Im Februar 1938 bieten Hodscha und Beneš den Sudetendeutschen Zugeständnisse bei der Pflege und Anerkennung der deutschen Sprache und Kultur an, doch sie verbinden dieses Angebot mit einer scharfen Zurückweisung aller Forderungen nach Autonomie der Nationen innerhalb der Tschechoslowakei. Die Anerkennung der deutschen Sprache und Kultur ist jedoch nur das, was den Sudetendeutschen nach der tschechoslowakischen Verfassung ohnehin schon zugestanden hätte. Die sudetendeutsche Bevölkerung ist nun mit kulturellen Zugeständnissen allein nicht mehr zu gewinnen. Arbeitslosigkeit und materielle Not der in ihren eigenen Gebieten vom tschechischen Staat wirtschaftlich benachteiligten Deutschen verschärfen den Konflikt. Es kommt in Eger (heute Cheb), Reichenberg (heute Liberec), Aussig (heute Usti) und Komotau (heute Chomutov) zu spontanen Demonstrationen der Sudetendeutschen. Die Tschechen reagieren hart mit Po-lizeieinsätzen, Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Gerichtsverfahren. Die Vielvölker-Krise der Tschechoslowakei ist damit unversehens von einer politischen Auseinandersetzung zum offenen Gewaltkonflikt geworden.
Am 20. Februar 1938 äußert sich Hitler zum ersten Male öffentlich zum Los der Deutschen in der Tschechoslowakei. Er bezieht in einer Reichstagsrede80 Stellung zur Lage der Deutschen in Österreich und in der Tschechoslowakei und führt dabei unter anderem aus:
79 ADAP, Serie D, Band II, Dokument 23
80 Hierbei handelt es sich um die erste – wenn auch nur innerhalb Berlins -jemals vom Fernsehen übertragene Rede
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Bei den erwähnten 10 Millionen Auslandsdeutschen weiß jedermann im Inland und im Ausland, daß Hitler außer den 6 Millionen Deutsch-Österreichern auch die über 3 Millionen Sudetendeutschen meint.
Trotz des Seitenhiebs auf England trifft der deutsche Kanzler mit seinem Eintreten für die Deutschen in der Tschechoslowakei durchaus auch auf Verständnis bei einem Teil der britischen Öffentlichkeit. So kommentiert der englische Medienzar Rothermere am 6. Mai 1938 in der DAILY MAIL: