Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Der Tod des Bundeskanzlers Dollfuß belegt die Nationalsozialisten Österreichs mit dem Odium des Verbrechens und des Putsches. Ihr Ansehen sinkt und damit auch die Attraktivität des von ihnen propagierten Anschlusses an das Deutsche Reich. Zu allem Unglück wird Deutschland nach den Schüssen auf den Diktator Dollfuß noch in den Fall verwickelt. Als der Versuch, Dollfuß festzunehmen, auf so tragische Weise fehlgeschlagen ist, werden die Putschisten im Ballhaus von Polizei und Militär umzingelt. Sie verlangen freien Abzug über die Grenze nach Bayern und drohen, sich bei Verweigerung des Abzugs mit ihren Waffen zu ver-schanzen. Zunächst wird freier Abzug zugesichert. Die Putschisten trauen dem Versprechen nicht und rufen den deutschen Botschafter in Wien zur Garantie und Überwachung ihres Abzugs telefonisch in das Ballhaus. Der Botschafter sagt spontan zu, sich einzuschalten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Er kommt damit zwar nicht mehr zum Zuge, doch mit dem Fluchtbegehren der Putschisten nach Deutschland und mit dem Auftreten des deutschen Botschafters ist 27 Benoist- Méchin, Band 5, Seite 151


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das Deutsche Reich für jedermann in Österreich und für die ganze Welt in diesen Putsch verstrickt. Es entsteht der falsche Eindruck, als seien die Fäden für die Affäre und für den Tod des Bundeskanzlers von deutschen Stellen aus gezogen worden. Das ist ein Dämpfer für den in Österreich bis dahin allgemein gehegten Wunsch nach einem Anschluß an das Deutsche Reich.

Der Ära Dollfuß folgt die Ära Schuschnigg. Das österreichisch-deutsche Verhältnis ist nach dem Tode Dollfuß' zunächst für die Dauer von zwei Jahren tiefgefroren. Auch unter Bundeskanzler Schuschnigg gibt es keine freien Wahlen.

Die Alleinherrschaft der aus der Christlich-Sozialen Partei hervorgegangenen

„Vaterländischen Front“ wird nun christlich-diktatorisch ausgerichtet. Auch Schuschnigg versucht, eine Vereinigung Österreichs mit Deutschland zu verhindern.

Erst im Sommer 1936 kommt es unter dem sanften Druck Italiens zu einem Wiederannäherungsversuch der beiden deutschsprachigen Staaten. Am 11. Juli 36 unterzeichnen Bundeskanzler von Schuschnigg und der deutsche

Sondergesandte für Österreich von Papen ein Deutsch-Österreichisches Abkommen über die Normalisierung und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten. Deutschland erkennt darin die „volle Souveränität des Bundesstaates Österreich“ an, und Österreich bekennt sich ausdrücklich dazu, ein deutscher Staat zu sein. Im Zusatz zum Abkommen sichert Schuschnigg schriftlich zu, „Vertreter der bisherigen sogenannten Nationalen Opposition in Österreich“ zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen.

Hitler kommentiert das Abkommen gegenüber dem Führer der österreichischen Nationalsozialisten Josef Leopold mit den Worten:

„Dieses neue Abkommen nehme ich sehr ernst. Die österreichischen Nationalsozialisten müssen eine mustergültige Disziplin bewahren und denAnschluß als eine innerösterreichische Angelegenheit betrachten, und versuchen, auf diesem Wege in Österreich Fortschritte zu machen.“28

Hitler hält den späteren Anschluß Österreichs für eine zwangsläufige Folge des in der Vergangenheit so oft bekundeten Willens der Mehrheit der österreichischen Bevölkerung. Die von Deutschland anerkannte Souveränität des Bundesstaates Österreich steht dem nach Hitlers Ansicht nicht entgegen. Hitler ist sich sicher, daß der Anschluß Österreichs eines Tages die freie und souveräne Entscheidung einer österreichischen Regierung sein wird. Doch er soll sich täuschen. Bedauerlicher Weise kann das Abkommen vom 11. Juli die deutsch-

österreichischen Differenzen nicht überbrücken.


Bundeskanzler Schuschnigg will ein in Habsburger Tradition stehendes souverä-

nes Österreich erhalten, einen zweiten „besseren“ deutschen Staat. Als die österreichische Regierung keinen Ansatz zeigt, ihr Versprechen aus dem Juli 1936 einzulösen und Kräfte aus der Nationalen Opposition an der politischen Verantwor-28 v. Papen, Seite 424


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tung zu beteiligen, wird das Verhältnis zwischen Berlin und Wien wieder gespannt.

In der Folgezeit lösen sich in Österreich pro- und antideutsche Demonstrationen des Bevölkerungswillens ab. Im April 1937 setzt Schuschnigg auf deutsches Drängen einen Vermittler zwischen der Regierung und den Kräften der sogenannten Nationalen Opposition ein, um diese, wie versprochen, zur Mitwirkung an der politischen Verantwortung heranzuziehen. Der Vermittler ist der junge und parteilose Rechtsanwalt Dr. Seyß-Inquart, der sowohl das Vertrauen seines Bundeskanzlers Schuschnigg hat als auch bald das von Adolf Hitler29. Seyß-Inquart macht keinen Hehl aus seinem Wunsch nach einem Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich.


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