Читаем 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte полностью

Roosevelt hat die Strafen des Versailler Vertrages gegenüber Deutschland Zeit seines Lebens als gerecht verteidigt, und er hat verlangt, sie weiter durchzusetzen. Das Selbstbestimmungsrecht der „abgetrennten“ Deutschen interessiert ihn dabei wenig. Sein Verhältnis zu Prinzipien gibt auch in anderer Hinsicht Rätsel auf. In seinem Kampf für Demokratie und Menschenrechte beklagt er zum Beispiel vehement die Menschenrechtsverletzungen, deren sich die deutsche Reichsregierung schuldig macht. Dagegen berühren ihn die auch ihm bekannten Verfolgungen, Vertreibungen und Ermordungen von Angehörigen der ehemaligen Oberschicht in Rußland und von Großbauern, von Offizieren und Parteifunktionären offensichtlich wenig. Die massenweise „Liquidierung von Klassenfein-den“ in der Sowjetunion und die Menschenrechtsverletzungen in Polen und in der Tschechoslowakei fechten ihn nicht an. Er deutet sich die despotisch regierte Sowjetunion in eine Übergangserscheinung zu einer späteren sozialen und gerechten Gesellschaftsordnung um. Daß der deutsche entartete nationale Sozialismus der Konkurrenzentwurf des Diktators Hitler zu dem etwas älteren und schon vorher entarteten russischen Sozialismus der Diktatoren Lenin und Stalin ist, bleibt Roosevelt verschlossen. Auch die unterschiedliche Bewertung, die der Prä-

sident gegenüber dem Deutschen Reich und Polen vornimmt, ist kaum zu er-gründen. Im späteren Streit um Danzig und um eine exterritoriale Verkehrsanbindung des seit 1920 abgetrennten Ostpreußen an das Reichsgebiet steht Roosevelt ohne Zweifel auf der Seite Polens. Dabei geht es ihm nicht in erster Linie um den Schutz des Staates Polen. Sonst hätte er sich dieses ebenfalls autoritär ge-führte, bis in jüngster Zeit gegenüber seinen Nachbarn aggressive und antijüdische Land sicherlich genauer angesehen. Es geht ihm auch nicht um die Not der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Sonst hätte er die Polen in gleicher Wei-125


se wie die Deutschen in die Schranken weisen müssen. Schließlich übersteigt die Zahl der zwischen 1933 und 1937 an den US-Kongreß gerichteten Protestschrei-ben wegen antijüdischer Maßnahmen in Polen die Zahl der gleichen Klagen aus dem Deutschen Reich um ein Vielfaches54. Es geht dem amerikanischen Präsidenten allein darum, die von den USA in Versailles mitgeschaffene Ordnung zu erhalten. Roosevelt stellt das gleich nach Hitlers Regierungsübernahme un-mißverständlich klar.

Er, der selbst sofort nach Amtsantritt 20 Zerstörer und 2 Flugzeugträger für die Flotte bauen läßt, besteht darauf, daß Deutschlands Rüstung auf dem in Versailles festgelegten Niedrigstand zu bleiben hat55. Auch der Einzug deutscher Truppen in das Rheinland erbost den Präsidenten. Weitere Revisionen der Nachkriegsordnung von Versailles ohne Beteiligung und Billigung der USA wären für Roosevelt eine Demontage des Macht- und Führungsanspruchs, den er hier empfindet.

Roosevelts Sorge für eine demokratischere, gerechtere und sicherere Welt kreist nicht allein um Deutschland. Seine harten Reaktionen, in deren Sog das Deutsche Reich ab 1937 kommt, haben ihren Ursprung zunächst in Japan und Italien. Beide sind nach dem Ersten Weltkrieg nicht so mit Kriegsgewinnen abgefunden worden, wie ihnen das vor ihrem Kriegseintritt versprochen worden war, und beide Länder sind jetzt keine Alliierten mehr. Japan und Italien kämpfen um Gleichberechtigung mit England, Frankreich und den USA, und sie ringen um Wohlstand, Lebensraum und Kolonien.

Japan hat 1931 die Mandschurei erobert und in einen Vasallenstaat unter eigener Oberherrschaft umgewandelt. Italien schluckt 1936 Abessinien. Roosevelt beginnt nun, mit seinen Mitteln gegen beide Staaten vorzugehen. Er läßt die Zölle auf das Hauptexportgut Japans, die Textilprodukte, um 42 % erhöhen56 und er wirbt bei allen Staaten um ein Embargo gegen das Königreich Italien. Die Folgen sind, daß Japans Bemühungen um seine außenwirtschaftliche Unabhängigkeit vom Westen zunehmen, und daß sich Italien an das Deutsche Reich anschließt. Auch Deutschland erregt zu dieser Zeit des Präsidenten Argwohn. Der Austritt aus dem Völkerbund, der Wirtschaftsaufschwung, die Wiederaufrüstung und die Verlegung deutscher Truppen 1936 in das bis dahin ungeschützte Rheinland zeigen Roosevelt, daß hier eine neue Kraft im Kern Europas wächst, die eigenen Gesetzen folgt. Noch ehe Hitler sich nach außen mit irgendwelchen Forderungen regt, ist Deutschland für den Präsidenten zur Gefahr geworden.

Obwohl die USA sich seit 1921 mit einer ganzen Anzahl von Gesetzen zur Neutralität verpflichtet haben, beginnt Roosevelt ab etwa 1936, Deutschland, Japan und Italien mit verschiedenen Mitteln und Methoden zu bekämpfen. Ab 1937 fä-


54 Congressional Record. House of Representatives Protokoll vom 9. Juli 1937, zitiert bei Hoggan, Seite 813

55 Forderung Roosevelts gegenüber Reichsbankpräsident Schacht am 6. Mai 1933. Siehe Tansill, Seite 63

56 Bavendamm, Roosevelts Weg zum Krieg, Seite 224


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