebigkeit den Weg zur Erfüllung seines Traums versperrt. In seiner Verärgerung über diese persönliche Niederlage versteigt sich Hitler zu einem Satz, der seine Kriegslust zu belegen scheint. Als der italienische Botschafter gegangen ist, wendet sich Hitler dem im Raum verbliebenen Staatssekretär Meißner zu und sagt:


385 ADAP, Serie D, Band VII, Dokument 478

386 Auch der franz. Außenminister Bonnet und der brit. Botschafter Henderson schreiben in ihren Erinnerungen, daß sie damals wußten, daß Hitler den Polenfeldzug aus Witterungsgründen nicht mehr hinausschieben konnte.

387 Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 604, unter Bezug auf den poln. Historiker Jêdrzeje-wicz in seinem Buch Łukasiewicz, Seite 269


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„Im Grunde genommen bin ich heilfroh, daß die Polen mein Angebotnicht angenommen haben. Ich habe es gegen meine innere Überzeugunggemacht, aber wenn die Polen es angenommen hätten, wäre ich daran gebunden gewesen.“ 388

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